Boshafte braune Propaganda gegen die Sowjetunion

Merzig · Kein Thema bewegt seit längerer Zeit die Gemüter im Land so sehr wie die durch die Flüchtlingskrise bedingte Masseneinwanderung nach Deutschland. In unserer Serie wird die Zuwanderung in die Merziger Region während der vergangenen 200 Jahre auch als Geschichte der auf vielfache Weise stattgefundenen Begegnung mit dem Fremden dargestellt.

Ein Beispiel dafür, auf welche propagandistische Weise der Bevölkerung auch hier in unserer Region ein Bild von den Menschen in der Sowjetunion und den Lebensumständen dort vermittelt wurde, liefert der Artikel der Saarländischen Tageszeitung vom September 1941, dessen Abdruck wir hier fortsetzen: "Glückliche Menschen gibt es auch in den sowjetischen Städten nicht. Immer wieder ist man betroffen von der Primitivität und Sturheit der Menschen, von dem niederen Lebensstandard der Bevölkerung und von der zügellosen Ausbeutung und blutigen Unterdrückung der Masse durch eine verbrecherische dünne Oberschicht. Nichts mehr gehört heute dem Menschen hier, nicht mal das nackte Leben. Eingeschüchtert, verängstigt, jeder Lebensfreude beraubt, hat er nur Interesse daran, die Bedürfnisse seines Magens befriedigen zu können. Fortschritt und Zivilisation sind in der Sowjetunion Begriffe, die nur in der bolschewistischen Propaganda anzutreffen sind. In Wirklichkeit ist ein Rückfall in Methoden und Gebräuche früherer Jahrhunderte festzustellen.

Allein schon die Abkehr vom Geld als Folge der Versorgungspolitik des Sowjetstaates spricht Bände. In der UdSSR braucht man zum Kaufen nicht Geld, sondern die Erlaubnis des Staates. Diese bekommt aber nur, wer dem Staat genehm ist. Ist es da ein Wunder, dass das Volk jetzt wieder zum Tauschhandel übergegangen ist.

Der deutsche Soldat, der im Rahmen der Feldzüge dieses Krieges vieler Herren Länder kennengelernt hat, schüttelt nur immer wieder verwundert den Kopf. Es ist ihm einfach unmöglich, hier auch nur irgend etwas zu kaufen. Verkaufsgeschäfte in unserem Sinn gibt es nicht. Allein in den staatlichen Warenhäusern, den sogenannten 'Kooperativen', konnte die Bevölkerung etwas erstehen. Diese Geschäfte sind heute selbstverständlich geschlossen, ihre mageren Vorräte verbraucht.

Der Bauer, der allein in der Lage ist, etwas von seinen spärlichen Agrarprodukten abzugeben, schüttelt verneinend den Kopf, wenn wir ihm Geld für seine Ware anbieten. 'Njät, njät', wehrt er ab. Er will 'Chläp' (Brot) oder Tabak für seine Eier, Hühner, Enten und Gänse. Die gleiche Bitte stellen auch die Frauen und Kinder am Straßenrand, denen wir Heidelbeeren und Himbeeren abkaufen wollen. Was nutzt ihnen Geld? Dafür können sie sich in der Sowjetunion nichts kaufen. Sie wollen Brot, um den quälenden Hunger zu befriedigen.

Noch volkstümlicher ist Hirse als Tauschobjekt. Hirse ist Volksnahrung in der Sowjetunion. Hirse gehört auch zur eisernen Ration des bolschewistischen Soldaten. Für eine Handvoll oder gar ein Kilo Hirse kann man in der Sowjetunion viel erstehen. Zu Brot und Hirse aber gesellen sich Tabak und Wodka als beliebte Tauschmittel." < Wird fortgesetzt.

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