Neun Monate für eine Bibel

Kreis Neunkirchen. Unsere Suche nach der ältesten Bibel im Kreis ist auf großes Echo gestoßen

 Zwei Hände voll Bibeln hält Seelsorger Dieter Franz Koster. Darunter die Bibel in der Einheitsübersetzung, gültige Grundlage in der römisch-katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Und die Lutherbibel, gültige Grundlage in der evangelischen Kirche. Foto: Willi Hiegel

Zwei Hände voll Bibeln hält Seelsorger Dieter Franz Koster. Darunter die Bibel in der Einheitsübersetzung, gültige Grundlage in der römisch-katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Und die Lutherbibel, gültige Grundlage in der evangelischen Kirche. Foto: Willi Hiegel

Kreis Neunkirchen. Unsere Suche nach der ältesten Bibel im Kreis ist auf großes Echo gestoßen. Aber was ist das eigentlich für ein Buch, dieses Buch der Bücher? Das zu Hause im Regal steht oder für unsere Aktion "Kreisrekord" vielleicht beim Stöbern auf dem Speicher oder im Keller als Erbstück wieder entdeckt wurde? Wer weiß, was da drin steht? Wer hat es gelesen?Dieter Franz Koster hat es gelesen. Konsequent von der ersten bis zur letzten Seite. Zwei Mal bisher. "Ob ich es noch ein drittes Mal schaffe, weiß ich nicht", sagt Koster (74) beim Besuch in unserer Redaktion. Das erste Mal fällt in die Zeit als Theologie-Student: "Da hatte ich eine bibeltheologische Arbeit über das Wort Gottes zu schreiben. Ich habe wohl ungefähr neun Monate zum Lesen gebraucht."Koster ist Ruhestandsgeistlicher. Nach dem Krieg lebte er vorübergehend in Neunkirchen. Dem Studium der Theologie in Trier und München folgten bis September 2007 mehrere Stationen im Bistum Trier als Seelsorger. Jetzt wohnt Koster wieder in Neunkirchen und hilft beim "Personalengpass" aus: "Ich mache die Gottesdienste in St. Pius und im Vinzenz-Altenheim." Die Bibel enthalte "vorzügliche Äußerungen", sagt Koster: "Und da der Mensch sich entwickelt, liest er nach zwanzig Jahren die gleiche Bibelstelle ganz anderes, versteht sie neu." Die Bibel antworte auch auf aktuelle Fragen. Umwelt etwa. Koster schlägt Psalm 104 auf: Ein Loblied auf den Schöpfer und die Schöpfung: "Wenn man das liest und dann an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko denkt, da kann man doch nur sagen: Das war unverantwortliches Handeln. Und wir sollen mit der Schöpfung doch verantwortlich umgehen."Die Mehrheit der Bibeln, die unsere Redaktion erreichten, stammt aus dem 19. Jahrhundert. "Bildung" habe der Heiligen Schrift den Weg in die Familien geebnet, sagt Koster und nennt Begriffe wie "Volksschule" und "Schulpflicht": "Dennoch war die Bibel eine teure Anschaffung, aber eben auch ein wertvolles Buch." Und oft diente sie zudem als Familienstammbuch. Geburten und Todesfälle wurden vermerkt. Als Johannes Gutenberg 1450 die Druckmaschine erfand, druckte er als erstes Buch die Bibel. Vorher war die Bibel mit der Hand geschrieben und von Mönchen kopiert worden. Nicht jeder hat Zugang zu Büchern und zum Lesen. Bibel könne man statt "lesen" aber auch "hören" und "erleben", so Koster. Zu Gottes Wort finde man auf vielfältige Weise: Durch Elternhaus, Schule, Pfarrgemeinde. Aber auch ganz anders: "Immer durch glaubwürdig lebende Christen." > siehe auch Themenseite C 5

HintergrundDie Bibel ist eine Sammlung von vielen großen und kleinen Schriften. Sie gliedert sich in 46 Schriften des Alten Testaments - sie erzählen die Geschichte des Volkes Israel mit seinem Gott. Und in die 27 Schriften des Neuen Testaments - sie erzählen die Geschichte Jesu, seiner Apostel und die Anfänge der Kirche. Heute gibt es die Bibel oder Auszüge der Bibel in mehr als 1500 Sprachen und Dialekten. red

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