Putins Krieg gegen die Ukraine Bei Rückzug vom russischen Markt: Einzelhändler Globus fürchtet Zwangsverstaatlichung in Russland

St. Wendel/Moskau · Die Kritik an deutschen Unternehmen, die nach Putins Einmarsch in der Ukraine in Russland weiterhin Geschäfte machen, wird immer lauter. Die saarländische Warenhauskette Globus fürchtet mittlerweile bei einem Rückzug aus Russland eine Zwangsverstaatlichung durch den russischen Staat.

Globus fürchtet bei Rückzug aus Russland Zwangsverstaatlichung
Foto: Globus Markthalle

Der Druck auf die Warenhauskette Globus mit Sitz in St. Wendel wird immer größer. Zuletzt hatte das Image des saarländischen Familienunternehmens stark gelitten. Globus wurde in den vergangenen Tagen in die von der US-Elite-Universität Yale School of Management geführte Liste der „Hall of Shame“ (“Halle der Schande“) aufgenommen, in der Unternehmen rangieren, die trotz Putins Krieg in der Ukraine Geschäfte mit Russland machen.

Bislang hatte Globus sein Festhalten am Russland-Geschäft damit begründet, dass das Unternehmen seiner Verantwortung für die knapp 10 000 Angestellten in den 19 russischen Märkten gerecht werden will. Im Falle eines Rückzugs vom russischen Markt würden diese Menschen in die Arbeitslosigkeit stürzen. Außerdem wolle Globus die Grundversorgung der Menschen in Russland sicherstellen. Am Freitag nannte Globus nun einen weiteren Grund für seinen Verbleib in Russland: Es bestehe die Gefahr eine Zwangsverstaatlichung, so Globus-Pressesprecherin Isabel del Alcazar gegenüber tagesschau.de. In diesem Fall würden dem russischen Staat „erhebliche Vermögenswerte“ zufallen.

Das russische Parlament will laut der Nachrichtenagentur dpa über einen Gesetzentwurf zur möglichen Verstaatlichung ausländischer Unternehmen im Mai beraten. Die Initiative betreffe Unternehmen, die im Zuge des von Russland begonnenen Kriegs in der Ukraine und den darauf folgenden westlichen Sanktionen ihre Tätigkeit in Russland eingestellt haben. Die russische Führung hatte gedroht, westliche Konzerne zu enteignen, die nicht bald wieder ihren Betrieb aufnehmen.

Globus hat nach eigenen Angaben Expansion in Russland gestoppt

Dass die offensichtlichen Gräueltaten der russischen Armee in der Ukraine am saarländischen Familienunternehmen nicht spurlos vorübergehen, hatte Globus zuletzt gegenüber der SZ bereits betont. Globus verurteile „die Ereignisse in der Ukraine“. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen hätten das Unternehmen „sehr erschüttert“. Investitionen in neue Projekte und eine Expansion in Russland seien, wie bei vielen anderen Unternehmen auch, gestoppt worden. In Deutschland und Tschechien unterstütze Globus mit seinen Filialen die Leidtragenden des Ukraine-Krieges mit Lebensmitteln, Kleidern, Geld und weiteren Sachspenden.

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