Comic-Kunst Russland und der Verlust der Menschlichkeit

Saarbrücken · Der Überfall auf die Ukraine beherrscht das Weltgeschehen. Zwei Bände des Comic-Künstlers Igort erzählen die Vorgeschichte und legen Kontinuitäten russischer Machtpolitik offen.

Ein eindrückliches Seitenmotiv aus Igorts „Berichte aus der Ukraine“

Ein eindrückliches Seitenmotiv aus Igorts „Berichte aus der Ukraine“

Foto: Reprodukt/Igort

Am 29. März hat die „Nowaja Gaseta“ ihr Erscheinen eingestellt. Bis zum Ende der sogenannten russischen „Spezialoperation“ erscheint sie weder in Print noch online, teilten die Zeitungsmacher mit. Damit reagierte die wichtigste unabhängige Zeitung in Russland auf die zweite Verwarnung der Medienaufsicht Roskomnadsor. Die machte einen Artikel ausfindig, bei dem der obligatorische Zusatz „ausländischer Agent“ fehlte – schließlich wird das Blatt aus dem Ausland finanziell unterstützt, und das muss stets kenntlich gemacht werden. Da dieser Fehler den Entzug der Lizenz nach sich ziehen könnte, so wie es der Deutschen Welle unlängst in Moskau passierte, zogen die Macher die Reißleine. Obwohl die Kreml-kritische Zeitung sich an die staatlich verordnete Sprechweise hielt, führte sie ihren Lesern zuletzt in großen Reportagen über die „Spezialoperation“ das Leid der vom Krieg versehrten Menschen vor Augen – sehr zum Missfallen des Kremls.