Fürchten musste sich auf der Krimi-Lesung keiner

St Ingbert · Harald Dietl kennt sich im Geschäft aus. Und so nahm der Fernsehschauspieler es gelassen, dass zu seiner Lesung in St. Ingbert nur zehn Personen kamen. Die belohnte er für ihr Kommen mit seinem Charme.

 Harald Dietl in der Stadtbücherei St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Harald Dietl in der Stadtbücherei St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Es ist immer schwierig, wenn man Erwartungen enttäuschen muss. Zumal, wenn man Autor eines Buches ist und gerade vorhat, daraus vorzulesen. Wenn es sich zudem um einen prominenten Film- und Bühnenschauspieler handelt, wird das Ganze noch spannender als ohnehin. So kam es, dass Harald Dietl in der Stadtbücherei die Frage, ob denn viele Tote in seinem Kriminalroman "Tod im Grandhotel" vorkommen würden, ebenso verneinen musste, wie die Frage, ob man sich fürchten muss.

Einer der "Männer vom K3"

Der Mann, der den Fernsehzuschauern eher als "Kalle Feldmann" 13 Jahre lang in der bis 2001 gesendeten ARD-Krimiserie "Die Männer vom K3" bekannt gewesen ist, ist langjähriger Profi. So nahm er es auch gelassen, dass nur zehn Personen zur Lesung erschienen waren. Der erste Krimi des Mannes, der im April 81 Jahre alt wird, spielt 1965. Im Nachkriegsdeutschland, in der Zeit des kalten Krieges. "Das ist eine ganz andere Sprache", betonte Dietl vorab. Und schilderte zunächst erinnernd die geschichtlichen Hintergründe. Damals war es nicht politisch unkorrekt, wenn man zu einem Farbigen "Neger" oder zu einer hübschen Dame "Zahn" sagte. Detailliert beschreibt der Schriftsteller die Abhörpraxis der Alliierten und verweist auf das "dichteste Abhörnetz". Zurück in das Frühjahr 1965, nach München. Dort finden Hotelgäste im fünften Stock des Grand Hotels den toten Mr. Morisson. Der US-Bürger gehörte einer Touristengruppe an. Die Hilfsbereitschaft würde heute bei Tatortermittlern zur Schnappatmung führen: Sie vernichten allerlei Beweise und Spuren, indem sie allzu gründlich vorgehen: keine Handschuhe, Zigarettenkippen werden weggeworfen und die Leiche berührt. Und: Sie legen neue Spuren. Kein leichter Job für die beiden Ermittler Gudrun Pfister und Remigius Zitzelberger. Zeugen haben mitbekommen, dass der ehemalige US-Militärrichter vor seinem Tod mit jemandem auf Deutsch gestritten haben soll. Ein Pilot habe sich dabei verletzt und sei in einer Bar gelandet. Ob der Ku-Klux-Klan, der rassistische US-Geheimbund, seine Finger im Spiel hatte? Das jedenfalls ließ Harald Dietl am Mittwoch offen.

"Man muss ja ein paar Fährten legen", sagte er am Ende grinsend. Nicht, ohne darauf zu verweisen, dass er unter anderem ein Buch über Kuba geschrieben habe. Es wäre eigentlich längst fertig, doch Fidel Castro sei ja noch am Leben. Sein Ende wäre der ideale Abschluss für Dietls Werk. Denn eigentlich schreibt der Synchronsprecher vorwiegend Reiseromane. Damit kennt sich der abenteuerlustige Mann nämlich aus. Nicht selten wurde er in Asien inhaftiert und befand sich auf der Flucht. Bei ihm muss alles in der Zeit vor Handy und PC spielen.

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