Aus dem Gefängnis wird ein "Sing Sing"

"St. Ingbert" Musikschule Gefängnis Raumkonzept

St. Ingbert. Die Stadt St. Ingbert plant ja schon länger, die ehemalige Justizvollzugsanstalt in der Alten Bahnhofstraße nach dem Kauf vom Land für die städtische Musikschule zu nutzen. Am vergangenen Mittwoch hat der Oberbürgermeister der Presse erstmals das bauliche Konzept vorgestellt, mit dem sich das frühere Gefängnis in einen Musentempel verwandeln soll. Hans Wagner geriet dabei regelrecht ins Schwärmen, als er die Möglichkeiten, die das historische Gebäude biete, im Detail beschrieb: "So komfortabel und zweckmäßig wie künftig an den Standorten Baumwollspinnerei und Gefängnis war die Musikschule noch nie untergebracht."Das künftige Raumkonzept für die Musikschule verdeutlichte die Stadtverwaltung anhand von Lageplänen und Zahlen. So hätten nach Angaben des OB die Lehrer der Musikschule vor einiger Zeit einen idealen Bedarf von 720 Quadratmetern für Konzert-, Proben- und Funktionsräume errechnet. "Und dieser Platzbedarf wird an den beiden Standorten fast punktgenau erreicht." Rund 500 Quadratmeter stünden der Musikschule im Gefängnis zur Verfügung, das neben seiner üppigen Freifläche vor allem dank der Bausubstanz große Vorteile biete: "Die Gefängniswände sind deutlich dicker als jene für den Konzertsaal und die Studios im Erdgeschoss der Baumwollspinnerei", sagte der OB. Das werde sich im Musikschulalltag positiv bemerkbar machen: "Selbst laute Instrumente werden den Unterricht in Nachbarräumen nicht stören."

Im Einzelnen ist die Nutzung des ehemaligen Gefängnisses wie folgt geplant: Im Erdgeschoss des Gebäudes sind unter anderem drei Probenräume, ein Aufenthaltsraum für die Lehrer sowie ein Wartebereich für die Eltern vorgesehen. Im Obergeschoss stehen vier Gruppen- sowie zwei Unterrichtsräume parat. Ein 45 Quadratmeter großer Schlagzeugraum sowie drei etwa 20 Quadratmeter große Band-Räume finden im Kellergeschoss der Ex-JVA Platz.

Um dieses Angebot zu realisieren, sind nach Angaben der Stadt keine großen Veränderungen nötig. Gerade einmal drei ehemalige Gefängniswände müssen weichen - daher seien kaum Einwände des Denkmalschutzes zu erwarten. Mehr noch: Wo möglich soll die Musikschule, für die Rathaus bereits in Anlehnung an den berühmten amerikanischen Knast der Name "Sing Sing" die Runde macht, den Charme des 1882 errichteten Gefängnisbaus wahren.

Auch zu den Kosten für Umwandlung der JVA in ein St. Ingberter Sing Sing machte die Verwaltung konkrete Angaben. Für den Ankauf des ehemaligen Gefängnisses sei inklusive Nebenkosten mit rund 260 000 Euro zu rechnen, die Umbaukosten bezifferte Hans Wagner mit maximal 450 000 bis 500 000 Euro. Wenn das Raumkonzept endgültig verabschiedet ist, wird die Stadt nach Angaben von Baudirektor Martin Ruck Mittel aus dem Programm "Stadtumbau West" beantragen. Zwei Drittel der Kosten könnten dann als Förderung vom Land kommen.

Ein klares Ziel hat die Stadt auch, wenn es darum geht, wann die rund 700 Schüler und 34 Lehrer der städtischen Musikschule in das ehemalige Kittchen einziehen können. "Bis Mitte nächsten Jahres wird das passieren", kündigte Hans Wagner an - mit einem kleinen Zusatz: "Also noch vor Fertigstellung der Baumwollspinnerei". "So komfortabel und zweckmäßig war die Musikschule noch nie untergebracht."

OB Hans Wagner

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