"Sprungbrett" hilft beim Schulstart

Neunkirchen. Was für die meisten Eltern selbstverständlich erscheint, nämlich den Termin zum Schulfähigkeitstest des Kindes wahrzunehmen, verordnete Frühfördermaßnahmen in Anspruch zu nehmen oder gar das Kind zur Schule anzumelden, ist für einige andere eine riesige Hürde

 Die Kinder der Grundschule am Stadtpark hatten viel Spaß beim Kochen im Rahmen des Themas Kindergesundheit. Foto: atb-thiry

Die Kinder der Grundschule am Stadtpark hatten viel Spaß beim Kochen im Rahmen des Themas Kindergesundheit. Foto: atb-thiry

Neunkirchen. Was für die meisten Eltern selbstverständlich erscheint, nämlich den Termin zum Schulfähigkeitstest des Kindes wahrzunehmen, verordnete Frühfördermaßnahmen in Anspruch zu nehmen oder gar das Kind zur Schule anzumelden, ist für einige andere eine riesige Hürde. Die Gründe des Nichterscheinens von Eltern bei solch wichtigen Terminen sind vielfältig: von Sprachhindernissen über schwierige familiäre Lebenslagen, psychische Probleme, Krankheiten bis hin zu Unwissenheit des Förder- und Schulsystems (meist bei Eltern mit Migrationshintergrund) und manchmal auch Desinteresse.Diesen Problemen auf den Grund zu gehen und sie zu beheben, ist eine der Aufgaben des Teams von "Sprungbrett". Seit Februar 2008 unterstützt der Caritasverband mit seinem Projekt "Sprungbrett" Kinder und deren Eltern während des Übergangs von der Kindertagesstätte in die Grundschule. Diese sozialpädagogische Unterstützung wissen nicht nur die Eltern, sondern auch die beteiligten Tagesstätten und Schulen (siehe "Hintergrund") zu schätzen. Die Stadt Neunkirchen, die neben dem Kreis und dem Bildungsministerium Zuschussgeberin ist, erhöhte sogar ihren Anteil von 15 auf 55 Prozent, damit das Projekt weiterlaufen kann.

Als Gäste in der Redaktion berichteten Laura Lauermann und Thomas Mörsdorf, der seit Januar neu im Team ist, über ihre Arbeit. Neu ist beispielsweise auch, dass das Außenbüro vom Pfarrhaus Herz Jesu umgezogen ist in Räume über der katholischen Kindertagesstätte in der Norduferstraße 8. Hier bieten die Beiden eine feste Sprechstunde für Eltern an, und zwar donnerstags von 11 bis 13 Uhr. Gelegenheit für die Eltern, ganz konkrete Probleme anzusprechen, etwa wenn es beim Ausfüllen von Formularen hapert. Einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern hat Mörsdorf vor ein paar Tagen geholfen, sage und schreibe sieben Anträge auszufüllen, von der Schulbuchausleihe bis zum Antrag fürs Mittagessen in der Freiwilligen Ganztagsschule.

Doch bis sich die Eltern dazu entschließen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen, müssen Lauermann und Mörsdorf erst ein Vertrauensverhältnis aufbauen. "Viele haben eine gewisse Scheu davor", hat Laura Lauermann festgestellt. Dabei gebe es ein großes Netzwerk an passgenauer Hilfe, die vom "Sprungbrett"-Team vermittelt werden könne. "Wir versuchen dabei stets, über den Tellerrand zu blicken." Grundsätzlich sind die Angebote von "Sprungbrett" für alle Eltern offen, deren Kinder eingeschult werden. Ende 2011 waren in den beteiligten Kindertageseinrichtungen insgesamt 101 Kinder im letzten Kindergartenjahr. Außerdem wurden rund 120 Erstklässler betreut sowie sieben Kinder im Schulkindergarten. In regelmäßigen Treffen mit den Kooperationspartnern, bei denen auch Vertreter des Kinderbüros, des Familienbüros, der Integrationsbeauftragte und der Förderlehrer von "Früh deutsch lernen" teilnehmen, werden drängende Fragen bearbeitet und gemeinsame Lösungen gefunden. Diese Zusammenarbeit mit den Einrichtungen habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, betonen Lauermann und Mörsdorf.

Die "Sprungbrett"-Veranstaltungen wie zum Beispiel zur Kindergesundheit haben meist gute Resonanz. Besonders gut kommt die neu eingeführte "Vorschulkarte" bei Eltern und Kindern an. Bei fünf Vorschulaktionen wie zum Beispiel "Spielen und Lernen" oder "Bücher und Lernen" können die Kinder Aufkleber (Punkte) sammeln und sogar etwas gewinnen. "Da geben wir spielerisch Tipps und vermitteln Hintergrundwissen darüber, was für den Schulanfang wichtig ist", berichtet Mörsdorf. Ein echter Höhepunkt war der Besuch der Stadtbücherei. Da wollen viele wieder hin, auch ohne "Sprungbrett"!

Hintergrund

 Die Aufgaben des Projekts "Sprungbrett" stellten Laura Lauermann und Thomas Mörsdorf bei ihrem Redaktionsbesuch vor. Foto: hek

Die Aufgaben des Projekts "Sprungbrett" stellten Laura Lauermann und Thomas Mörsdorf bei ihrem Redaktionsbesuch vor. Foto: hek

Seit Februar 2008 unterstützt der Caritasverband mit seinem Projekt "Sprungbrett" Kinder und deren Eltern während des Übergangs von der Kindertagesstätte in die Grundschule. Die Kooperationspartner im Projekt sind: Städtische Kindertagesstätte Regenbogen, Parkstraße; Katholische Kindertagesstätte St. Marien, Marienstraße; Kath. Kindertagesstätte Herz Jesu, Norduferstraße, Ev. Kindertagesstätte Arche Noah, Goethestraße; sowie die Grundschulen Am Stadtpark, Falkenstraße und Bachstraße, Kleiststraße. red

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