Heimathistoriker haben wieder viel geleistet Zwietracht, Kirche und ein Grab am Kreml

Dudweiler  · Band 15 der Dudweiler Geschichtswerkstatt ist gerade erschienen. Es gibt ihn auch auf dem Weihnachtsmarkt am 8. Dezember.

 Im Hintergrund des Marktplatzes stand die Marktschule. Im Zweiten Weltkrieg trug sie große Schäden davon.

Im Hintergrund des Marktplatzes stand die Marktschule. Im Zweiten Weltkrieg trug sie große Schäden davon.

Foto: Geschichtswerkstatt

Wer an Heimathistorie interessiert ist, wer wissen möchte, wie unsere Vorfahren lebten, was sie durchlebten und mit was sie sich herumschlagen mussten – in guten wie in gänzlich miserablen Zeiten – der wird es feierlich durchforsten und sich daran erfreuen, was wieder an Fakten zutage tritt. Es geht um das neueste Werk der Dudweiler Geschichtswerkstatt mit seinen interessanten Ausführungen in etlichen Bereichen des Lebens. Viel Arbeit steckt in dem rund 130 Seiten starken Band, und oft bleibt der Blick des Betrachters eine Zeitlang hängen an den wunderbaren Aufnahmen, die das Buch schmücken.

Den Anfang der historischen Beiträge macht ein umfangreiches Kapitel, das von einer „Dekade voller Unruhe im Schulverband Jägersfreude“ ab 1872 berichtet. Autor Gerhard Wahl geht da sehr ins Detail. Es geht unter anderem um den strittigen Erlass von Schulgeld, um Zank und Zwietracht, um das Gehalt der Lehrer, die um Erhöhung ihrer Bezüge nachsuchten, und um den „Unterricht in weiblichen Handarbeiten“, der von der Mittelstufe an zweimal wöchentlich erteilt werden sollte. Um die Mädchen „zu guten Hausmüttern zu bilden“. Wobei der Unterricht anstelle einer Lehrerin auch von einer „unbescholtenen Frau“ erteilt werden durfte. Man erfährt überdies von der „herzlichen Abneigung“ der Gemeinden Dudweiler und St. Johann zueinander.

Ein weiteres Kapitel im neuen Band der Geschichtswerkstatt befasst sich mit den ersten drei Jahren in Dudweiler nach dem Zweiten Weltkrieg. Autor Reinhard Jakobs schildert die Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur, wobei jede Person im Alter von 16 bis 55 Jahren wöchentlich vier Stunden für den Wiederaufbau arbeiten musste. Ehemalige Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen wurden indes zu Sondereinsätzen bei Aufräumarbeiten herangezogen.

Es herrschte gehöriger Lehrermangel in dieser Zeit, und die räumlichen Bedingungen für einen ordentlichen Unterricht waren denkbar schlecht. Die Marktschule war infolge der Kriegsschäden nicht zu benutzen, die Turmschule vorübergehend von den Franzosen als Kaserne genutzt. Man erfährt auch und staunt als Nachfahre, dass damals, zum Kriegsende, die Trennung nach Konfessionen schon seit zehn Jahren abgeschafft war, auf Druck der katholischen Kirche jedoch wurde sie 1945, mit Beginn des neuen Schuljahres, wieder eingeführt.

Sehr aufwändig auch das Kapitel, das sich mit der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt (St. Marien) befasst. Autor Klaus Kirch hat sehr viele Einzelheiten zusammengetragen und beleuchtet, sich vor allem mit den zahlreichen hier befindlichen Kunstgegenständen beschäftigt. Sehenswert vor allem auch das Altarkreuz (1976), dessen Bedeutung en detail der Künstler Ernst Alt beschrieben hat.

Autor Helmut Sauer beschäftigte sich derweil mit dem Dudweiler Friedhofsportal, mit der Einführung der Straßennamen und schön ausführlich auch mit dem Gehlenberg, mit dessen Geheimnissen und historischen Relikten.

Reinhard Jakobs wiederum ging der Frage nach, warum ein Dudweiler Bürger an der Kremlmauer begraben wurde. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten.

Erhältlich ist Band 15 für 11,80 Euro auf dem Dudweiler Weihnachtsmarkt am Samstag, 8. Dezember, in der Buchhandlung am Markt (Alban Sunde), in der Gaststätte Kopps Haus und natürlich auch bei allen Mitgliedern der Geschichtswerkstatt. E-Mail: geschichtswerkstatt@freenet.de

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