Das feige Spiel der Pfostenkicker

Kleinblittersdorf. Der Tatort ist 700 Meter lang, die Straftat in Sekunden verübt - fast jedes Wochenende und im Schutze der Nacht. Morgens sind die Folgen seit Jahren unübersehbar: aus den Haltern getretene Leitpfosten, die die Straße zwischen Sitterswald und Auersmacher säumen. Dieser Vandalismus empört den Sitterswalder Otto Simon

Kleinblittersdorf. Der Tatort ist 700 Meter lang, die Straftat in Sekunden verübt - fast jedes Wochenende und im Schutze der Nacht. Morgens sind die Folgen seit Jahren unübersehbar: aus den Haltern getretene Leitpfosten, die die Straße zwischen Sitterswald und Auersmacher säumen. Dieser Vandalismus empört den Sitterswalder Otto Simon. Ihm leuchtet nicht ein, dass die Pfostenkicker meist unerkannt bleiben. Das reiße die womöglich zu immer schwereren Straftaten hin. Er vermisst eine Reaktion der Polizei. Es müsse ein Leichtes sein, die Täter zu erwischen.Rudi Pauly und Walter Paulus, die Chefs des Polizeibezirks Saarbrücken-Land, verstehen den Ärger des Bürgers über das nächtliche Treiben sehr gut. Denn die Pfostenkickerei kann ein schwerer Eingriff in den Straßenverkehr sein (Paragraph 315b Strafgesetzbuch), eine Straftat, auf die bis zu fünf Jahre Haft stehen, wie Pauly sagt. "Das kann genauso gefährlich sein wie ein mutwillig entfernter Kanaldeckel", warnt sein Kollege Paulus. Aber den Tätern sei nun einmal nicht ohne weiteres auf die Schliche zu kommen: "Wir müssen sie auf frischer Tat erwischen, und wenn das so einfach wäre, würden wir das doch tun. Hinzu kommt, dass das Umtreten von Leitpfosten eine weit verbreitete Straftat ist - nicht nur zwischen Sitterswald und Auersmacher." Außerdem müsse die Polizei gerade nachts Prioritäten setzen und in einem großen Zuständigkeitsbereich immer dort sein, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Für Pauly, Paulus und ihre Kollegen sind die Pfostenkicker eine von vielen Tätergruppen, die sich am Eigentum anderer abreagieren. Die Wände beschmieren, Flaschen zertrümmern, Dreck hinterlassen. Gegenmittel: die Sicherheitsinitiativen des Polizeibezirks. Das heißt: hinfahren zu Szenetreffs. Präsenz zeigen am Bahnhof oder am Schulzentrum Kleinblittersdorf, am Spielplatz in der Güdinger Bahnstraße oder auf dem Bübinger Bolzplatz, um nur einige Einsatzbrennpunkte zu nennen. Ein Mittel ist die "Gefährderansprache": Die Beamten reden mit den jungen Leuten, notieren sich Personalien, zeigen: "Wir kennen euch. Sorgt dafür, dass hier nichts passiert." Das heißt aber auch, wie Rudi Pauly versichert: "Wir tun etwas gegen den Verdrängungseffekt. Wenn Jugendliche sich wegen unserer Kontrollen woanders treffen, sind wir dort." Ergebnis der Sommeraktion vom 1. Mai bis 30. September: allein in Kleinblittersdorf 162 Personenkontrollen, Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeitenverfahren (Owi). Weitere Einsatzbrennpunkte waren Güdingen (83 Kontrollen, Anzeigen und Owi), Brebach-Fechingen (58), Sitterswald (42) sowie Auersmacher und Rilchingen-Hanweiler (je 30).Und was ist mit dem Bahnhof Kleinblittersdorf, wo die Polizei seit Wochen noch mehr Präsenz zeigt? Rudi Pauly: "Seitdem sind von dort weder Straftaten noch Ordnungswidrigkeiten bekannt geworden. Und auch das sollten die Kleinblittersdorfer wissen: Die Gemeinde ist kein Kriminalitätsschwerpunkt." Ideen, die Lage zu verbessern, haben auch Bürger: "Es müsste ein Einfaches für Herrn Strichertz sein, wie in Püttlingen ein lokales Alkoholverbot zu verhängen", sagt ein Kleinblittersdorfer. "Ich spreche vielen aus der Seele. Diese Aktion darf kein Schreckschuss bleiben." Bürgermeister Strichertz: sagt: "Wir haben bereits einen Entwurf für ein Hausverbot in diesem Wartehäuschen. Und auch über das Alkoholverbot machen wir uns Gedanken. Und wir wollen es so erlassen, dass es nicht beim ersten juristischen Gegenwind fällt." Hinweise auf Straftaten an die Polizei in Brebach unter Telefon (06 81) 9 87 20.

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