Gerd Kiefer FDP Gerd Kiefer kehrt der Politik den Rücken

Dudweiler · Nach knapp fünf Jahrzehnten nimmt der FDP-Mann Abschied vom Debattieren

 Gerd Kiefer (Mitte) mit  den Ex-Bürgermeistern Heinz Schmidt,  Hermann Schon, dem jetzigen Bürgermeister Reiner  Schwarz und Walter Rodermann (von links).

Gerd Kiefer (Mitte) mit  den Ex-Bürgermeistern Heinz Schmidt,  Hermann Schon, dem jetzigen Bürgermeister Reiner  Schwarz und Walter Rodermann (von links).

Foto: bohlander

Als am 1. Juni neben dem amtierenden Bezirksbürgermeister auch alle Amtsvorgänger im Feuerwehrgerätehaus in Dudweiler zusammenkamen, wusste man: Hier findet etwas Bedeutsames statt. Tatsächlich endete bei der dorthin verlegten Sitzung des Bezirksrates eine Ära: Gerd Kiefer zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück. Der  78-jährige FDP-Mann verkündete bereits kurz nach der letzten Wahl seinen Abschied nach der Hälfte der eigentlichen Amtszeit. „Danke, dass Sie mich ertragen haben“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

„Es war für mich immer eine tolle Zeit“, konterte Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz und fügte an, dass er selbst im politischen Bereich viel von Kiefer gelernt habe. Sein Amtsvorgänger Walter Rodermann erklärte, er selbst sei seit 1970 in der Kommunalpolitik: „Ich habe die Ehrlichkeit vermisst, bis ich nach Dudweiler kam“. Alles, was Kiefer beisteuerte, hatte Hand und Fuß - und Witz. „Vertrauensvolle Zusammenarbeit hatte immer einen Namen: Gerd Kiefer“, bedankte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Jörg Sämann im Namen aller Fraktionen. Er selbst habe ihn zweimal kennengelernt: Einmal als seinen Lehrer und einmal als Kollege im Bezirksrat. Letzteres sei ihm deutlich sympathischer in Erinnerung, sagte er schmunzelnd.

Politisch engagiert ist Gerd Kiefer, Jahrgang 1939, bereits seit seinem 15. Lebensjahr, wie er in einem Gespräch einige Tage nach seinem Abschied erzählt. Sozusagen von der Pike auf und direkt an der Basis, komplett mit Plakate kleben und Flyer verteilen, lernt er das politische Geschäft. Als Mitglied der Jung-Demokraten in Dudweiler sei dies nicht ganz ungefährlich gewesen. Denn zur Zeit der politischen Umbrüche im Saarland habe es nur zwei Parteien gegeben, die auch noch dem „Ministerpräsidenten hörig waren“, wie er sich erinnert. Zudem war es seinerzeit verboten, politische Veranstaltungen zu besuchen.

1960 tritt er bei den Jung-Demokraten wieder aus, da er an die Uni nach Tübingen wechselt, wo er sein Staatsexamen ablegt. Nach seiner Rückkehr 1967 tritt er in die FDP ein. „Weil ich grundliberal eingestellt bin“, wie er sagt. Bereits ein Jahr später folgte seine erste kommunalpolitische Stelle: Er wird in den Stadtrat Dudweiler gewählt. Etwas später, im Stadtrat Saarbrücken, trifft er „die wohl weitreichendste Entscheidung“. Als es 1984 darum geht, ob eventuell das Schloss abgerissen werde, ist er dagegen, was zu einem innerparteilichen Zerwürfnis führt.

Über seine Zusammenarbeit während dieser Zeit mit Oskar Lafontaine, seinerzeit noch SPD, findet er starke Worte: „Das war das Nonplusultra an Oberbürgermeister“. Der jetzigen Amtsinhaberin Charlotte Britz steht er eher skeptisch gegenüber. Unter anderem, weil in ihre Amtszeit die Abschaffung des Sonderstatus des 30.000 Einwohner starken Stadtbezirks fällt. Zudem fehlt ihre Unterschrift im Goldenen Buch Dudweilers bis heute. Nach dem Wegfall des Sonderstatus mit hauptamtlichem Bezirksbürgermeister und eigener Verwaltung fehlen seiner Ansicht nach nun Bürgernähe und ein eigenes Budget für den Bezirksrat. Es würden immer höhere Gebühren verlangt und immer höhere Auflagen an Sicherheit und Brandschutz gestellt.

Von Haus aus studierte Gerd Kiefer von 1962 bis 67 Französisch und Englisch auf Lehramt, nachdem er bereits ein „Allround-Studium“ in naturwissenschaftlichen Fächern absolvierte. „Ich habe nicht einfach zugehört, ich habe richtig gearbeitet“, erzählt er. Seine erste Stelle führt ihn nach Lebach ans Realgymnasium, es folgt seine Zeit am Aufbaugymnasium in  Dudweiler.  Nach dem Ende der Einrichtung, da war er Studiendirektor, wird er zur Lehrerfortbildung versetzt und Leiter der Landesbildstelle. Dies bleibt er auch bis zu seiner Pensionierung 2004. Zudem war er stellvertretender Leiter des Landesinstituts für Pädagogik und Medien (LPM). Die Zusammenlegung von Bildstelle und Lehrerfortbildung zum LPM initiierte er maßgeblich mit.

Der in Dudweiler Geborene, der seine familiären Wurzeln bis vor den 30-jährigen Krieg zurückverfolgen kann, wurde 1944 mit seiner Familie nach Hof in Oberfranken evakuiert. 1951 kamen sie zurück, Kiefer besuchte das Gymnasium Sulzbach - das heutige Theodor-Heuss-Gymnasium - wo er 1960 sein Abitur schaffte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bezirksrat werde er wieder mehr Zeit zum Lesen haben und sich sicher weiter auf Feierlichkeiten sehen lassen. Auch wird er mehr Zeit haben, sich um seine Schafe zu kümmern, die er in Herrensohr hält. Einen Appell setzt er ins Rathaus ab: „Ich wünsche mir, dass der Stadtrat sich mehr um Dudweiler kümmert - damit es nicht verkommt.“

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