Naturschutz, wo einst Bergbau war

Neunkirchen. Die Szenerie könnte kaum krasser sein: Hinter der Photovoltaik-Anlage mit 8,4 Megawatt Stromleistung auf dem Gelände der ehemaligen Grube Göttelborn ragt ein Kohlekraftwerk in die Höhe. Ein Ausblick, der sich von einer Plattform unweit der ehemaligen Grube bietet

Neunkirchen. Die Szenerie könnte kaum krasser sein: Hinter der Photovoltaik-Anlage mit 8,4 Megawatt Stromleistung auf dem Gelände der ehemaligen Grube Göttelborn ragt ein Kohlekraftwerk in die Höhe. Ein Ausblick, der sich von einer Plattform unweit der ehemaligen Grube bietet. Das einstige Bergbauzentrum liegt inmitten des Naturschutzprojekts "Landschaft der Industriekultur Nord" (LIK-Nord). Träger des Projekts ist der Zweckverband LIK-Nord, dem sechs saarländische Gemeinden und die Industriekultur Saar (IKS) angehören. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich zwischen den saarländischen Kommunen Illingen, Hüttigweiler, Neunkirchen, Friedrichsthal und Quierschied. Zu einer Exkursion zu ausgewählten Naturschutzprojekten hatte jetzt der BUND Saar den BUND-Bundesvorsitzenden Hubert Weiger (Foto: ddp) sowie Mitglieder der BUND-Landesverbände eingeladen. Station auf der Tages-Tour war unter anderem das Naturschutzprojekt in der Mitte des Saarlands. In einem Teilgebiet hat der BUND Saar sein Fachwissen eingebracht. Der Verbandsvorsteher des Zweckverbands LIK-Nord Karl Kleineberg sagte, unklar sei derzeit noch der Umgang mit den durch den Bergbau verseuchten Gebieten. Mehrere Flächen in der Nähe von ehemaligen Kokereien, so etwa im Binsenthal bei Neunkirchen-Heinitz seien mit Giftstoffen belastet. Problematisch sei dort jedoch auch mit Blick auf den Naturraum der Eingriff des Menschen, so Kleineberg. Daher müsse der Zweckverband zwischen der absoluten Entgiftung der Flächen und der Gefahrenkontrolle abwägen. Der Geschäftsführer des Zwecksverbands der LIK-Nord Detlef Reinhard sagte, bis März 2011 habe man Zeit einen Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgroßvorhaben zu entwickeln. In dem über zwölf Jahre laufenden Großprojekt fließen insgesamt Investitionen von 12,3 Millionen Euro. Davon tragen 75 Prozent der Bund, 15 das Land und zehn Prozent die beteiligten Projektträger. Der BUND-Vorsitzende Weiger wertete die LIK-Nord als "innovativen Schritt im Naturschutz". Das Vorhaben zeige, dass der Naturschutz verstärkt die Aufgabe wahrnehmen müsse, die Landschaften des Bergbaus zu pflegen und zu erhalten. Er begreife das Naturschutzgroßprojekt als eine Chance für die Region. Potenziale für das großflächige Naturschutzgebiet in der Mitte des Saarlands sehe Weiger auch darin Geschichte, Industriekultur und Umweltschutz miteinander zu verknüpfen. Es reiche heute nicht aus, nur Natur- und Artenkenntnis zu vermitteln.

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