Kabarett-Streaming in St.Ingbert Kay Ray-Gags gibt es aus St. Ingbert online

St. Ingbert · Nach dem Duo „Suchtpotenzial“ ist auch sein Gastspiel in der Stadthalle aufgezeichnet worden. Sendetermin ist am 29. Januar.

 Das Corona-bedingt ausgefallene „A la Minute“-Gastspiel des Kabarettisten Kay Ray wurde in der St. Ingberter Stadthalle als Video-Streaming aufgezeichnet.

Das Corona-bedingt ausgefallene „A la Minute“-Gastspiel des Kabarettisten Kay Ray wurde in der St. Ingberter Stadthalle als Video-Streaming aufgezeichnet.

Foto: Jörg Martin

Kabarettist Kay Ray, der „Pfannen“-Gewinner von 2005, war trotz der Corona-Auflagen erneut in der St. Ingbert Stadthalle. Statt des geplanten Auftritts vor Live-Publikum im Rahmen der Kulturamts-Reihe „A la Minute“ gab es das Ganze ohne Zuschauer als Aufzeichnung für den Videostream.

„Wonach sieht’s denn aus?“, lautet sein aktuelles Programm, mit dem er durch die Republik ziehen würde, wenn ihm denn das allgegenwärtige „C“-Wort nicht in die Quere gekommen wäre. Ja, das wisse er selbst nicht so genau, gibt Kay Ray zu. Denn er habe keinen Plan. Das Durcheinander sei gewollt und gehöre zu seinem Selbstverständnis. Dafür sei jede Show sei anders. „Das ist was ganz Befremdliches“, sagt der Künstler, weil auch er sich erst einmal damit anfreunden muss, dass keine Zuschauer da sind. „Ich komme aus der Vergangenheit. Vom Shutdown zum Showdown“, frohlockt der Mann im mit Zeitungen bedruckten Anzug da auf der Bühne. Ray spielt darauf an, dass der Auftritt erst Ende Januar gestreamt werden wird. Dafür sollen die Zuschauer zu Hause Party machen. Das ist ihm wichtig und dazu steuert er zwischen seinen bissigen Spitzen immer wieder Live-Gesang bei. Ob Klassiker wie „Sag‘ mir, wo die Blumen sind“ oder Dancefloor. Nur nix von Helene Fischer oder Andrea Berg. Dann fühlt sich der bekennende Bisexuelle pudelwohl. Humor sei, wenn man über jeden Witze machen dürfe. Auch über Reiner Calmund, der ein Autogramm geben soll, wo man ja besser Kilogramm sagen müsste.

Es ist so einiges doppeldeutig in seinem Programm, wenn er volle Kanne drauf haut und nicht in Fettnäpfchen tritt, sondern absichtlich regelrecht darin badet. Dann hat er eine immense, fast schon kindliche, Freude daran und ist offensichtlich mehr als glücklich. Es ist eine Mischung aus Derbheit und Kritik an der sogenannten „Political Correctness“ mit der Deutschland nahezu völlig zugekleistert sei. Erkennbar daran, dass er – wie man ihn seit Jahren kennt – „Fette und Türken“, die ihn nicht mögen, aufruft, doch gleich wieder den Stream abzuschalten. Sein Kampf gilt der Einschränkung der Meinungsfreiheit. Seine Witze werden, obwohl nur purer Spaß, fälschlicherweise als rechts gedeutet, beklagt sich Kay Ray. Und das vor allem in den sozialen Netzwerken. Er spricht gar von „Diskriminitis“.

Deshalb solle man Menschen auch nicht in Gruppen einteilen und nicht immer alles auf die Goldwaage legen. Und ganz wichtig: „Wir wollen Menschen über die Straße helfen, die das gar nicht wollen. Was soll das?“, will der Provokateur wissen. Das sei alles nur ein wirres Spiel der Eitelkeiten, da man ein Opfer brauche. Und natürlich nur ein Ablenkungsmanöver, um von den wirklich wichtigen Dingen, von denen es in Deutschland ja mehr als genug gibt, abzulenken. Die wahren Probleme würden völlig ignoriert, findet der Kabarettist mit dem schwarzen Humor. Deutsche kaufen ja lieber klimaneutralen Senf. „Ich bin jemand, der an die alten Zeiten glaubt, ohne gegen das Moderne zu sein. Doch ich bin froh, dass ich meine Schultüte schon geraucht habe“, stellt das Energiebündel klar.

Schnell redet er sich in Rage, ist geradezu hyperaktiv und unterhaltend hektisch. Ein Indiz dafür, dass ihm die Themen mehr als wichtig sind. Mit Herzblut gegen den Mainstream, könnte man gar sagen. „Ich war immer schon ein wenig ungewöhnlich“, fügt er als Erklärung an. Die Quittung: Muslime hätten dafür gesorgt, dass er nach 30 Jahren im Hamburger Schmidt’s Tivoli-Theater fristlos und per E-Mail aus dem Programm genommen wurde. Dafür singt er ein Lied für seine Feinde und für alle Spaßbremsen. Ob er Lösungen habe? Nein, das sei auch gar nicht sein Job. Er habe nicht 30 Jahre gekämpft, um jetzt klein beizugeben. So lange mindestens ein Zuschauer käme, spiele er.

Das Programm von Kay Ray aus der St. Ingberter Stadthalle wird ab Freitag, 29. Januar, 15 Uhr, für 72 Stunden online zu sehen sein. Tickets gibt es ab 18 Euro unter: https://www.reservix.de/tickets-online-stream-a-la-minute-kay-ray-in-st-ingbert-stadthalle-st-ingbert-am-29-1-2021/e1443637.

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