Das Traditionsrezept siegt

Merzig · Susanna Kröber-Schill ist die erste Merziger Igel-Königin, sie machte den besten Hackbraten.

 Die Siegerin des Igel-Wettbewerbs: Susanna Kröber-Schill. Foto: Nina Drokur

Die Siegerin des Igel-Wettbewerbs: Susanna Kröber-Schill. Foto: Nina Drokur

Foto: Nina Drokur

Die Kreisstadt hat am Sonntag die erste Igel-Königin gekürt. Gewonnen hat mit 39 von 48 möglichen Punkten der traditionellste der fünf Hackbraten.

Um elf Uhr morgens wirkt der Platz vor dem Rathaus noch verlassen. Erst langsam locken die warmen Sonnenstrahlen dieses herrlichen Aprilsonntags die Merziger nach draußen. Die Stände des Ostermarktes werden noch hergerichtet. Die Öfen für Reibe- und Flammkuchen sowie natürlich den Star des Tages, den Hackbraten, laufen schon mal warm. Der vierjährige Sohn von Teilnehmerin Daniela Vogl vertreibt sich indes die Zeit mit Versteckspielen, bis seine Mama ihren großen Kochauftritt auf der Bühne vor dem Rathaus hat. Fünf Teilnehmer sind dem Aufruf der Stadt gefolgt und stellen sich der Herausforderung: Wer macht den besten Merziger Igel? Mit ein wenig Verspätung bittet Moderator Eberhard Schilling von der SR3 Saarlandwelle zunächst die drei männlichen Kandidaten auf die Bühne.

Axel Kusseler, Joachim Bayer und Wolfgang Broy binden sich die braunen Schürzen um, auf denen ein Comic-Igel mit einem Apfel auf dem Kopf posiert. Und schon scheint sich eine waschechte Krise anzubahnen. Ein fehlender Schlüssel steht zwischen den Männern und ihrem im Kühlhaus eingeschlossenen Hackfleisch. Die zu überbrückende Zeit, bis der Schlüssel auftaucht, nutzen die Hobbyköche, um die weiteren Zutaten auszupacken.

Lauchzwiebeln sind zu sehen, Karotten und jede Menge Gewürze wie Paprika, Kurkuma und Kreuzkümmel. Im Saarland darf natürlich Maggi nicht fehlen. Das findet der Moderator, der vielen auch als Alm-Ebi bekannt sein dürfte. Die genauen Rezepte will das Trio aber nicht verraten: "Betriebsgeheimnis", sagt Bayer mit einem Augenzwinkern.

Übrigens: Keinem der männlichen Teilnehmer war der Merziger Igel ein Begriff, denn keiner kommt aus Merzig. Mitgemacht haben sie dennoch, weil sie eben gerne kochen, sagen sie. Drei Hackbraten haben die Hobbyköche bereits zu Hause vorbereitet. Einen bereiten sie live zu für die Zuschauer vor Ort und auch die Zuhörer im Radio. SR3-Küchenfee Barbara Grech berichtet live von der Bühne.

Nach gut einer halben Stunde landen die unterschiedlichen Kreationen im Ofen, und während Schilling noch die letzten Krümel der Herren von der Arbeitsfläche wischt, betreten die beiden Frauen im Rennen die Bühne. "Wir haben eine starke Konkurrenz", zeigt sich Susanna Kröber-Schill von den Leistungen der Männer beeindruckt. Sie und ihre Mitstreiterin Daniela Vogl sind etwas auskunftsfreudiger als ihre männliche Konkurrenz. Vogl verrät, dass sie einen schwierigen Esser in der Familie hat, nämlichen ihren vierjährigen Sohn. Deshalb habe sie das traditionelle Igel-Rezept an seine Wünsche angepasst. Das traditionelle Rezept peppt sie mit ein paar Esslöffeln Ketchup auf.

Susanna Kröber-Schill tritt mit einem Merziger Traditionsrezept an. Ihr Sohn Steven hat beim ehemaligen Merziger Gasthaus "Zum Schützenhaus" eine Lehre zum Koch absolviert. Seitdem steht der Merziger Igel auf dem Speiseplan der Familie. Mit Erfolg wie sich zwei Stunden später herausstellen soll. Die Jury, bestehend aus Ortsvorsteher Manfred Klein, Ostermarkt-Organisator Stefan Spangenberger, SZ-Mitarbeitern Julia Henkel und erstem Beigeordneter der Kreisstadt, Dieter Ernst, beobachtet alles genau.

Die Teilnehmer richten ihre Teller an. Mit und ohne Soße oder Füllung, mit Kruste oder mit Bacon umbacken hat jede Kreation ihre Charakteristika. Die Jury bewertet nach vier Kategorien: Aroma, Konsistenz, Geschmack und Präsentation.

