Kolumne zu Saarbrücker Corona-Wochenenden Vom Ärger über die Masken- und Abstandsverweigerer

Die Polizei war letztes Wochenende 27-mal vor Ort, um die Corona-Regeln durchzusetzen. Und manche Menschen finden es empörend, dass so etwas nötig ist.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Und wieder naht ein sonniges Corona-Wochenende. Wieder werden Tausende Saarbrücker ins Freie streben. Endlich durchatmen. Endlich in der Sonne räkeln, schlendern, plaudern, grillen, chillen, essen – und trinken, womöglich sogar Alkohol. Das tut gut nach all den trüben Wochen. Das ist normal, das ist in unserer Stadt so etwas wie gute Tradition. Das gehört so fest zu Saarbrücken wie die Alte Brücke. An den ersten sonnigen Wochenenden eines jeden Jahres herrscht Hochbetrieb am Willi-Graf-Ufer, am Staden, auf den Saarwiesen, im Deutsch-Französischen Garten, im Wildpark, im Stadtwald.

Aber Hochbetrieb zu Corona-Zeiten? Das kann auch Schattenseiten haben. Schon am vergangenen Wochenende registrierte die Polizei 27 Hinweise auf Verstöße gegen die Corona-Regeln. Meistens ging‘s darum, dass irgendwo zu viele Menschen auf einem Haufen standen oder saßen. Stimmt: Bei aller Freude über das schöne Wetter sollten wir die Corona-Regeln nicht über Bord werfen. Also Abstand und Maske nicht vergessen. Selbst wenn’s schwer fällt. Aber das wird auch an diesem Wochenende bei weitem nicht jeder beherzigen. Und einige, die sich konsequent an die Regeln halten, werden sich tierisch darüber ärgern, dass andere sich offensichtlich einen Scheiß darum kümmern. Und einige, die sich ärgern werden die Polizei verständigen – und andere werden sich am Montag bei der SZ beschweren, weil sie glauben, dass die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst nicht genug tun, um die Einhaltung der Regeln zu erzwingen.

All das ist verständlich. Denn natürlich ist es gelinde gesagt ärgerlich, dass sich so viele Menschen offensichtlich nicht an die Corona-Bestimmungen halten und auf Masken und Abstand pfeifen. Und wer sich an die Regeln hält, der hat sogar öfter das Problem, dass ihm die anderen bedrohlich nahe auf die Pelle rücken. Natürlich wäre es schön, wenn unsere Polizei all diese Menschen zur Ordnung rufen und ihnen bei Bedarf auch mal ein Bußgeld aufbrummen könnte. Aber dafür bräuchten wir halt wesentlich mehr Polizisten, vielleicht 100- oder 1000- aber eher 100 000-mal so viele, wie wir jetzt schon haben. Das würde teuer. Und wenn auch nur ein Teil derer, die Bußgeld bezahlen sollen, dagegen vor Gericht zieht, würden wahrscheinlich unsere Gerichte zusammenbrechen. Man könnte  glauben, den Menschen, die auf Masken und Abstand pfeifen, denen ist es wurscht, wie viele Lockdowns noch ins Land gehen.

Es ist ihnen wurscht, wie viele Existenzen dabei vernichtet werden. Und es ist ihnen wurscht, dass ihr Verhalten die Inflation beschleunigt. Denn all die Finanzspritzen für die Wirtschaft, für die Kommunen, das Gesundheitswesen usw. während und nach den Lockdowns schieben ja die Inflation an. Und Inflation bedeutet unter anderem, dass jede Altersvorsorge, die auf Geld basiert – beispielsweise die Rente – immer mehr an Kaufkraft verliert. Anders gesagt: Wer Masken und Abstand ablehnt, demontiert die Altersversorgung von Millionen Menschen und steigert für viele das Risiko, im Alter arm zu sein. Ist das wirklich Absicht? Oder fehlt’s da einfach nur an Weitsicht? Oder ist das gar die menschliche Natur: Einfach machen, was sich gerade gut anfühlt, egal was daraus wird? Kann sein.

Und was ist mit China? Läuft’s da besser? Der Staat sagt: Alle tragen Maske, und wer nicht mitzieht, muss blechen. Dagegen vor Gericht ziehen kann man dort nicht. Ist also unsere Demokratie schuld am Corona-Ärger. Hmm. Sicher nicht. Sie steht aber vor neuen Herausforderungen – denn noch nie konnten Menschen durch Missachtung so einfacher Regeln einen so immensen Schaden anrichten.  Erinnert sei an die Belgierin, die im Januar dafür sorgte, dass 5000 Menschen in Quarantäne mussten.

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