Brunnenserie: Stadt Neunkirchen Sie erzählen Geschichte(n) dieser Stadt

Wir waren unterwegs zu zwölf Brunnen in Neunkirchen mit seinen Stadtteilen. Daneben sprudelt es in den umliegenden Wäldern.

Brunnen in der Stadt Neunkirchen
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Brunnen-Serie – Stadt Neunkirchen

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Aus dem Trevi-Brunnen in Rom sind im Vorjahr 1,4 Millionen Euro herausgefischt worden. Die Legende besagt: Wer eine Münze in den Brunnen wirft, kehrt in die Ewige Stadt zurück.

Nun ja, im Brunnen auf dem Stummplatz, Neunkirchens Herz, ruht manches, aber keine Münzen.

Müll statt Münzen

„Wertsachen wurden meines Wissens bisher nicht gefunden“, stellt auf Anfrage unserer Zeitung Peter Voigt, Leiter des Zentralen Betriebshofs Neunkirchen (ZBV), fest. Dafür hauptsächlich Müll wie leere Getränkebehälter oder Pommestüten, aber auch schon mal verlorenes Spielzeug.

Zum Abschluss unserer Serie „Öffentliche Brunnen in der Region“ waren wir jetzt auch in der Stadt Neunkirchen (aktuell knapp 48 000 Einwohner) mit ihren Stadtteilen unterwegs. Die bei der Stadtpressestelle angefragte und mit Heimatkundler Horst Schwenk abgestimmte Liste führte uns zu zwölf Brunnen im Stadtgebiet. Darüber hinaus geht der Blick zu Quells im Wald. Eine besondere Bedeutung kommt dem Hangarder Premiumwanderweg Brunnenpfad zu. Infos lieferten Rathaus, Ortskundige und Archive.

Jubilar in Münchwies

In Münchwies stoßen wir gleich mal auf einen Jubilar. „Wissen Sie, dass unser Brunnen in diesem Jahr 50 Jahre alt wird?“, fragt ein Passant, als der SZ-Gast das Wasserbauwerk gerade ins Bild setzt. Stimmt. Die Jahreszahl 1967 ist in Stein gemeißelt.

Am Premiumwanderweg

Jugendlich ist dagegen noch der schmucke Dorfbrunnen in Hangard. Der Brunnen wurde im Jahr 1992 vom ortsansässigen Steinmetz Werner Glöckner geschaffen und mit örtlichen Motiven verziert. Inzwischen ist der Brunnen auch Start- und Zielpunkt des Brunnenpfades über 15 Kilometer. „Höhepunkte des Rundwanderweges sind die sieben Brunnenanlagen“, wie es im Flyer beschrieben wird. „Sie bestehen zum Teil seit 300 Jahren und haben dem Wanderweg seinen Namen gegeben: Dorfbrunnen, Kameradschaftsbrunnen, Ebertsquelle, Frankenbrunnen, Karlsbrunnen, Hollerbrunnen, Bruderbrunnen.“ Stellvertretend für weitere Waldbrunnen zeigen wir den Erlenbrunnen im Furpacher Wald im Bild.

Bronzene Fische

Weiter geht es in Wiebelskirchen. Zur 1200-Jahr-Feier (1965) hat sich Wiebelskirchen aufgehübscht. Dabei entstand der Wibilobrunnen vor dem Wibilohaus. Den Brunnen gestaltete der Bildhauer Werner Presser aus Elversberg, ein gebürtiger Wiebelskirchener, wie in der Festschrift nachzulesen ist. Das Becken hat einen Durchmesser von drei Metern. In der Mitte des Beckens befindet sich ein Sandsteinsockel, der eine in Bronze gegossene Fischgruppe trägt. Ein Brunnen sprudelt auch neben der evangelischen Kirche.

Zum Springen bringen

Nächster Stopp Wellesweiler, Anfang Bürgermeister-Regitz-Straße. Hier wurde 1996 der historische Kothenbrunnen nachgebaut. In einer Erinnerungsschrift aus diesem Jahr findet sich auch ein Ratsbeschluss vom 4. August 1873: „Der Kothenbrunnen der Witwe Kennel soll zum Springen gebracht werden.“ 1935 wurde der Brunnen neugestaltet, verschwand aber in den 1960er Jahren aus dem Ortsbild.

Früher eine Viehtränke

Auch in Furpach im Gutshof plätschert es. Dieser Brunnen diente in früheren Zeiten als Viehtränke. 2010 wurde er wieder in Stand gesetzt.

Geheimnisvoll verschwunden

Kommen wir in die Innenstadt. Der Karcherbrunnen am Oberen Markt wäre schon eine seitenfüllende Geschichte für sich. Schauen wir in unser Zeitungsarchiv und verkürzen. „Bis in die 30er Jahre stand auf dem Oberen Markt eine gußeiserne Tränke für Hunde, Pferde und Vögel. Anfang des Jahrhunderts stiftete Rittmeister a. D. Karcher der Gemeinde Neunkirchen einen Brunnen. Er ist auf geheimnisvolle Weise verschwunden“, heißt es mit Datum 31. Januar 1998. Heimatforscher Horst Schwenk ließ nicht locker. „Der Obere Markt hat einen neuen Blickfang. Seit gestern ist der neue Karcher-Tierbrunnen in Betrieb“, ist mit Datum vom 21. Juni 2005 zu lesen. Für diesen Nachguss auf dem Synagogenplatz brachte der Förderkreis Karcherbrunnen 35 000 Euro auf.

Symbolfigur der Hütte

Der Jedermannsbrunnen hat seinen festen Platz in der Stadtgeschichte. Der Aquarien- und Terrarienverein Neunkirchen pachtete 1926 ein 50 Ar großes Gelände an diesem Brunnen - der Grundstein für den Neunkircher Zoo. Eine Symbolfigur der Neunkircher Hütte steht auf einer Brunnensäule am Hüttenberg und unter Denkmalschutz - der Eisengießer. Das Denkmal wurde vom Eisenwerk zum 100. Geburtstag von Karl-Ferdinand von Stumm-Halberg im Jahr 1936 gestiftet. Gestaltet hat das Denkmal Professor Fritz Claus. „Der Entwurf zeigt ein Arbeiterdenkmal im Sinn der nationalsozialistischen Auffassung vom schaffenden Menschen“, heißt es in einer Schrift der Stadtpressestelle, „der bewusst als Gegenpol zum herrschaftlichen Stummdenkmal zu sehen ist.“ 1938 wurde die Brunnenanlage an die Stadt übergeben.

Gestaltet von Willi Kurz

Der Schlossbrunnen in der Brückenstraße unterhalb der Post ist eine Stiftung der Schlossbrauerei. Dieser springende Quell wurde im Mai 1969 eingeweiht. Den Partnerschaftsbrunnen am Mantes-la-Ville-Platz hat der Neunkircher Künstler Willi Kurz gestaltet. Das Bauwerk wurde am 6. Mai 1972 auf dem Rathausplatz aufgestellt. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Partnerschaft 1980 zog der Brunnen auf den Mantes-la-Ville-Platz um.

Einweihung neue Stadtmitte

Kehren wir zurück zum Stummplatz. 1989 ändert sich das Gesicht der Neunkircher City entscheidend: Einweihung neue Stadtmitte (Stummplatz, Fußgängerzone) und Eröffnung Saarpark-Center (auf der Industriebrache des Eisenwerks). Am 19. November 1989 wird auf dem Stummplatz auch die neue Brunnenanlage ihrer Bestimmung übergeben. Durchaus kritisch titelte elf Jahre später Gerd Meiser in der SZ: „Ein Brunnen als Groschengrab“. Und führte aus: Damals sei die märchenhafte Idee dieses Brunnens, der nicht nur Wasserspiel, sondern auch Lichtspiel sein sollte, von allen Seiten gefeiert worden: „Doch die Phantasie der Brunnen- und Lichtgestalter wurde nie Realität.“ Der Brunnen sei „statt eines wunderbaren Lichtspiels ein stetiger Hort der Unruhe und der Kosten“ geworden. Heute erlebt man den Brunnen über die hellen Monate hinweg als sprudelnde Begegnung: „Die Brunnen tragen zum lebendigen Stadtbild bei. Insbesondere der Stummplatz ist ein beliebter Treffpunkt und wird auch immer wieder von Kindern bespielt“, erklärt die Stadt.

Reinigungskolonne unterwegs

Das Reinigen der Brunnenanlagen gehört zu den Routinearbeiten des ZBN, dazu Warten und Mängel beseitigen, wie Peter Voigt auflistet. Aktuell seien die Brunnenanlagen ohne Probleme in Betrieb. Ihre Unterhaltung verursache Kosten von jährlich zirka 5000 Euro. Zweimal im Jahr muss die Brunnen-Kolonne richtig ranklotzen, so der Betriebshofleiter: „Aufwendige Arbeiten sind die Inbetriebnahme der Brunnenanlagen im Frühjahr sowie das Winterfestmachen im Herbst.“

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