Waldrodung erhitzt die Gemüter

Besseringen · Stadt Merzig: Kirchengemeinde Besseringen hat zu viele Bäume fällen lassen. Diese spricht von Sicherung des Terrains.

 Wurden auf dem Gelände der Kirchengemeinde zu viele Bäume gefällt? Einige vermuten dies. Foto: Rolf Ruppenthal

Wurden auf dem Gelände der Kirchengemeinde zu viele Bäume gefällt? Einige vermuten dies. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Heidi Nilles, Anwohnerin der Straße Zum Sonnenwald in Besseringen, ist empört, verärgert über die Kirchengemeinde St. Gangolf. Sie hegt die Befürchtung, dass mehr Bäume der Motorsäge zum Opfer fielen als erlaubt. Grund für die Aktion: Das Terrain, das der Kirchengemeinde gehört, soll Bauland werden. "Kann sich eine Kirchengemeinde alles erlauben?", schimpft sie über den Kahlschlag. Mit ihrer Vermutung ist Nilles nicht alleine. Auch die Fraktion der Grünen im Merziger Stadtrat hegt diesen Verdacht.

"Wir waren mehr als betroffen, dass gerade die katholische Kirche, die sich immer wieder zur Bewahrung der Schöpfung bekennt, einen verantwortlichen Umgang mit den Naturgütern einfordert, wertvollen Wald für ein lukratives Investment opfert", schreibt Klaus Borger in einer Anfrage an den Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld, die der SZ vorliegt. "Die Pfarrgemeinde Besseringen hat sich in der Tat nicht an die im B-Plan festgelegten Maßnahmen gehalten und hat mehr Bäume als vorgesehen gefällt", heißt es auf SZ-Anfrage aus dem Merziger Rathaus. "Neun Buchen, sechs Eichen und vier Douglasien sind auf dem Grundstück der Pfarrgemeinde Besseringen zu viel gefällt worden." Das haben Ermittlungen des Försters ergeben, heißt es aus dem Rathaus. "Darüber hinaus sind die Gehölze auf dem im B-Plan festgelegte Schutzstreifen von 20 Metern lediglich im Bereich zur Bezirksstraße hin vorhanden und wurden im hinteren Bereich zur Wohnbebauung Kreimertsberg fast komplett entfernt." Derweil spricht Peter Schirra, Mitglied des Verwaltungsrates und Leiter der Baumaßnahme, von "zwei bis drei grenzwertigen Bäumen", die gefällt worden seien. Als Eigentümerin sei die Kirchengemeinde für die Sicherung des Terrains zuständig. Damit diese nicht auf das Gelände fallen, seien sie gerodet worden. "Es ist alles mit dem Förster geregelt."

Anfang November 2013 wurden erstmals Proteste gegen Baumfällarbeiten in diesem Terrain laut. Die Verantwortlichen der Kirchengemeinde Besseringen hatten diese Arbeit in Auftrag gegeben. Als Eigentümer beriefen sie sich auf ihre Pflicht zur Verkehrssicherung (wir berichteten). Die Bäume seien nicht mehr standsicher und könnten zur Gefahr werden. Als Beweis zogen sie das Gutachten eines Experten heran, der die Bäume untersucht hatte. Doch der Plan trieb Anwohner aus Besseringen wie auch die Grünen auf die Barrikaden. Ihr Credo: Der Mischwald aus Buchen und Eichen darf nicht platt gemacht werden. Heidi Nilles erinnert an die Unterschriften-Aktion gegen diese Waldrodung, die 212 Besseringer unterzeichnet hatten. Mitte Oktober vergangenen Jahres hatte der Merziger Stadtrat mit Stimmen der Mehrheit den Weg für die Erschließung des Baugebietes freigemacht.

Die Auflagen: Auf fünf Grundstücken dürfen maximal zehn Wohneinheiten hochgezogen werden. Zum Ausgleich für die erfolgten Baumfällungen an anderer Stelle wurde die Kirchengemeinde verpflichtet, Ersatzaufforstungen vorzunehmen.

Ihr gehört eine größere Parzelle, auf der ursprünglich der Bau einer Kirche sowie einer Schwesternstation mit Kindergarten geplant war. Von diesem Vorhaben hatte sie sich 2011 verabschiedet. Baugrundstücke sollten geschaffen und das Areal an die Stadt verkauft werden.

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Ortstermin wegen Rodung "Die Stadt Merzig ist darüber enttäuscht, dass die im B-Plan festgelegten Bedingungen von der Pfarrgemeinde Besseringen nicht vollständig eingehalten wurden", heißt es auf SZ-Anfrage aus dem Rathaus. In einem Gespräch mit den Verantwortlichen der Kirchengemeinde sei ein Ortstermin in Besseringen in den nächsten Tagen vereinbart worden, "zu dem die Stadt die zuständigen Aufsichtsbehörden einlädt. Außerdem wird auch die Pfarrgemeinde Besseringen als Bauträger hinzugebeten". Auf SZ-Anfrage nach Auswirkungen bezüglich des Wasserschutzgebietes teilte die Stadtverwaltung mit: "Die Belange des Wasserschutzgebietes sind bei der Erstellung des B-Plans in Abstimmung mit den zuständigen Behörden berücksichtigt worden." Dabei habe der Vorzug des Baufeldes zur Straße hin positive natur- und wasserschutzrechtliche Auswirkungen zum zuvor bestehenden B-Plan."Da sich die wasserschutzrechtlichen Bestimmungen hauptsächlich auf Bauauflagen der Bodenversiegelung bezogen haben, können Auswirkungen erst nach dem Behörden-Termin genannt werden."

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