Stahlindustrie im Saarland Erfolgreiches Geschäftsjahr 2021: Dillinger und Saarstahl schreiben wieder schwarze Zahlen

Dillingen · Nach Jahren mit hohen Verlusten haben die Stahl-Unternehmensgruppen Dillinger und Saarstahl in 2021 wieder Gewinne erzielt.

 Die Dillinger Hütte aus der Vogelperspektive.

Die Dillinger Hütte aus der Vogelperspektive.

Foto: Ruppenthal

Für die Unternehmensgruppe Dillinger Hütte und Saarstahl ist das Geschäftsjahr 2021 „erfolgreich verlaufen“. Das sagte der Vorstandsvorsitzende beider Konzerne, Karl-Ulrich Köhler, am Dienstag vor Journalisten. Die Umsätze stiegen deutlich, in der Dillinger-Gruppe von 1,65 auf 2,28 Milliarden Euro (plus 38,6 Prozent) und im Saarstahl-Konzern von 1,68 auf 2,77 Milliarden Euro (plus 64,9 Prozent). Auch Ergebnis beider Stahlkonzerne „ist nach roten Zahlen im Jahr 2020 wieder deutlich in der Gewinnzone“. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebit) erreichte bei der Dillinger-Gruppe 80,1 Millionen Euro, bei Saarstahl 187,9 Millionen Euro. Im Vergleich zu den roten Zahlen aus 2020 konnte das Ebit beider Unternehmen „um 632 Millionen Euro gesteigert werden“, betonte Finanzvorstand Markus Lauer.

Dämpfend auf die Erträge und den Geldzufluss (operativer Chashflow) wirkten sich die hohen Beschaffungspreise für Energie und Rohstoffe aus. In der Dillinger-Gruppe ging der Cashflow um 15,2 Millionen Euro zurück, bei Saarstahl um 18,1 Millionen Euro. „Diese Geld ist vor allem in die Beschaffung von Rohstoff-Vorräten geflossen“, so Lauer. Dennoch konnte das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf immaterielle Vermögensgegenstände) im Vergleich zu den Gesamtleistungen (Ebitda-Marge) in beiden Unternehmen spürbar verbessert werden. In der Dillinger-Gruppe lag die Ebitda-Marge bei 11,8 Prozent nach einem Minus von 4,2 Prozent in 2020. Saarstahl erreichte eine Ebitda-Marge von 11,9 Prozent, nach minus 5,2 Prozent. Dieses Ergebnis gibt Auskunft, wie rentabel die Betriebsabläufe in einem Unternehmen sind.

Gründe für die kräftige Erholung von Erlös und Ertrag waren steigende Preise, verbesserte Produktionsabläufe und eine spürbar gestiegene Fertigung. Die Produktion beider Hütten zog 2021 stark an. Die Dillinger Hütte produziert 1,782 Tonnen Grobstahl, nach 1,406 Tonnen ein Jahr zuvor. „Treiber war hier die stetig steigende Nachfrage nach superschweren Grobblechen aus dem Offshore-Windbereich“, betonte Köhler. „Außerdem zogen auch die Bestellungen beim Maschinen- und Stahlbau sowie im Handel weiter an“. Das Stahlwerk und die Walzstraßen von Saarstahl produzierten 2,43 Millionen Tonnen Walzstahl, nach 1,69 Tonnen im Jahr 2020. Das Fertigungsplus bei Saarstahl war vor allem „auf das Anziehen der Automobilproduktion zurückzuführen“. In den ersten drei Monaten von 2022 war die Auftragslage bei beiden Unternehmen ebenfalls gut.

„Die saarländische Stahlindustrie bleibt weiterhin der größte Arbeitgeber im Saarland.“ Darauf machte Joerg Disteldorf, Personalvorstand und Arbeitsdirektor beider Unternehmen, aufmerksam. Insgesamt stieg die Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr gegenüber 2020 von 13.200 auf 13.380 Frauen und Männer – hauptsächlich wegen der Konsolidierung der beiden zugekauften Unternehmen Saarstahl Ascoval und Saarstahl Rail. Von diesen beiden Firmen stießen rund 700 Mitarbeiter zu den saarländischen Stahlkonzernen. Sollte es zu Personalanpassungen kommen, „werden wir – wie auch in der Vergangenheit – auch in Zukunft keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen“, betonte Disteldorf.

 Karl-Ulrich Köhler, Vorstandschef von Dillinger Hütte und Saarstahl

Karl-Ulrich Köhler, Vorstandschef von Dillinger Hütte und Saarstahl

Foto: Ruppenthal

Für das Geschäftsjahr 2022 ist Köhler optimistisch, „falls es nicht zu größeren politischen Verwerfungen kommt“. Die Produkte beider Unternehmen „sind am Markt richtig platziert“. Er geht auch in diesem Jahr von einer guten Auslastungen der Anlagen aus. Bei den Kosten gebe ebenfalls noch Verbesserungspotenzial. Wegen der unsicheren Entwicklung bei Energie- und Rohstoffpreisen brauchen wir „ein sehr gutes Cach-Management“ – doch auch um darauf vorbereitet zu sein, wenn Rechnungen erst mit längeren Fristen bezahlt werden. Der Ersatz von Erzen und Kokskohle aus Russland könne gemeistert werden, ist der Konzernchef überzeugt. „Eine Katastrophe“ wäre jedoch ein abrupter Gaslieferstopp.

Auf dem Weg zum klimaneutralen Stahl fordert Köhler, „dass politischen Entscheidungen in Berlin und Brüssel bis Mitte 2022 getroffen werden müssen“. Bei Punkten wie der kostenlosen Zuteilung von Verschmutzungsrechten bis zum Jahr 2030 müsse Klarheit geschaffen werden. Nur so bleibe die deutsche Stahlindustrie gegenüber der Konkurrenz aus anderen Weltregionen wettbewerbsfähig. Die saarländische Stahlindustrie werde weiter daran arbeiten, dass die Produktion im Jahr 2045 ohne den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) auskommt. Allerdings seien dafür hohe Investitionen von rund 3,8 Milliarden Euro vonnöten, die die Unternehmen „alleine nicht stemmen können“. Die staatliche Unterstützung der Transformation sei unerlässlich.

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