St. Johanner Markt in Saarbrücken Wirte jubeln: Ausbau der Fußgängerzone beginnt früher – was sich für Autofahrer ändert

Update | Saarbrücken · Lange wurde darüber diskutiert, jetzt steht fest, dass der Ausbau der Fußgängerzone im Saarbrücker „Wohnzimmer“ schon sehr bald startet. Das dürfte nicht jedem gefallen. Einige aber freuen sich „wie Bolle“.

Mehr Menschen, kaum noch Autos: Auch die Türkenstraße wird zur Fußgängerzone.

Mehr Menschen, kaum noch Autos: Auch die Türkenstraße wird zur Fußgängerzone.

Foto: Thomas Schäfer

Die teilweise umstrittene Erweiterung der Fußgängerzone am St. Johanner Markt in Saarbrücken soll in Kürze beginnen. Das hat die Stadtverwaltung am Donnerstag per Pressemitteilung bekannt gegeben. Demnach werden die Obertor-, die Faß-, die Türken- sowie die Katholisch-Kirch-Straße Teil der Fußgängerzone im Herzen der City, die sich somit von 16 000 auf rund 25 000 Quadratmeter vergrößert.

Erweiterung beginnt wahrscheinlich kurz nach Ostern

Wie die Stadt mitteilt, werden in einem ersten Schritt bereits „im April“ neue Verkehrsregeln durch eine neue Beschilderung in Kraft gesetzt. Eine der wesentlichen Änderungen besteht darin, dass der Markt für Autofahrer künftig nicht mehr über die Obertorstraße zu erreichen sein wird.

 Über diese Kreuzung kommt bald kein Auto mehr in die Obertorstraße.

Über diese Kreuzung kommt bald kein Auto mehr in die Obertorstraße.

Foto: Thomas Schäfer

Wann genau der Umbau beginnt, darüber will die Landeshauptstadt nochmals gesondert informieren. Wahrscheinlich ist, dass dies nicht mehr vor Ostern, aber dann kurz danach geschieht.

Freude bei Oberbürgermeister Conradt

Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) zeigt sich erfreut darüber, dass es mit einem seiner Herzensprojekte nun endlich vorangeht: „Wir schaffen mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger in der historischen Altstadt. Dadurch erhöhen wir die Aufenthaltsqualität für alle Menschen. Unsere Altstadt und das hervorragende Angebot unserer Gastronomen und Händler werden die Menschen noch ungestörter genießen können. Ich freue mich darauf, dass die Menschen schon mit Beginn des Frühjahrs die neu gewonnenen Räume in der City für sich erobern können.“

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Erweiterung der Fußgängerzone inzwischen auch das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes beschäftigt. Eine Anwohnerin mit Behinderung will erwirken, dass Taxis und Freunde problemlos zu ihr fahren können. Große Chancen räumt die Stadt dem Ansinnen aber offensichtlich nicht ein. Weshalb sie jetzt bald loslegen will. Ersatz-Behindertenstellplätze sollen am Schillerplatz und in der Gerberstraße ausgeschildert werden, Taxis von ihrem angestammten Platz in der Obertorstraße in die Mainzer Straße ausweichen.

Echter Umbau startet Mitte Mai

Ab Mitte Mai, so heißt es, führt die Stadt dann schrittweise die vorgesehenen Umbaumaßnahmen an den Ein- und Ausfahrten durch. Entlang der Bleichstraße entstehen ein durchgehender Gehweg und neue Taxistellplätze. Die Kaltenbachstraße erhält im Übergang zur Gerberstraße eine elektronische Polleranlage für das Ein- und Ausfahren des Lieferverkehrs. Dieser ist weiterhin von 6 bis 12 Uhr zugelassen.

Wie die Stadt betont, sind die Baumaßnahmen zeitlich so geplant, dass alle größeren Veranstaltungen wie der Christopher Street Day im Juni oder das Altstadtfest im Juli „ohne größere Beeinträchtigungen“ stattfinden können.

Anwohner und Gewerbetriebende wurden den Angaben zufolge bereits über den Start der Arbeiten informiert oder werden dies nun auch in persönlichen Gesprächen. Auf deren Belange „wird Rücksicht genommen“, erklärt die Stadt. Auch würden neue Bewohnerparkausweise verschickt und es werde auf eine mögliche „Sonderzufahrtserlaubnis“ hingewiesen.

FDP: Ausbau verursacht unnötige Kosten

Speziell der FDP im Stadtrat dürfte das Vorgehen der Stadt dennoch nicht gefallen. Sie hatte den Oberbürgermeister erst vergangene Woche erneut aufgefordert, „das Projekt in seiner jetzigen Form und zum jetzigen Zeitpunkt einzustellen“. Die Erweiterung mache „keinen Sinn“ und verursache „nur unnötige Kosten“. Die geplante Million sollte besser in „sinnvolle Projekte wie Kindergärten, Grundschulen oder die Kultur“ investiert werden.

Vom ehemaligen Koalitionspartner CDU wurden die Liberalen für ihre ablehnende Haltung scharf kritisiert. „Das Verhalten der FDP in dieser Angelegenheit ist ein Glanzstück von Provinzialität“, erklärte CDU-Fraktionschef Alexander Keßler. Man könne sich nur darüber wundern, dass die FDP nicht erkenne, was die Erweiterung des St. Johanner Marktes für die gesamte Stadt bedeute. „Der FDP fehlt es an vorausschauendem, in die Zukunft gerichtetem Denken“, so Keßler. „Der FDP fehlt es an einer Idee für Saarbrücken.“

„Absolut perfekt, besser geht es nicht“

Für eine gute Idee hält Jochen Gräser den Ausbau der Fußgängerzone – verständlich, er hat vor wenigen Wochen in der Obertorstraße die Kneipe „Plan b.“ eröffnet: „Cool, ich freue mich wie Bolle, dass es jetzt so schnell losgeht – trotz einiger politischer Widerstände“, sagte er der SZ. Vor der Tür seiner Kneipe können bald deutlich mehr Tische und Stühle stehen, hofft Gräser. Informationen dazu, was möglich sein wird, hat er bislang von der Stadt aber noch nicht erhalten.

Auch Nasser Omar, Chef der Cocktail- und Sportsbar „Manhattan“ in der Türkenstraße, freut sich auf die Erweiterung: „Absolut perfekt, besser geht es nicht, ich bin dankbar dafür.“ In der Hoffnung, dass für seine Bar draußen bald mehr Platz sein wird, hat er bereits neue Möbel bestellt. Auch einen Termin mit dem Ordnungsamt hat er schon vereinbart. Er wünscht sich, dass es nicht zu viele Vorgaben geben wird, die die Freude über die größere Freiheit in der City trüben.

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