Das Strohhälmchen wird zur wichtigen Stütze

St. Ingbert. Hand aufs Herz, hat man sich, wenn man in Eile an der Supermarktkasse stand, schon einmal geärgert, wenn es schleppend voranging? Ein junger Mensch braucht ewig fürs Bezahlen und hat obendrein Koordinationsprobleme. "Soll er nicht soviel Alkohol trinken", denkt man womöglich. Und tun ihm unter Umständen unrecht

 "Jetzt erst recht" heißt eine Fotoschau im Präventionszentrum, die über Parkinson bei jungen Patienten informiert. Iris Gros (links) beantwortete bei der Ausstellungseröffnung viele Fragen. Foto: Cornelia Jung

"Jetzt erst recht" heißt eine Fotoschau im Präventionszentrum, die über Parkinson bei jungen Patienten informiert. Iris Gros (links) beantwortete bei der Ausstellungseröffnung viele Fragen. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Hand aufs Herz, hat man sich, wenn man in Eile an der Supermarktkasse stand, schon einmal geärgert, wenn es schleppend voranging? Ein junger Mensch braucht ewig fürs Bezahlen und hat obendrein Koordinationsprobleme. "Soll er nicht soviel Alkohol trinken", denkt man womöglich. Und tun ihm unter Umständen unrecht. Denn auch Parkinson hat motorische Störungen zur Folge und ist keine Alte-Leute-Krankheit. Darauf will der Club U 40, in der sich junge Parkinsonkranke organisieren, mit einer Wander-Fotoausstellung im Präventionszentrum neben dem Kreiskrankenhaus aufmerksam machen. Hierzulande gibt es rund 30 000 Parkinsonkranke, die vor dem 40. Lebensjahr erkranken. Die Diagnose ist wie ein Keulenschlag, man fühlt sich eingeengt und wird nicht selten in eine Schublade gesteckt, was bildhaft in der Fotoschau gezeigt wird. Wie sich ein junger Parkinsonkranker fühlt und dass er bei entsprechender Behandlung trotzdem ein erfülltes Leben haben kann, zeigen die gut gemachten Bilder. Zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag gab es viel Gesprächsbedarf. Club-Vorsitzende Iris Gros, selbst Betroffene, hat es sich mit Gleichgesinnten zur Aufgabe gemacht, über die Krankheit zu informieren. Gerade in jungen Jahren seien die Probleme andere als im Alter. Die Patienten stehen noch am Anfang der Karriere, haben kaum Alters-Rücklagen gebildet und wollen eine Familie gründen. Trotz der Last, die den Kranken aufgebürdet wird, drücken die Fotos eine ansteckende Lebensfreude aus.

"Das Leben geht weiter, wenn man die Krankheit akzeptiert, so Gros. Es gibt ständig on/off-Phasen. Man greift nach Strohhalmen und ist manchmal nur für ein Strohhälmchen dankbar. Das Gute daran: man lernt das Leben genießen, sich über Kleinigkeiten zu freuen. Prioritäten verschieben sich. Die Ausstellung mit dem Titel "Jetzt erst recht", die bis März im Gesundheitspark zu sehen ist, soll Mut machen, weshalb sich Landrat Clemens Lindemann freute, dass die Bilder "in unserem Haus" gezeigt werden. Gerade hier, wo viel in Sachen Prävention getan werde, die nachhaltig helfen kann. con

Weiberfasching in Erbach

Rathaussturm in Neunkirchen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort