Kult-Objekt und Kindheitserinnerung

Neunkirchen · Die Keksdose spaltet: Wie unsere Umfrage gestern in der Neunkircher Innenstadt zeigte, gibt es zwar Befürworter des Abrisses aber noch mehr, die dagegen sind. Auch im Internet wird darüber heiß diskutiert.

 Als den Gästen in der Keksdose noch Kaffee serviert wurde, war sie durchaus eine lieb gewonnene Zierde der Innenstadt. Nach langem Leerstand kommt nun der Abriss. Archivfoto: Willi Hiegel

Als den Gästen in der Keksdose noch Kaffee serviert wurde, war sie durchaus eine lieb gewonnene Zierde der Innenstadt. Nach langem Leerstand kommt nun der Abriss. Archivfoto: Willi Hiegel

"Die ist Kult . Dort habe ich immer meine Fahrkarten gekauft." Michelle Hart freut sich kein bisschen, dass die Keksdose nach einem entsprechenden Votum des Stadtrats abgerissen werden soll (wir berichteten). Im Gegenteil: Das wäre "der größte Fehler", ähnlich wie damals beim Stadtbad. "Das war auch Kult " und ist nun Geschichte, ärgert sich die junge Mutter aus Heiligenwald. "Die Keksdose gehört einfach zu Neunkirchen ", pflichtet ihr Alina Christmann aus Neunkirchen bei. Ohne das Gebäude wäre der Platz ziemlich leer. Maike Hart plädiert für eine neue Nutzung des heruntergekommenen Rundbaus: "Ein anständiges Café" zum Beispiel oder eine Cocktailbar - "irgendwas, wo man abends weggehen kann. Es gibt ja nichts in Neunkirchen ."

"Schnell abreißen", kommt es wie aus der Pistole geschossen über die Lippen des Ehepaars Schulz aus Wiebelskirchen. Je früher, desto besser. Und nein, "die Keksdose gehört nicht zu Neunkirchen ", betont Brigitte Schulz. "Sie schottet die Bahnhofstraße ab" - und "verfällt immer mehr", ergänzt Ehemann Hans-Leo. Sie würden sich für die entstehende Freifläche statt einer beliebigen 0-8-15-Gestaltung irgendetwas wünschen, das "typisch" für Neunkirchen ist, "ein kleines Symbol".

"Kommt drauf an, was man draus macht", relativiert Ursula Schmidt aus St. Wendel den geplanten Abriss, nachdem ihr erklärt wurde, was mit "Keksdose" gemeint ist. Im derzeitigen Zustand sei sie ja eher ein Schandfleck. Einen echten "Ruhepunkt" könnte sie sich vorstellen, einen "Mittelpunkt für die Bevölkerung" ähnlich dem Schlossplatz in St. Wendel.

"Wir haben uns dran gewöhnt", meinen Hans und Cilly Leist pragmatisch. Bevor sie nach Spiesen-Elversberg gezogen sind, wohnten sie lange in Neunkirchen . Gut tue der lange Leerstand dem Bauwerk allerdings nicht, "davon wird es nicht besser". Hans Leist hegt die Befürchtung, dass man nach dem Abriss die Bahnhofstraße in die Lindenallee verlängern könnte.

Einfach traurig

Viele virtuelle Reaktionen erntete der bei Facebook unter der Überschrift "Keksdose wird jetzt weggeräumt" veröffentlichte SZ-Artikel. "Schade, ich mochte die Keksdose", schreibt Michaela Biehl. "Da hätte man wieder was Schönes, Nützliches draus machen können." Auch Sandra Klein äußert Betroffenheit. Sie bedauert, "was aus Neunkirchen wird" und erklärt: "Für mich ist die Keksdose Kult und gehört zur Stadt. Einfach traurig, dass man so ein Wahrzeichen abreißt." Ahmin Mehmetaj trauert: "Und wieder geht ein Stück Kindheit verloren." Emotionale Reaktionen löste der angekündigte Abriss nicht zuletzt bei Kirstin Recktenwald aus: "Sauerei! Die hätten die öffentlichen Toiletten damals ruhig mal lassen können oder wieder neu was hinbauen sollen. In der Stadt bräuchte man das am Abend nämlich mal dringend! Ist ja leider weit und breit nix da!"

Skeptisch zeigen sich viele Facebook-Nutzer, was die Zielsetzung der Planer betrifft: "Das soll die Besucherströme, die zurzeit vor allem im und eng ums Saarpark-Center herumkreisen, zum Ausschwärmen in die ‚Nordstadt' bewegen." Was "Rudi Er" bezweifelt.

Gedanken machten sich die Leser zudem über alternative Nutzungsmöglichkeiten, darunter auch "Markus Ap": "Wäre für die Polizei doch gut gewesen, statt irgendeine Station in der Wellesweilerstraße." Was "Stefan Bongi" ähnlich sieht: "Würde die Polizei drin sitzen, dann hätten die alles im Blick da unten."

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