Worauf die Gourmets am meisten Wert legen, verrät Julia Henkel: "Der Geschmack sollte ausgewogen sein. Es sollte nicht nur ein Gewürz dominieren. Die Konsistenz muss stimmen, und die Soße sollte nicht übertönen, sondern unterstützen."

Ostermarkt-Organisator Stefan Spangenberger findet indes schlicht und einfach: "Er muss schmecken." Noch während die Jury einen Braten nach dem anderen probiert, reihen sich schon neugierige Ostermarktbesucher in die Schlange vor dem Stand ein, an dem Bürgermeister Marcus Hoffeld persönlich die Fleischportionen für den guten Zweck verkauft.

Gerade ist die Jury mit der Verkostung der Kreation von Wolfgang Broy beschäftigt. "Zu viel Salz", kommentiert Manfred Klein. Das muss der Bewerber leider auch selbst zugeben: "Ich bin wohl verliebt", schlussfolgert der Busfahrer. Dem Urteil schließt sich auch Ostermarkt-Besucherin Christel Scholl an. Dieser Igel haue sie leider nicht vom Hocker, sagt die Erbringerin. Ganz anders kommt da die "Igel 2.0"-Version von Joachim Bayer an. Er hat zwar keine Soße, den Braten aber mit Feta-Käse und Lauchzwiebeln gefüllt. Heinz Schmitt und seine Frau kommen aus Orscholz. Den Merziger-Igel kennen sie trotzdem: "Eigentlich macht man den als Kloß. Wir haben den früher in Folie gepackt und dann im Wasser warm gemacht." Die moderne Variante schmeckt beiden dennoch sehr gut.

Besonders neidische Blicke erntet die Jury von Redaktionshund Chandler Bing. Der reckt seine lange Windhundnase immer wieder sehnsüchtig in Richtung Jurytisch. Hat jedoch kein Glück.

Nach kurzer Beratung und dem Zusammenzählen der Punkte kommt die Jury einstimmig zum Ergebnis. "Merzig hat eine Igel-Königin", verkündet Ortsvorsteher Klein. Das traditionelle Rezept von Susanna Kröber-Schill konnte alle überzeugen. "Der Gewinner-Igel war geschmacklich abgerundet. Die anderen waren zwar auch sehr lecker, aber da war es ein Mal zu viel Salz oder zu viel Paprika oder Senf. Bei diesem hier ist alles im Einklang", kommentiert Henkel die Juryentscheidung.

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 Joachim Bayer, Wolfgang Broy, Eberhard Schilling und Axel Kusseler (v.l.) beim Zubereiten des Igels. Foto: Ruppenthal

Joachim Bayer, Wolfgang Broy, Eberhard Schilling und Axel Kusseler (v.l.) beim Zubereiten des Igels. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal
 Die Teilnehmer und die Jury des Hackbraten-Wettbewerbs mit Eberhard Schilling (l.) und Bürgermeister Marcus Hoffeld (r.).Foto: Nina Drokur

Die Teilnehmer und die Jury des Hackbraten-Wettbewerbs mit Eberhard Schilling (l.) und Bürgermeister Marcus Hoffeld (r.).Foto: Nina Drokur

Foto: Nina Drokur

Das Siegerrezept Ihr Rezept behält die frisch prämierte Igel-Königin Susanna Kröber-Schill nicht für sich: Zutaten: 1 Kilogramm gemischtes Hackfleisch, 1 Doppelweck, etwas Parniermehl, falls das Gemisch zu weich wird, 1 Esslöffel Senf, 1 Prise frischer Muskat, etwas klare Brühe nach Geschmack, Zwiebeln, Petersilie, Maggikraut. Die Zutaten gut vermengen und zu zirka 350 Gramm großen Kugeln formen. Bei 160 Grad Umluft zirka 30 Minuten backen lassen. Die Biersoße hat Kröber-Schill aus Knochen und Wurzelgemüse angesetzt, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und anschließend mit einem Schuss Dunkelbier verfeinert. Dazu serviert sie noch Zwiebeln. Diese, rät sie, schon am Abend vorher zu schälen, dann sind sie nach den Worten der Hobbyköchin etwas trockener und rösten besser im Fett. Das Fett in einer Pfanne heiß werden lassen und mit einem Holzlöffel testen, ob es Blasen schlägt. Zwiebeln in Ringe schneiden und ins heiße Fett geben. Tipp der Igel-Königin: "Den Zwiebeln Zeit geben. Erst rühren, wenn sie schon richtig heiß sind."

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