Neben der Q.lisse Beim Sparen lässt der Chef nicht locker

Quierschied · SZ-Gespräch mit Bürgermeister Lutz Maurer über das, was sich in absehbarer Zeit in der Gemeinde Quierschied verändern wird.

 Der Kleine Markt in Quierschied.

Der Kleine Markt in Quierschied.

Foto: Lothar StrobelQuierschied

Am Freitagabend war Bürgermeister Lutz Maurer Gast beim Neujahrsempfang der Stadt Sulzbach. „Ehrensache“, sagte Maurer, in dessen Gemeinde man in diesem Jahr auf eine derartige Veranstaltung verzichtet, beim Besuch der SZ am Nachmittag: „Wir hatten im Herbst die feierliche Eröffnung der Q.lisse, des neuen Kultursaals. Im Frühjahr werden wir die Außenanlage ihrer Bestimmung übergeben. Daher verzichten wir aus Kostengründen diesmal auf einen Empfang.“

Die kommunalen Finanzen sind und bleiben das beherrschende Thema überall – und in Quierschied ganz besonders. Die Gemeinde weist trotz positiver Entwicklung in den letzten Jahren noch immer eine der höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen im Land auf. „2015 betrug der Jahresfehlbetrag im Haushalt der Gemeinde 3,9 Millionen Euro, 2016 waren es noch 1,7 Millionen und damit 260 000 Euro weniger als ursprünglich veranschlagt“, rechnet Maurer vor, „im Haushaltsplan 2018, den wir in diesem Monat noch verabschieden wollen, gehen wir trotz erneut gestiegener Regionalverbandsumlage von einem Fehlbetrag von 1,5 Millionen Euro aus. Während andernorts von der schwarzen Null erzählt wird, nähern wir uns tatsächlich dieser an.“

Die Erfahrung des parteilosen Bürgermeisters durch seine frühere  Tätigkeit im Controlling eines Unternehmens macht sich bemerkbar. Beispiel: Einhaltung von Zeit- und Kostenrahmen beim Bau der Q.lisse. Maurer hat alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus für das Thema sensibilisiert. Jede Kostenüberschreitung muss mit dem Verwaltungschef abgesprochen werden. „Ohne die Disziplin auch der politischen Gremien ist es nicht zu schaffen“, sagt er, der aber klar macht, dass das Spardiktat Grenzen haben muss: „Ich bereue die Entscheidung, Bürgermeister zu werden, keine Sekunde. Aber ich will nicht nur verwalten, sondern auch gestalten. Ohne die Hilfe von Land und Bund werden es Kommunen wie Quierschied mit einem historisch bedingten Schuldenstand aber nicht schaffen können.“

Ob die viel zitierte Interkommunale Zusammenarbeit ein entscheidender Beitrag zur Verringerung des Schuldenstandes sein  kann, bleibt bislang umstritten. Gerade wenn bei der geplanten Kompostieranlage formaljuristische Restriktionen eine praktikable Lösung verhindern (wir berichteten). „Spiesen-Elversberg, Friedrichsthal, Sulzbach und Quierschied waren sich über den Bau und Betrieb einer Anlage schon einig. Jetzt braucht man zwei, weil angeblich die Anfahrt zu weit sei“, sagt Maurer kopfschüttelnd. „Ich lerne den Beruf des Bürgermeisters ja noch“, erklärt er lächelnd, dass ihm die kommunalen Mühlen oft zu langsam mahlen. Doch es gibt auch positive Beispiele. „Quierschied und Sulzbach finanzieren die Musikschule. Nutznießer sind auch viele andere. Das neue, von Quierschied angestoßene Finanzierungskonzept zeigt schon im ersten Jahr Erfolge und bringt Entlastung für beide Kommunen. Dabei kann das pädagogische Programm in vollem Umfang weitergeführt werden.“ Noch im Januar wollen die Gremien aus Quierschied, Sulzbach und Friedrichsthal anhand der von der Firma Teamwerk erarbeiteten Daten einen Fahrplan für die weitere Intensivierung der Kooperationen erstellen. Maurer sieht darüber hinaus Ansatzpunkte in den Bereichen Schwimmbäder, Friedhöfe, Kindergärten und Bauamt.

Kinder und Bauen sind auch zwei zentrale Punkte der zukunftsgerichteten Pläne Maurers. Nicht ohne Stolz verweist er auf die Auszeichnung als familienfreundliche Gemeinde, auf die Vorreiterrolle im Gesundheitsmanagement der Verwaltungsmitarbeiter, die Auslastung der Neubaugebiete oder die begonnenen und geplanten Erweiterungen der Kindergärten. „Die überraschend gestiegene Nachfrage lässt künftig auch eine steigende Nachfrage bei weiterführenden Schulen erwarten. Die Gemeinschaftsschule im Taubenfeld wird ab Sommer zur gebundenen Ganztagsschule“, erklärt Maurer und leitet damit zum nächsten großen Bauprojekt über.

Dabei handelt es sich um die in die Jahre gekommene Taubenfeldhalle und um das ehemalige Wellenhallenbad. „Wir sind mit dem Regionalverband in Gesprächen, wie wir das Gebäude einer Zukunftsnutzung zuführen. Der Regionalverband hat dafür schon Haushaltsmittel eingestellt, die Erstellung eines Sanierungskonzepts ist beauftragt. Wie müssen sehen, welche Ansprüche die Schule hat, was die Vereine brauchen, was die Gemeinde will und dann eine tragfähige Lösung finden.“

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