Mit viel Freude bei der Sache

St Wendel · Drei Tage haben sie gesungen, getanzt und gelacht. Die Young Americans sind zu Gast bei der Lebenshilfe in St. Wendel. Mit einer Gruppe von 63 behinderten Menschen haben die Studenten ein Show-Programm erarbeitet.

 Die Kinder üben mit ihrer Betreuerin Anjui die Tanzschritte. Fotos: Bonenberger & Klos

Die Kinder üben mit ihrer Betreuerin Anjui die Tanzschritte. Fotos: Bonenberger & Klos

Trommelklänge schallen über den Gang, begleitet von einer warmen Frauenstimme. Sie singt Zeilen aus "Circle of Life" von Elton John. Um sie herum steht eine Gruppe von Menschen, alt und jung, klein und groß, behindert und nicht behindert. Sie alle lächeln, klatschen und tanzen. Als der letzte Ton verklingt, ergreift Mindy Broadley das Wort. Sie ist die Team-Chefin der Young Americans, einer Gruppe junger Studenten vom Young Americans College of the Performing Arts in Los Angeles. "Wir sind eine große Familie", sagt sie. "Und zusammen werden wir den ,König der Löwen' aufführen."

Drei Tage sind 45 Young Americans bei der Lebenshilfe in St. Wendel zu Gast. In Workshops singen und tanzen sie mit 63 Teilnehmern. Diese kommen aus dem Kindergarten der Lebenshilfe, dem selbstbestimmten Wohnen, dem Wohnheim, der Tagesförderstätte und der Freizeitgruppe. "Der jüngste Teilnehmer ist drei Jahre alt, der älteste in den Fünfzigern", sagt Broadley. Für die jungen Studenten sei dies eine außergewöhnliche Situation. In der Regel unterrichten sie Schüler- oder Erwachsenengruppen, bei denen das Alter in etwa gleich ist.

Es ist Freitagnachmittag und in der Turnhalle der Lebenshilfe ist eigentlich gerade Workshop-Pause. Eigentlich. Denn auf dem Parkett ist mächtig was los. Die Young Americans tanzen mit den behinderten Menschen, singen zu der Musik aus den Lautsprechern und strahlen übers ganze Gesicht. "Sie sind sehr offene junge Studenten, die sich auf die Menschen einlassen", beschreibt Broadley ihre Gruppe. Bereits kurz nach der Ankunft hätten die Young Amercans ihre Kursteilnehmer ins Herz geschlossen. Diese seien zu Beginn meist noch ein wenig schüchtern, machten sich Sorgen um den Lärm und die Tanzschritte. "Doch nach kurzer Zeit haben sie eine Verbindung zu den Young Americans aufgebaut. Sie merken nicht einmal mehr, dass sie in einem lauten Raum voller Menschen sind und tanzen", so Broadley. Auch sie lächelt und genießt, was sie tut. "Wir sind zu beneiden!"

Bereits zum zweiten Mal sind die Young Americans bei der Lebenshilfe in St. Wendel zu Gast. Katja Biehl, Sozialarbeiterin bei der Lebenshilfe, beschreibt den Workshop als ein Höhepunkt für die Teilnehmer. "Sie fühlen sich als etwas Besonderes." Diejenigen Teilnehmer, die bereits beim letzten Mal dabei waren, hätten sich seit Wochen auf den Besuch der amerikanischen Studenten vorbereitet. Ihnen merke man den positiven Einfluss des Workshops noch immer an. "Sie haben kein Problem damit, aus sich herauszugehen, zu singen und zu tanzen." Jeden so zu nehmen, wie er ist, und ihm die Möglichkeit geben, sein Talent zu zeigen - das ist die Philosophie der Young Americans. Musik ist es, was alle verbindet. Es wird zusammen gelacht. "Es fließen viele Freudentränen - sowohl bei unseren Leuten als auch bei den Young Americans", verrät Biehl. Vor allem der Abschied sei hochemotional. Doch ehe die Young Americans auf ihrer "Music Outreach Tour" weiterziehen, haben sie an diesem Samstag noch ihren Auftritt mit den Menschen aus den Lebenshilfe-Projekten. Die Show im St. Wendeler Sportzentrum besteht aus zwei Teilen: im ersten agieren die Studenten aus Amerika, im zweiten Teil sind die behinderten Menschen dabei. ",König der Löwen' wird unser Finale", verrät Broadley.

Die Show der Young Americans mit den Workshop-Teilnehmern der Lebenshilfe steigt an diesem Samstag, 19 Uhr, im St. Wendeler Sportzentrum. Es gibt noch Karten an der Abendkasse zum Preis von fünf Euro.

 Selbstbewusst zeigt sich Tom mit Young American Rachel.

Selbstbewusst zeigt sich Tom mit Young American Rachel.

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Hintergrund Die Young Americans wurden 1962 von Milton C. Anderson gegründet. Seit dieser Zeit ist der Chor erfolgreich bei Auftritten in US-Shows und Konzerten. 1992 starteten die Young Americans eine pädagogische Initiative: die "Music Outreach Tours". In der ganzen Welt geben sie Workshops für Jugendliche und Erwachsene. evy

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