235 Jahre Kirchenchor Cäcilia Püttlingen

Püttlingen · Das Jahr 1769: James Watt lässt sich die Dampfmaschine patentieren, Mozarts „Opera Buffa“ wird uraufgeführt, James Cook nimmt Neuseeland für die britische Krone in Besitz – und der bis heute erfolgreiche Kirchenchor St. Sebastian/Cäcilia wird gegründet.

 Der Kirchenchor Cäcilia Püttlingen wird in diesem Jahr 235 Jahre alt. Foto: Kirchenchor

Der Kirchenchor Cäcilia Püttlingen wird in diesem Jahr 235 Jahre alt. Foto: Kirchenchor

Foto: Kirchenchor

"Wenn in unserer schnelllebigen Zeit eine Sache ein so hohes Alter erreicht, dann muss die Grundlage und der innere Wert der Sache so gut und stark sein, dass sie zeitlichen Wandel, menschliches Versagen und Vergänglichkeit jeder Art überdauern kann." Mit diesen Worten bewunderte der damalige Püttlinger Bürgermeister Hans Koch im Jahr 1970 das 190-jährige Bestehen des katholischen Kirchenchores Cäcilia Püttlingen . Wenn man 45 Jahre später ergründen möchte, warum es diesen Chor immer noch gibt und warum er auch im 235. Jahr präsent, erfolgreich und angesehen ist, dann darf man weiter auf Kochs Analyse zurückgreifen. Die Suche nach besagtem "inneren Wert" führt rasch auf eine Einstellung, die der seit 1998 amtierende Vorsitzende Peter Müller "freiwilligen Enthusiasmus" nennt: Die 68 Sängerinnen und Sänger proben überdurchschnittlich oft und wohl auch gern. Ohne dieses freudige Singenwollen, das "gern-mehr-tun-als-man-eigentlich-muss", wäre das Pensum nicht zu leisten. Nicht nur für die pastoralen Dienste in der Pfarrei St. Sebastian, sondern auch für zahlreiche Konzerte und weltliche Auftritte investieren die Chormitglieder viel Zeit. So kommen im Jahr auch einmal drei Dutzend und mehr Auftritte zusammen. Mit das schönste Kompliment für den Laienchor ist immer, wenn Außenstehende meinen, es mit Berufssängern zu tun zu haben. Barbara Syhr, die seit 25 Jahren dabei ist, hebt auch die gute Kameradschaft hervor: "Mir gefällt die Gesellschaft; es wird nie langweilig bei uns."

Der Chor hat ein dankbares Publikum, dessen Applaus wiederum neuen Ansporn gibt. "Es ist lukrativ, in dem Chor zu sein, denn man hat oft Gelegenheit zu zeigen, was man kann", erklärt Norbert Sperling vom Förderkreis Kirchenmusik und Kirchenchor St. Sebastian. Der Kreis wurde 1999 gegründet und hat heute 75 Mitglieder, in Popmusik-Kreisen würde man vielleicht "Fanclub" dazu sagen. Wie der Vorsitzende aus der Chronik berichtet, sei der Kirchenchor von St. Sebastian (seit 1847 ein kirchlich-weltlicher Verein mit Namen "Cäcilia") immer auch von den Umständen begünstigt gewesen. Wie sich den Kirchenaufzeichnungen entnehmen lässt, hielten die Pfarrer immer große Stücke auf den Chor, der Zeit seines Bestehens Kulturträger der kirchlichen und der zivilen Gemeinde war. Umgekehrt dokumentierten die Sänger ihre Verbundenheit mit der Kirche, indem sie etwa ein Kirchenfenster spendeten (1909) oder einen Sessel für ihren damaligen Präses Pastor Dr. Dahm (1903). Gut gepasst hat wohl immer die Harmonie des Chores und der Persönlichkeiten, die an seiner Spitze standen und den Takt als Chorleiter angaben. Wie sich Norbert Sperling erinnert, "kam immer ein Guter nach". Seit 2000 leitet Kantor und Organist Claus Bär den Chor hauptamtlich. Bär ist ein sehr respektierter, fordernder musikalischer Leiter, der den Chor "mit Zuckerbrot und Peitsche" voranbringt. Man müsse "immer ein Ziel vor Augen" beziehungsweise "kreative Spannung" haben, um sich weiter zu entwickeln, ist er überzeugt.

Diese Spannung dürfte in diesen Tagen besonders hoch sein, denn der Chor hat einen großen Auftritt zum 20. Jubiläum der Püttlinger Kardinal-Maurer-Gesellschaft - das Konzert am 28. September, 17 Uhr, in St. Sebastian markiert gleichzeitig den Beginn der Feierlichkeiten zum 235-jährigen Bestehen des Chores. Vorgetragen wird die Cäcilienmesse von Charles Gounod, mit dabei sind das Orchester der Musikschule Püttlingen und Mitglieder des Staatsorchesters Saarbrücken. Die Einnahmen (Eintritt: zwölf Euro) kommen der Kardinal-Maurer-Stiftung zugute.

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