Wie zu Urgroßomas Zeiten

Riegelsberg · Wie aus 85 Kilo Quetschen und sechs Kilo Birnen 30 Kilogramm feinster Laquerisch entstehen, haben fünf Familien aus Riegelsberg gezeigt. Und dabei ganz fleißig gerührt und gerührt, zwölf Stunden lang.

 Laquerisch-Kochen ist eine dampfende Angelegenheit: Davon können Bernd und Mia Etringer, Edeltrud Kimmling, Yannik und Anja Webel, Gerda Pfaus, Irmgard und Jürgen Webel, Friedel und Inge Lydorf (von links) ein Lied singen. Foto: Monika Jungfleisch

Laquerisch-Kochen ist eine dampfende Angelegenheit: Davon können Bernd und Mia Etringer, Edeltrud Kimmling, Yannik und Anja Webel, Gerda Pfaus, Irmgard und Jürgen Webel, Friedel und Inge Lydorf (von links) ein Lied singen. Foto: Monika Jungfleisch

Foto: Monika Jungfleisch

Eine Tradition wird in der Kurzen Straße in Riegelsberg bewahrt: Laquerisch-Kochen in einem großen Kupferkessel, wie zu Urgroßomas Zeiten. Neben jeder Menge Quetschen und Birnen braucht es dazu tatkräftige Männer und Frauen, die die Masse zwölf Stunden rühren.

Männer testen Quetschen

Die fünf Familien, die an dem Spektakel beteiligt sind, kennen sich seit Jahren, haben schon so manches Straßenfest organisiert. Anfang der 1990er Jahre kamen Inge und Friedel Lydorf, Irmgard, Jürgen, Anja und Yannik Webel, Edeltrud Kimmling, Gerda Pfaus und Bernd und Mia Etringer (als Zugereiste aus Gresaubach) zum ersten Mal zum Laquerisch-Kochen zusammen. Seitdem gehören das Pflaumenpflücken, das Entfernen der Kerne und das stundenlange Rühren zum vorgezogenen Herbstbeginn.

Wenn der Sommer sich so langsam zurückzieht, drücken Friedel Lydorf und Jürgen Webel täglich die Quetschen in ihrem Garten. Wenn die beiden Männer sagen, jetzt ist die Zeit reif, wird zum großen "Halali" geblasen. Dann rücken neben den beiden auch Bernd Etringer und Frank Lydorf an, pflücken im Garten der fünf befreundeten Familien Quetschen und bereiten alles für das große Laquerisch-Kochen vor.

Jetzt war es wieder soweit. In vier Stunden landen 85 Kilo Quetschen in den Pflückeimern. Dazu kommen sechs Kilo Birnen. Weitere vier Stunden öffnen Inge, Irmgard, Mia, Edeltrud und Gerda die Quetschen, entfernen die Kerne und schneiden schadhafte Stellen weg. Am nächsten Tag wird die Masse in einem alten Kupferkessel langsam erhitzt.

Ständig wird umgerührt

Unter ständigem Umrühren, versteht sich. Denn Wasser wird nicht zugeführt, und anbrennen darf die Masse nicht. Erst ganz zum Schluss kommt pro zehn Kilo Quetschen ein Kilo Zucker dazu. Der Kupferkessel stammt übrigens noch aus einer Zeit, als es keine Waschmaschinen gab und Familie Lydorf darin ihre Wäsche gekocht hat.

Während die Männer sich mit Rühren ablösen, bereiten die Frauen mit "Bohnesupp mit Quetschekuchen" eine schmackhafte Stärkung zum Mittag zu. Streuselkuchen darf auch nicht fehlen, und nach rund zwölf Stunden harter Arbeit, versüßt mit netten Gesprächen unter Nachbarn und Freunden, ein paar Fläschchen Bier und ein paar winzigen Schlückchen "Klarem", kann die Marmelade in Gläser abgefüllt werden. Aufgeteilt werden diese nach dem individuellen Bedarf der Familien.

Ein wunderschöner Tag geht für die Nachbarschaftsgemeinschaft langsam zu Ende. Dass alle viel geschafft haben, zeigt zwar die "Ausbeute" - nämlich rund 30 Kilogramm feinster Laquerisch -, doch im Mittelpunkt steht die Geselligkeit. "Arbeit war das nicht, eher Spaß", meinen alle übereinstimmend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort