Sängerin mit Energie bis zum Abwinken

Reinheim · Von der Piaf bis zum Volkslied: Die polnische Sängerin Dorota Bebenek gastierte nicht zum ersten Mal in der Region. Ihr Matinee-Auftritt in der Taverne des Kulturparks war beifallumrauscht.

 Die Sängerin Dorota Bebenek bei der Matinee in der Taverne des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim. Foto: Jörg Martin

Die Sängerin Dorota Bebenek bei der Matinee in der Taverne des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Wenn man eine Veranstaltung besucht, geht man davon aus, dass man die Sängerin versteht, da sie üblicherweise auch die hiesige Sprache spricht. Dass man im umgekehrten Fall da sitzt und gar nichts versteht, muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Diesen Beweis trat am Sonntagvormittag die dritte Matinee in der Taverne des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim an. Der Einladung des Vereins Begegnungen auf der Grenze, der Gemeinde Gersheim und der Stiftung Europäischer Kulturpark waren dieses Mal Dorota Bebenek und das Trio Biesiada gefolgt. Es war nicht der erste Auftritt der vier polnischen Künstler in unserer Region, darauf wies Hans Bollinger, der Vorsitzende des Vereins Begegnungen auf der Grenze, hin.

1998 waren sie erstmals hier. Schwerpunkte der Frau aus Krakau sind polnischer Folk und Chansons sowie Volks- und Zigeunerlieder. Trotz fehlender Polnisch-Kenntnisse und ausgebliebener Moderation gingen die Musikfreunde schnell mit. Nachvollziehbare Takte, gefällige Harmonien und populäre Melodien reichen wohl vollkommen aus. Da war es nur eine Frage von Minuten, bis der Funke übersprang und die meisten der Leute im Publikum mitklatschten. Das ein oder andere polnische Lied gibt es auch in Deutsch. So, dass man zumindest mitsummen kann. Und Dorota Bebenek? Die ist gerne ganz nah bei den Leuten.

Die temperamentvolle Frau, die Energie hat bis zum Abwinken, nimmt bei den Menschen Platz und reiht sich bei ihnen ein. Die singen dann mit ihr gemeinsam und schunkeln, wenn's drauf ankommt. Da kann es aber auch passieren, dass sie - natürlich völlig ohne Vorankündigung - die Herren von ihren Stühlen hochreißt, diese auf die Bühne zerrt und mit ihnen wie wild das Tanzbein schwingt. Ob die wollen oder nicht. Darauf muss man erst einmal gefasst sein.

Und das an einem Sonntagmorgen. Vermutlich ist dies die Magie der Zigeunerlieder. Die Rolle der Zigeunerin nimmt man der Bebenek auch automatisch qua Aussehen und Aura ab. Es ist diese magische Ausstrahlung, die schon leicht an der Grenze zur Dominanz kratzt. Aber eben nur leicht. Und der kann man sich kaum entziehen. Seltenheitscharakter hat dann auch, wenn sie die Piaf auf Polnisch singt. Das Publikum dankt es ihr durch leises Mitsummen. Begeisterter Applaus auch dann vom spontan formierten Reinheimer Background-Chor, als sie "La vie en rose" sang. Dieser wurde indirekt auch durch einen leicht tänzelnden und mitsingenden Kellner während des Bedienens verstärkt. Die "Bravo!"-Rufe zwischendrin und am Ende waren da nicht überraschend.

Ebenso wenig die Weltpremiere von "Die Gedanken sind frei", teils auf Deutsch und teils auf Polnisch, bei der Hans Bollinger mit seiner Gitarre und mit seiner Stimme den deutschen Part übernahm. Keine Frage, das ist sein Lieblingslied. Das weiß auch das Publikum schon ganz genau und sang - ohne vorherige Probe - einfach mit. Stürmischer Applaus und zwei Zugaben beendeten ein Konzert, bei dem manche Menschen wohl nicht wussten, was überhaupt gesungen wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort