Riesiges Interesse an Dorfladen
Walpershofen · Kann ein Dorfladen die Grundversorgung in Walpershofen sichern, gleichzeitig ein Ort der Kommunikation sein und sich auch noch wirtschaftlich tragen? Das Interesse am Info-Abend zu dem Thema war ausgesprochen groß. Gleichzeitig wurde aber auch gemahnt, realistisch und nicht blauäugig an die Sache heranzugehen.
Im August 2012 musste der Frischemarkt im Walpershofer Ortszentrum wegen rückläufiger Kundenzahlen schließen. Seitdem herrscht eine Versorgungslücke im Lebensmittelbereich - zumindest für die nicht mobilen Bewohner. Der Riegelsberger Bürgermeister Klaus Häusle möchte diese Lücke schließen und einen Dorfladen installieren (wir berichteten). Zuvor wollte er aber wissen, wie groß das Interesse an einem solchen Laden ist und lud für Mittwoch zu einem Informationsabend in die Köllertalhalle ein.
Das Interesse scheint riesig zu sein, denn 115 Leute kamen. "Das zeigt mir, dass das Potenzial in Walpershofen für einen Dorfladen vorhanden ist", freute sich Häusle. Er erinnerte daran, dass Versuche, das Ladenlokal neu zu vermieten, bisher scheiterten.
Die Lösung soll jetzt so aussehen: Eine Arbeitsgruppe um Häusle, Werner Peters, Toni Schneider, Rudolf Klein, Ralph Schmidt, Pascal Altmayer, Hartwig Diehl, Manfred Diehl, Bernd Schampel und Norbert Holzer hat das Dorfladen-Konzept entwickelt - ein Konzept für kleine Ortschaften, ein Geschäft zu etablieren, etwa wie früher die Tante-Emma-Läden. Es soll ein Versuch sein, die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs sowie Dienstleistungen in Walpershofen dauerhaft und ortsnah anzubieten.
Nicht das "Einkaufen XXL" stehe dabei im Vordergrund, sondern die Kommunikation. Gesucht wird jetzt eine Person oder eine Gruppe, die einen solchen Dorfladen betreibt.
Kommen auch Kunden?
Ortsvorsteher Werner Hund erinnerte jedoch daran, dass Walpershofen bis vor einem Jahr mit dem Frischemarkt bereits einen "Dorfladen" hatte. Einen mit einem weitaus größeren Sortiment sogar. "Wenn die Walpershofer mehr oder wenigstens überhaupt mal in diesem Markt eingekauft hätten, hätte der nicht schließen müssen", kritisierte Hund und fragte die Bürger eindringlich: "Sind Sie wirklich bereit, in einem Dorfladen einzukaufen unter den gleichen Bedingungen wie vorher, nur mit kleinerem Sortiment?" Auch Leander Wappler (IHK Saarland) warnte vor zu viel Blauäugigkeit: "Wir haben im Bereich Einzelhandel einen mörderischen Wettbewerb. Der Trend geht zu großen Versorgungszentren, aber dadurch veröden die Dorfmitten."
Bürgermeister Alois Meyer aus Klausen bei Wittlich betreibt mit einem "Wirtschaftlichen Verein" seit 2007 sehr erfolgreich einen Dorfladen und stellte sein Projekt vor. Auch Meyer warnte vor unbedachten Schritten: "Es nutzt nichts, mit beiden Füßen reinzuspringen. Man muss die Situation im Dorf genau ausloten, sonst erlebt man eine Riesenpleite." Außerdem könne man einen solchen Laden nicht mit ehrenamtlichem, sondern nur mit professionellem Personal betreiben. Auch Fachleute, wie einen Steuerberater, müsse man haben. Meyer: "Einen Dorfladen nur mit dem Funken der Begeisterung zu betreiben, geht nicht, denn es gelten knallharte privatwirtschaftliche Gesetze."
Anteilsscheine für Bürger
Die Startfinanzierung in Klausen wurde über den Verkauf von symbolischen Anteilsscheinen in Höhe von je 100 Euro, über einen Kredit der Kommune sowie durch Eigenleistungen der Vereinsmitglieder gesichert. Ähnlich will man es auch in Walpershofen machen. Deshalb verteilte Häusle an die Besucher Umfragebögen, mit denen die Gemeindeverwaltung das Interesse an einem Dorfladen in Erfahrung bringen will. Sollte diese Umfrage positiv ausfallen, will die Arbeitsgruppe alle Haushalte in Walpershofen befragen.
Mehr Infos zum Klausener Dorfladen gibt es unter: www.klausen.de ("Märkte & Geschäfte" anklicken).
