Der Herr über 12 400 Aufzüge

Elversberg · In Sulzbach arbeitet ein Mann, der per Schaltzentrale Tausende von Aufzügen unter Kontrolle hat. Wenn diese mal stecken bleiben, sorgt er dafür, dass sich Fachleute in Bewegung setzen, um den Schaden schnellstmöglich zu beheben.

 Andreas Duginow an seinem Arbeitsplatz. Foto: Iris Maurer

Andreas Duginow an seinem Arbeitsplatz. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Bleibt er stehen, setzt sich das Kopfkino in Bewegung: Natürlich denkt man an die amerikanischen Horrorfilme, die nichts Übles auslassen und für Gänsehaut sorgen. Da sitzt man also in der Falle, hofft und bangt: Meine Güte, der wird doch wohl nicht abstürzen, der wird doch halten, bis ich wieder draußen bin? Über solche Szenarien kann Andreas Duginow nur lächeln. Denn der Mann kennt sich aus mit Aufzügen, die den Menschen, einzeln oder massenweise, von oben nach unten und gern auch wieder hinauf befördern. "Aufzüge sausen nicht einfach so herunter, das ist nicht möglich", sagt er. Und ergänzt zur absoluten Beruhigung, dass man im Lift auch nicht erstickt. Der 37-Jährige aus Elversberg ist quasi der Herr über 12 400 Aufzüge - in ganz Deutschland, in Luxemburg und mit einem einzelnen Exemplar in Österreich. Andreas Duginow sitzt in einem mit Technik vollgestopften Raum in der Vopeliusstraße in Sulzbach. Der Angestellte der Firma WUI (Werk- und Industrieschutz) ist dafür verantwortlich, dass die Aufzüge in Hochhäusern oder Unternehmen niemanden im Stich lassen - oder nur für kurze Zeit. Denn sobald ein Fahrgast den Alarmknopf betätigt, kommt der Saarländer ins Spiel. Bei ihm laufen die Meldungen auf. So setzt der Mann in der Notruf-Leitstelle per Alarmplan die rettenden Techniker in Bewegung. Die sind in wenigen Minuten an Ort und Stelle und holen die Leute aus dem Metallgehäuse heraus. Die Arbeitszeit des äußerst flinken, zuverlässigen und immer gut gelaunten Mitarbeiters, wie die Chefetage betont, ist von 8 bis 16 Uhr. Dann gehen die meisten Notrufe ein, sagt er. In den Randzeiten kann die Arbeit von zwei anderen WUI-Angestellten miterledigt werden, tagsüber jedoch fordert es den ganzen Mann. Doch nicht immer sind es die Notrufe , die Andreas Duginow auf Trab halten, sondern auch regelmäßige Technik-Überprüfungen des TÜV . Auch sie laufen in der Leitstelle auf. Duginow darf sich auch mit Alarm-Missbrauch herumplagen. So machen sich meist Kinder und Jugendliche einen Spaß daraus, den roten Knopf zu drücken. Und manche Leute finden es lustig, über Notruf eine Pizza- oder Kebab-Bestellung aufzugeben.

All das erhöht den täglichen Stress des Mannes, der höchst konzentriert zu Werke gehen muss. Doch auch das kann ihm die gute Laune nicht vermiesen. Nur manchmal ist er ein bisschen genervt. Und zwar dann, wenn schon Hilfe unterwegs ist, die eingeschlossenen Aufzugnutzer aber dennoch alle paar Sekunden den Alarmknopf betätigen.

Andreas Duginow kennt also eines nicht: Langeweile am Arbeitsplatz. Tausende Aufzüge wissen das zu verhindern.

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