Rote Zahlen bedrohen Kliniken Bürgermeister kämpft für den Erhalt

Wadern/St. Wendel. "Unser Ziel ist es, dass die medizinische Versorgung der Menschen im ländlichen Raum nicht schlechter ist oder wird als die in Ballungsgebieten." Diese Vorgabe, betont Thomas Thiel, sei Grundlage aller Überlegungen, wie die Krankenhauslandschaft im Hochwald umgestaltet werden müsse, um Kliniken wirtschaftlich und zukunftssicher zu betreiben

Wadern/St. Wendel. "Unser Ziel ist es, dass die medizinische Versorgung der Menschen im ländlichen Raum nicht schlechter ist oder wird als die in Ballungsgebieten." Diese Vorgabe, betont Thomas Thiel, sei Grundlage aller Überlegungen, wie die Krankenhauslandschaft im Hochwald umgestaltet werden müsse, um Kliniken wirtschaftlich und zukunftssicher zu betreiben.

Thiel, Geschäftsführer der Cusanus-Trägergesellschaft Trier (CCT), arbeitet mit Bernd Molzberger, Geschäftsführer der Marienkankenhaus GmbH, derzeit am Hochwald-Verbund der von beiden Gesellschaften in der Region geführten Häuser. Zum Verbund werden im Saarland die Krankenhäuser der Marienhaus GmbH in Wadern und Losheim, das Krankenhaus in Lebach der CTT und deren Kliniken zur medizinischen Rehabilitation in Weiskirchen und Illingen gehören.

Die grundlegende Anpassung der Krankenhausstruktur an wirtschaftliche Gegebenheiten und Bevölkerungsentwicklung sehen Thiel und Molzberger als einzige Möglichkeit, die medizinische Versorgung auf dem Land zu sichern. Alle Bestrebungen, den Ist-Zustand zu erhalten, würden nach Ansicht der Geschäftsführer den Bestand der Häuser gefährden. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen sowie der sich verschärfende Wettbewerb machten eine Neuorientierung nötig.

Bis Jahresmitte wollen Marienhaus GmbH und CCT ein Konzept erarbeiten, das einen wirtschaftlichen Betrieb medizinischer Einrichtungen im Hochwald unter dem zu erwarteten Bedarf ermöglicht. Als katholische Träger seien sich CTT und Marienhaus GmbH ihrer sozialen Verantwortung für die Menschen und ihre Mitarbeiter bewusst. Das werde sich in dem neuen Konzept niederschlagen.

Bei deren Erarbeitung dürfe es keine Tabus geben. Alle Standorte und deren medizinischen Leistungen stünden auf dem Prüfstand. Kooperationen, Zusammenlegung einzelner Bereiche, Spezialisierung bestimmter Häuser, neue oder erweiterte Angebote würden durchgerechnet und überprüft.

Sollte sich zeigen, dass ein Krankenhausneubau für den Hochwald die wirtschaftlichste Lösung ist, müsse ein solches Modell in Erwägung gezogen werden. Arbeitsplätze sichern, Lohnverzicht der Mitarbeiter abzubauen, die Versorgung der ländlichen Region zu gewährleisten, seien die Ziele aller Überlegungen. Einrichtungen, die nur rote Zahlen schreiben, seien auch für einen katholischen Träger nicht zu finanzieren, sagen die Geschäftsführer.

Entschieden, betonen beide, sei noch gar nichts. Ergebnisoffen, unter Einbeziehung unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften, werde das Konzept erarbeitet.Wadern. Waderns Bürgermeister Fredi Dewald (SPD, Foto: Ruppenthal) setzt sich für eine "Standortsicherung des Krankenhauses in Wadern" ein. Das sagte der Rathaus-Chef auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung. Zum einen gehe es ihm um die "strukturelle Standortsicherung", damit die Hochwaldstadt auch künftig eine Klinik hat. Zum anderen richtet sich sein Blick auf die Bürger - Dewald: "Ich möchte eine medizinische Versorgung auch in der ländlichen Region."

Deswegen habe er am kommenden Donnerstag, 28. Januar, einen Termin beim saarländischen Gesundheitsministerium in Saarbrücken. Das Treffen, bei dem es um die Zukunft der St.-Elisabeth-Klinik gehen soll, findet noch vor der Stadtratssitzung am gleichen Tag statt. "Das ist gut, so kann ich die Informationen am selben Abend noch bekannt geben", sagt Dewald. Die Tagesordnung ist übrigens um einen Dringlichkeitspunkt erweitert: "Information über die Zukunft des St.-Elisabeth-Krankenhauses Wadern sowie Beratung und Beschlussfassung über eine Stellungnahme des Stadtrates." Das teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung mit.

Unterdessen hatte sich Fredi Dewald bereits mit Thomas Thiel, Geschäftsführer der Cusanus-Trägergesellschaft Trier (CTT), zu einem zweistündigen Gespräch getroffen. Dewald im Anschluss: "Herr Thiel teilte mir mit, dass ein möglicher neuer Krankenhausbau für den Hochwald-Verbund nicht an einen der bisherigen Klinik-Standorte entstehen wird." Auch die derzeitigen Arbeiten an neuen Abteilungen in der Waderner Klinik seien "kein Freibrief für den Erhalt", berichtete Dewald von dem Gespräch. Zurzeit entstehe unter anderem ein Bereich für Neurologie. Die Waderner Klinik nutzen auch viele Menschen aus dem Landkreis St. Wendel.

Meinung

Zukunftskonzept muss her

Von SZ-Redakteur

Dagobert Schmidt

Wehret den Anfängen! Wer zu spät handelt, den bestraft der Markt! Zwischen diesen beiden Polen wird sich die Diskussion um den Hochwald-Verbund der Krankenhäuser der Region bewegen.

Dieser Streit ist völlig unnütz. Denn um Anfängen zu wehren, ist es längst zu spät. Die Realität hat die, die alles beim Alten lassen wollen, längst überrollt. Kliniken, die rote Zahlen schreiben, werden auch in Zukunft nicht ohne Veränderungen zu halten sein.

Statt zu lamentieren und auf in Jahrzehnten gewachsene Strukturen zu beharren, sollten alle, die ein Interesse daran haben, dass die Menschen in der Region ordentlich medizinisch betreut werden, vertrauen. Den Menschen, die sich daran gemacht haben, ein wirtschaftlich zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, die nötige Zeit und den nötigen Spielraum für ihre Entscheidungen geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort