Gedenkfeier Zum 150. eine ehrenvolle Gedenkfeier

Neunkirchen · Im Momentum ehrte man Alfred Adler, den Gründer der Individualpsychologie. Einblicke in Werk und Leben.

 Ein Vortrag blickte auf das Leben des Psychologen.

Ein Vortrag blickte auf das Leben des Psychologen.

Foto: Altmeier-Kuss

Es ist wirklich nur Zufall, wenngleich ein kurioser: Dass just nebenan ein Räumungsverkauf in jenem Modegeschäft läuft, das den selben Namen trägt wie das Geburtstagskind. Rund 20 Menschen hatten sich am Freitagabend im Momentum auf der Bliespromenade eingefunden, um – wie an vielen anderen Orten in Deutschland – gemeinsam den 150. Geburtstag Alfred Adlers zu feiern. Adler? Das war doch der, mit dem sich Freud gekabbelt hat. Was Doris Haupenthal lächelnd bestätigte. Sie leitet die Saarländische Regionalgruppe des Vereins für praktizierte Individualpsychologie (VpIP), der zusammen mit der katholischen Kirche Neunkirchen als Hausherrin zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte.

„Adler gilt neben Sigmund Freud und Carl Gustav Jung als einer der drei großen Psychologen des letzten Jahrhunderts“, eröffnete die Referentin ihren Vortrag. Während sich Freud der Universitätssprache bediente und es Jung in Richtung Esoterik zog, blieb Adler „ein Mensch des Volkes“. Auf die Welt kam Alfred Adler 1870 in Rudolfsheim/Wien als zweites von sechs Kindern. Er studierte Medizin und Philosophie und praktizierte als Augen- und Kinderarzt sowie Allgemeinmediziner und später auch als Militärarzt – „ein Allroundtalent“. Von Freud per Postkarte im Herbst 1902 zu dessen später als Mittwochsgesellschaften berühmt gewordenen Fach-Treffen eingeladen, verstand sich Adler nie als Schüler Freuds, sondern als gleichberechtigter Gesprächspartner. Schon bald entwickelte er eigene Ideen, die den Annahmen des Gastgebers widersprachen. Statt „von Trieben bestimmt“ sah Adler den Menschen als „freies Wesen“.

1912 veröffentlichte er sein bahnbrechendes Buch „Über den nervösen Charakter“, in welchem er die Normalpsychologie und die Psychopathologie in einem Konzept vereinigte. Dieses Werk verhalf der Individualpsychologie mit dem Gemeinschaftsgefühl als ihrem Grundpfeiler in der Fachliteratur zum Durchbruch.

Doch zunächst schilderten Vertreterinnen des Vereins ihre persönlichen Erfahrungen mit der Individualpsychologie. „Ich habe gelernt, auf das halbvolle Glas zu schauen“, erzählte Christa Altmeier-Kuß, die diese positive Lebenseinstellung als große Bereicherung empfindet. Sie sei ein „hundertprozentiger Fan“ der Adlerschen Lehre. Viel gelassener als früher blickt Dorothee Brück heute auf die Dinge: „Ich reg mich nicht mehr auf.“ Das versucht sie in ihren Encouraging-Trainings-Kursen an Eltern weiter zu geben.

Immer wieder ermunterte Doris Haupenthal die Zuhörer zu einem Austausch, so dass ihr Vortrag öfters in anregende Diskussionen mündete. Lebhaft entspann sich zum Beispiel ein Disput darüber, dass Alfred Adler zwar protestantisch getauft war, dann aber aus der Kirche austrat und sich zum Atheismus bekannte.

1937 war der Vordenker bei einer Vortragsreise in England im Alter von 67 Jahren überraschend gestorben.

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