Dem Buchenblatt abgeschaut

Saarbrücken · Auf dem Gelände der der HTW haben Architekten einen Pavillon aufgebaut, dessen Konstruktion auf Naturbeobachtungen beruht. Statik und Bauweise wurden von einer Kieselalge und dem Buchenblatt abgeschaut.

 HTW-Professor Göran Pohl hat zusammen mit Studenten den sogenannten BOWOOSS, einen Leichtbau-Pavillon entworfen. Foto: Dietze

HTW-Professor Göran Pohl hat zusammen mit Studenten den sogenannten BOWOOSS, einen Leichtbau-Pavillon entworfen. Foto: Dietze

Saarbrücken. Wenn zu einem wissenschaftlichen Symposium 50 Prozent mehr Leute kommen, als gemeldet waren, dann kann das nicht nur an den belegten Schnittchen liegen. So ist mit Gewissheit anzunehmen, dass die Menschen eine Begeisterung für den Sommerpavillon entwickelt haben, der als Ergebnis eines zweijährigen Forschungsprojektes im Saarbrücker Waldhausweg 14 steht, aus Sicht des Publikums leider nur im Hof der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, die sich hier mit Architektur und Bauingenieurwesen beschäftigt.Dieser hölzerne Pavillon, 16 Meter lang, acht Meter breit und vier Meter hoch, von einem baden-württembergischen Betrieb zusammengezimmert und per Lkw hergefahren, wäre an jedem öffentlichen Ort in der Stadt eine Attraktion, sei es als Skulptur oder als Klettergerüst für Kinder.

Entwickelt und gebaut wurde das reine Demonstrationsbauwerk aber um zu zeigen, was die Architektur aus der Natur abgucken kann ("Bionik"). Und zwar nicht, um deren Formschönheit in Gebäude zu übertragen, sondern um Holzbauten wie etwa Pavillons, Konzertmuscheln, Flugzeugunterstände, Hallendächer oder Messestände filigraner und effizienter zu machen, aus statischen Gründen, aus Kostengründen und wegen der Nachhaltigkeit, wie Professor Göran Pohl erklärt.

So verdankt der Saarbrücker Forschungspavillon, der fast ohne Stahl auskommt (abgesehen von den Schrauben, die ihn zusammenhalten), seine Leichtigkeit Konstruktionsprinzipien, die man einer einzelligen Kieselalge und dem Buchenblatt abgeschaut und mit Hilfe von Computerberechnungen fürs Große anwendbar gemacht hat. Hunderte Spezies seien auf ihre Tauglichkeit getestet worden, erklärt Pohl. Der Projektleiter ist stolz auf das Ergebnis, mit dem man "in der obersten Liga der deutschen Hochschulen" spiele.

Der Pavillon, dessen Herstellung 60 000 Euro kostete (das Gesamtprojekt etwa eine halbe Million Euro) soll demnächst in Weimar und vielleicht in Freiburg gezeigt werden. Auf der Hannover Messe habe es bereits viele Anfragen von möglichen Nutzern gegeben, so Studentin Annika André.

htw-saarland.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort