Ein Poster ist immer und irgendwo

Merzig · In den vergangenen Wochen hat der Zugereiste mehrere größere, produzierende Unternehmen der Region besucht, und jedes Mal durfte er dabei einen Blick hinter die Kulissen werfen, das heißt: in die Produktionsstätten.

Da war der Zugereiste immer ganz erfüllt von diesem Industriecharme , der so einem Werk anhaftet, trotz - oder gerade wegen - der ja völlig unästhetischen Praktikabilität vor allem der schon älteren Anlagen. Da gibt es dann Häuser, die aussehen, als seien sie kurz vor dem Verfall, Hallen, die einfach ein Klotz in der Landschaft sind, Fensterscheiben, durch die schon lange niemand mehr geblickt hat, bei der Schmutzschicht auch gar nicht könnte. Ständig huschen Gabelstapler an einem vorbei, Lastwagen dröhnen, Tore rattern, und alles hat so einen staubigen Graustich. Aber in der Produktion selbst! Haushohe Maschinen, gewaltige Monster, schnaubend und drohend, aber doch filigran, auf den Millimeter, das Milligramm exakt. Konstruktionen aus unendlich vielen Teilen, die alle zusammenspielen, harmonieren, eins werden. Die pressen, stampfen, brennen, sägen, transportieren, unermüdlich. Der Zugereiste steht dann staunend davor und kann kaum glauben: Ist das wirklich menschengeschaffen?

Zum Glück aber entdeckt der Zugereiste jedes Mal, in jedem dieser Werke, in irgendeinem Winkel ein Klischee, das so sehr Klischee ist, dass er jedes Mal lachen muss: ein Poster mit einer nackten Frau. Irgendwo ist immer eins. Und macht klar: Hier geht es eben doch sehr irdisch zu.

Lars Reusch stammt aus Fachingen an der Lahn , an der Grenze von Rheinland-Pfalz nach Hessen gelegen. Zurzeit führt ihn sein Volontariat täglich nach Merzig .

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