Neujahrsempfang „Jeder Einzelne trägt die Verantwortung“

Saarbrücken · Oberbürgermeisterin ruft bei Empfang mit Zitat von Willi Graf zu mehr Respekt in der Gesellschaft auf.

 Der Neujahrsempfang ist stets das erste große Treffen der Verwaltungsspitze und der Kommunalpolitik mit engagierten Bürgern.

Der Neujahrsempfang ist stets das erste große Treffen der Verwaltungsspitze und der Kommunalpolitik mit engagierten Bürgern.

Foto: BeckerBredel/bub/fb

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hat zu mehr Respekt und Menschlichkeit in unserer Gesellschaft beim Presse- und Neujahrsempfang der Stadt am Freitag aufgerufen. Im Burbacher E-Werk sagte sie vor 1800 geladenen Gästen: „Unsere Gesellschaft ist spürbar rauer geworden. Der Hass gegen Fremde und Andersdenkende hat zugenommen. Das merken wir auch im Alltag.“ Angriffe gegen Ordnungsdienstmitarbeiter und Polizisten, Raserei und rücksichtsloses Parken seien an der Tagesordnung. „Es liegt in der Verantwortung von allen – Verwaltung, Politik und Bürgern – unser Zusammenleben wieder respektvoll und menschlicher zu gestalten.“

Die SPD-Politikerin wies dabei ausdrücklich auf das Gedenkjahr an den Saarbrücker Ehrenbürger Willi Graf hin, der furchtlos und konsequent Widerstand gegen die Nazidiktatur in der „Weißen Rose“ geleistet hatte. Die Nazis richteten ihn 1943 hin, in diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Britz erklärte, Willi Grafs Zitat „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“ passe auch zum Motto „Saarbrücken schafft Zukunft“ des Neujahrsempfangs. Britz: „Zukunft schaffen wir nur gemeinsam. Jeder Einzelne von uns trägt dafür die Verantwortung.“

Eine große gesellschaftliche Herausforderung sei es, die Flüchtlinge in Saarbrücken unterzubringen. Das habe die Stadt bisher gut bewältigt, trotzdem gebe es Konflikte und Stress. „Wir dürfen die Probleme nicht kleinreden“, sagte Britz. Das gelte auch für die Flüchtlingskriminalität. Sie forderte dazu auf, den Problemen auf allen Ebenen entgegenzuwirken. Die Oberbürgermeisterin kündigte eine Veranstaltungsreihe unter der Frage „Wie wollen wir zusammenleben?“ von April bis Juli an.

Britz erneuerte in ihrer Rede auch die Forderung, dass Saarbrücken mehr Polizisten brauche. Diese könnten das Sicherheitsgefühl der Bürger gerade abends erhöhen, zum Beispiel in der Bahnhof- und Kaiserstraße. Die Verwaltungschefin machte sich aber auch für mehr und gut bezahlte Pfleger, Erzieher und Lehrer stark. Hier sei die neue Bundesregierung gefordert. Auch das Schuldenproblem werde die Stadt nur mit Hilfe des Bundes in den Griff bekommen. Nach Ansicht von Britz kommt die Verwaltung beim Abbau der Schulden zwar voran. „Würden wir von den steigenden Sozialkosten und Zinslasten der Altverschuldung entlastet, könnten wir heute schon Überschüsse erzielen. Das zeigt, wie dringend wir eine Lösung des Altschuldenproblems und eine weitere Entlastung bei den Sozialkosten brauchen.“

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