Ein Kampf gegen das Vergessen

Wellesweiler. Die selten gewordene Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen des Holocaust zu sprechen, nutzten gestern gut 40 Erwachsene, Jugendliche und Kinder in Wellesweiler. Aleksander Henryk Laks war auf Einladung des Adolf-Bender-Zentrums in den "Raum der Begegnung" in der Alex-Deutsch-Schule gekommen

Wellesweiler. Die selten gewordene Gelegenheit, mit einem Zeitzeugen des Holocaust zu sprechen, nutzten gestern gut 40 Erwachsene, Jugendliche und Kinder in Wellesweiler. Aleksander Henryk Laks war auf Einladung des Adolf-Bender-Zentrums in den "Raum der Begegnung" in der Alex-Deutsch-Schule gekommen.Hier soll die Botschaft von Alex Deutsch weitergetragen und mit Leben erfüllt werden, wie es Willi Porz formulierte.

Deutsch, der am 9. Februar 2011 gestorben ist, hat Auschwitz überlebt. Ihm war es eine Herzensangelegenheit, diese schrecklichen Erlebnisse weiterzugeben, aber auch um ein respektvolles Miteinander der Menschen heute zu werben. In diesem Sinne scheut auch Aleksander Laks keine Mühe und keinen Aufwand. Schließlich wohnt der 84-jährige Jude seit über 60 Jahren in Brasilien, besucht aber ein Mal im Jahr Deutschland, um ehemalige Häftlinge in der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg/Bayern zu treffen. Der "Abstecher" ins Saarland hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Menschen, die ihm gestern begegnen durften. Die Leidensgeschichte von Aleksander Laks ist ergreifend, nimmt den Zuhörer mit, rührt gar zu Tränen. Doch noch beeindruckender ist, wie der Mann, dessen komplette Familie von den Nazis ausgelöscht wurde, heute auf die Menschen in Deutschland zugeht. "Ich lebe ohne Hass und ohne Rachegefühle", antwortet Laks auf die Frage, wie er nach dem Ende des jahrelangen Martyriums wieder in ein normales Leben zurückkehren konnte. Doch eines sagt er auch ganz deutlich: "Ich vergebe denen nicht, die das gemacht haben." Elf Jahre war der Junge Aleksander, als er mit seiner Familie aus der Heimatstadt Lodz ins Lager nach Auschwitz transportiert wurde, wo seine Mutter verbrannt wurde. "Wir waren eine ganz normale Familie", sagt Laks. "Aber wir waren Juden." Fünfeinhalb Jahre wurde der Junge, dem auch die Jugend geraubt wurde, inhaftiert. Unter unwürdigen, grausamen Bedingungen. Zu essen gab es 200 (!) Kalorien am Tag. Wie er diese Zeit im Ghetto überleben konnte, weiß Aleksander Laks bis heute nicht. "Darauf gibt es keine Antwort. Es gibt nur eine Antwort auf die Frage, warum ich überlebt habe." Um den Menschen später über dieses Unrecht zu berichten. Es ist quasi das Erbe seines Vaters, der gegen Ende des Krieges in Flossenbürg unter unvorstellbaren Qualen starb. "Dies darf nie mehr passieren", hatte Vater Jakob zu seinem 17-jährigen Sohn gesagt. "Nicht nur den Juden nicht, sondern keinem Menschen mehr."

Aleksander Laks hat seine Geschichte aufgeschrieben. Schüler des Saarlouiser Stadtgartengymnasiums setzten sich für die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von Laks Erinnerungen in "Der Überlebende" ein. Dieses Buch - illustriert vom Saarlouiser Künstler Mike Mathes - ist für elf Euro über das Adolf-Bender-Zentrum erhältlich.

adolf-bender.de

"Dies darf

nie mehr passieren."

Vater Jakob Laks

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