Wasserförderung in Kirkel Kritik an Brunnenbohrung wird lauter

Kirkel · Es formiert sich Widerstand in der Gemeinde gegen die Ausweitung der Wasserförderung. Der Gemeinderat wird sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.

 In Kirkel formiert sich durchaus relevanter und parteiübergreifender Widerstand gegen die Pläne der MEG, einen weiteren Brunnen, geplant im Taubental, anzulegen. Man befürchtet den Ausverkauf der Grundversorgung mit Wasser.

In Kirkel formiert sich durchaus relevanter und parteiübergreifender Widerstand gegen die Pläne der MEG, einen weiteren Brunnen, geplant im Taubental, anzulegen. Man befürchtet den Ausverkauf der Grundversorgung mit Wasser.

Foto: Thorsten Wolf

Nachdem Kirkel-Neuhäusels Ortsvorsteher Hans-Dieter Sambach (CDU) die Probebohrungen der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) im Kirkeler Taubental in dieser Woche auf die Tagesordnung des Ortsrates gehoben hat (wir berichteten) und dazu auch Vertreter der MEG gewinnen konnte, äußert sich nun die Verwaltungsspitze der Gemeinde und die Kirkeler SPD. Zum Hintergrund: Um das Fördervolumen von derzeit genehmigten 500 000 Kubikmeter Wasser auf bis zu 650 000 zu erhöhen, prüft die MEG, ob ein fünfter Brunnen, dann eben im Taubental, die wirtschaftlichen und umweltschutzrechtlichen Vorgaben dazu erfüllt.

Dabei durchaus pikant: In das gegenwärtige Erkundungs- und Prüfungsverfahren ist die Gemeinde selbst nicht eingebunden. Ansprechpartner der MEG ist das Land, konkret das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA).

Vor diesem Hintergrund fordern die SPD Kirkel und Bürgermeister Frank John (SPD) nun eine direkte Einbeziehung der Gemeinde in die derzeitigen Planungen. Zudem soll ein neues Gutachten über die Auswirkung möglicher Bohrungen und zur Standortgeologie in der gesamten Gemeinde in Auftrag gegeben werden. „Wir wollen keine Zustände wie in Zentral-Frankreich, wo Getränkekonzerne ganzen Landstrichen das Wasser entzieht, ohne dass die davon Betroffenen darauf Einfluss nehmen können“, so Kirkels Umweltbeigeordneter Max Victor Limbacher (SPD). „Wasser ist Teil der Grundversorgung. Hier darf es keine industrielle Ausbeutung geben. Kirkel könnte im schlechtesten Fall Gefahr laufen, dass über kurz oder lang die Förderung seines exzellenten Trinkwassers eingeschränkt werden könnte – das muss mit allen Mitteln vermieden werden.“

Auch Verwaltungschef Frank John äußerte sich in der gemeinsamen Pressemitteilung kritisch zu den aktuellen Vorgängen. „Bei der Vergabe einer Förderkonzessionen sind wir als Gemeinde direkt betroffen, wurden allerdings bislang nicht in das Erkundungsverfahren mit einbezogen. Das muss sich jetzt ändern. Damit wir eine solide Grundlage für eine weitere Diskussion über die Zukunft unseres Trinkwassers, möglicher Bohrungen und der Standortgeologie in der gesamten Gemeinde erhalten, brauchen wir jetzt ein neues Gutachten.“

Damit geht die öffentliche Diskussion rund um die Aktivitäten der MEG im Kirkeler Taubental nun erstaunlich schnell in eine weitere Runde – nachdem es lange Zeit um die eigentlich bekannten Bohrungen still gewesen war. Der Umweltauschuss der Gemeinde befasste sich öffentlich wahrnehmbar erstmals Ende September mit dem Thema. Damals hatte Max Victor Limbacher erhebliche Bedenken geäußert, sowohl gegenüber den Modalitäten des Genehmigungsverfahrens als auch gegenüber dem Ansinnen, an einer weiteren Stelle in Kirkel natürliche Ressourcen zur gewerblichen Ausbeutung frei zu geben.

Auch in der Kritik: Die Einsichtnahme in das geologische Gutachten werde der Gemeinde verweigert. Limbachers Befürchtung: Die angestrebte Fördersohle von rund 230 Metern beim angedachten MEG-Brunnen könnte mit der Trinkwasserförderung der Kommunalen Energie- und Wasserversorgung AG Neunkirchen (KEW) im Mutterbachtal in einer Tiefe von etwa 80 Metern insofern kommunizieren, „weil es sich um eine unterbrechungsfreie gleiche wasserführende geologische Schicht handelt, in einer Breite zwischen Landstuhl und Saarbrücken“. Limbachers Kritikpunkte: Seine Sorge um einen privatwirtschaftlichen Ausverkauf des Allgemeinguts Wasser und die Nichteinbeziehuing der Gemeinde und deren quasi „Rechtslosigkeit“ in dieser Angelegenheit. Auch befürchtet er „aufgrund der außerordentlich expansiven Entwicklung der MEG eine ähnliche Entwicklungen wie zum Beispiel bei Volvic in Frankreich und Coca-Cola weltweit“.

 Im Frühjahr vollzog die MEG im Taubental eine Probebohrung.

Im Frühjahr vollzog die MEG im Taubental eine Probebohrung.

Foto: Foto: Privat/Hans-Dieter Sambach

Auf Antrag der CDU soll sich das Thema „Brunnen MEG“ auch auf der nächsten Sitzung der Kirkeler Gemeinderates wiederfinden. Und nicht nur das: „Im Nachgang zum bereits gestellten Antrag zur nächsten Ratssitzung halten wir es für dringend geboten, dass ein sachkundiger und zur Auskunft berechtigter Mitarbeiter des LUA an dieser Sitzung teilnimmt. Die Einladung des entsprechenden Vertreters wird hiermit durch die CDU-Fraktion beantragt. Rein vorsorglich weise ich für die Fraktion darauf hin, dass das Thema im öffentlichen Teil behandelt werden soll“, so CDU-Fraktionssprecher Carsten Baus.

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