Gesamtpaket für Wanderer muss stimmen

Merzig · Eine Delegation der Traumschleifen Saar-Hunsrück mit der Merzig-Waderner Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich an der Spitze hat am Samstag auf der Messe Tour Natur 2015 in Düsseldorf die Auszeichnung als „Premium-Wanderregion“ entgegen genommen (die SZ berichtete). Die „Traumschleifen“ wurden als eine der drei deutschlandweit ersten Wanderregionen mit diesem neuen Zertifikat des Deutschen Wanderinstituts ausgezeichnet. Dessen Vorsitzender Klaus Erber und Wanderexperte Manuel Andrack überreichten die Urkunde auf der deutschlandweit bedeutendsten Wandermesse. „Unsere Bemühungen der letzten Jahre im Wandertourismus werden mit dieser Auszeichnung gewürdigt“, freut sich Schlegel-Friedrich über die Anerkennung. SZ-Redakteur Christian Beckinger sprach mit Erber über das neue Gütesiegel.

Was hat das Deutsche Wanderinstitut bewogen, das neue Zertifikat "Premium-Wanderregion" zu entwickeln?

Klaus Erber: Wir haben es mit den Premium-Wanderwegen in den vergangenen rund zehn Jahren geschafft, eine neue touristische Qualitätsmarke zu entwickeln. Diese galt es nun weiterzuentwickeln. Denn die Wandertouristen sind einerseits anspruchsvoller geworden, verlangen nicht nur top gepflegte, abwechslungsreiche und bestens ausgeschilderte Wege. Auch die Infrastruktur im Umfeld der Wege muss für viele stimmen. Zum anderen gibt diese Weiterentwicklung den Regionen, die aufs Premiumwandern setzen, neue Möglichkeiten, um Gäste zu gewinnen. Es wird also damit für die Wandertouristen ein umfassendes Qualitätspaket geschnürt. Es geht darum, nach außen darzustellen, dass man mehr zu bieten hat als tolle Wanderwege. Es geht darum zu zeigen, dass man sich bemüht, dem Wanderer neben Top-Wegen auch Top-Informationen und flächendeckend Top-Gastgeber bereit zu stellen.

Die Premium-Wanderregion entlang des Saar-Hunsrück-Steiges mit 111 ergänzenden Rundwanderwegen ist geographisch gesehen sehr groß ausgefallen, erstreckt sich von Perl an der Obermosel bis Boppard am Rhein. Muss eine Region schon diese enormen Ausmaße besitzen, um eine Chance auf das Gütesiegel zu haben?

Erber: Nein, so groß muss das nicht sein, wird es in der Regel auch nicht sein. Ein Kernkriterium, das erfüllt werden muss, lautet: Die Region muss mindestens fünf zertifizierte Premiumwege mit einer Wertungszahl von mindestens 50 Punkten besitzen. Dies ist auch in kleineren Gebietskulissen möglich. Was mit den Traumschleifen Saar-Hunsrück entlang dem Saar-Hunsrücksteig geschaffen wurde, ist ein absoluter Glücksfall. Es gelingt selten, so viele Akteure wie hier geschehen unter einen Hut zu bringen. Wenn man sich die anderen beiden Gebiete, die nun ebenfalls als Premium-Wanderregion ausgezeichnet wurden, betrachtet, wird deutlich, dass es auch eine Nummer kleiner geht: Das Tecklenburger Land in der Nähe von Osnabrück besitzt sieben Premium-Wege. Das Traumpfadeland Rhein-Mosel-Eifel, das räumlich weitgehend deckungsgleich ist mit dem Kreis Mayen-Koblenz, verfügt über 27 Wege.

Welche Bedinungen müssen erfüllt sein, damit sich eine Region als Premium-Wanderregion bezeichnen darf?

Erber: Zur "Grundausstattung" gehören tolle Premiumwege. Darüber hinaus muss es zusätzliche Angebote für die Wanderer geben, zum Beispiel regelmäßige geführte Wanderungen oder Themenwanderungen. Es müssen dem Wanderer umfassende und leicht zugängliche Informationen zur Verfügung gestellt werden. Auch das Angebot an qualifzierten und motivierten Gastgeber-Betrieben muss entsprechend gut ausgebaut sein.

Und all dies findet sich in der Umgebung der Traumschleifen Saar-Hunsrück, zu der ja auch der Landkreis Merzig-Wadener gehört?

Erber: In der Tat, und dies in mustergültiger Weise. Wir haben hier ein sehr dichtes Netz an hervorragenden Premiumwegen, zu denen einige der Wanderwege des Jahres aus der letzten Zeit gehören. Dazu hat sich das Projektbüro Saar-Hunsrück-Steig in Losheim als Wander-Kompetenzzentrum für die ganze Region bestens etabliert. Es gibt zahlreiche Infomaterialien, sei es über das Internet oder in gedruckter Form. Zudem gibt es ein gut funktionierendes Mängel-Managementsystem, über das Wanderer sehr leicht von ihnen festgestellte Defizite auf einzelnen Wegen melden können - und diese werden dann auch prompt behoben. Außerdem existiert ein Mobilitätskonzept mit Wanderbus und Abholpunkten am Saar-Hunsrück-Steig. Premium-Spazierwanderwege und geführte Wanderungen auf den Traumschleifen ergänzen das Portfolio. Darüber hinaus finden sich zahlreiche engagierte und bestens auf die Bedürfnisse der Wanderer eingestellte Gastronomie- und Beherbungsbetriebe, von denen sich zudem viele über die Initiative "Ebbes von hei" eine spezielle regionale Note geben.

Wie geht es weiter mit den Premium-Wanderregionen?

Erber: Es existiert inzwischen das bundesweite Netz der Premium-Wanderwelten, das für eine überregionale Vermarktung der ihm angeschlossenen Regionen sorgt. Mittelfristig werden sich alle Gebiete, die diesem Netzwerk angehören, als Premium-Wanderregion zertifizieren lassen. Die nächste Region, die dieses Gütesiegel erhalten dürfte, wird wohl Oberstaufen sein.

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