Interview „Ich bin seit Jahrzehnten ein ‚Vereinsmeier’“

Der neue Kreisvorsitzende Christoph Rehlinger will junge Leute für das Engagement im Obst- und Gartenbauverein begeistern.

 Christoph Rehlinger

Christoph Rehlinger

Foto: Christoph Rehlinger/Eva Hartmann

Sie sind in der Jahreshauptversammlung als Nachfolger von Alois Engeldinger, der nach 18 Jahren an der Spitze des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Merzig-Wadern nicht mehr kandidierte, einstimmig zum neuen ersten Vorsitzenden gewählt worden. Was hat Sie bewogen, dieses Amt zu übernehmen?

REHLINGER Obst- und Gartenbau ist sicherlich ein wichtiges Aufgabengebiet. Dem Kreisverband gehören 45 Mitgliedsvereine mit über 3700 Mitgliedern an. Diese Vereine mit ihren Mitgliedern leisten einen großen aktiven Beitrag zu den Themen Naturschutz, Tierschutz/Insektenschutz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz und bereichern das Dorf- und Stadtleben! Wir sind touristisch bekannt als Grüner Landkreis und als Viez-Region und für unsere schönen Gärten und die vielen Streuobstwiesen. Auch dazu tragen die Obst- und Gartenbauvereine wesentlich bei. Ich will mithelfen, dass dies so bleibt und die Vereine dauerhaft gestärkt werden.

Haben Sie Erfahrungen in solchen Funktionen?

REHLINGER Ich bin seit Jahrzehnten ein „Vereinsmeier“. Beim TUS Brotdorf gehöre ich seit fast 30 Jahren dem Vorstand an, zunächst als Kassierer und seit zehn Jahren als Vorsitzender. Zudem bin ich Vorstandsmitglied im Stadtverband Sport sowie im Stadtverband der SPD in Merzig, im Vorstand der Betriebssportgruppe der Sparkasse und Mitglied in weiteren Vereinen. Ich denke, dass die gemachten Erfahrungen und Kenntnisse in diesen Ehrenämtern sicherlich hilfreich sind. Zudem gehören einige erfahrene Mitglieder weiterhin dem Kreisvorstand der Obst- und Gartenbauvereine an. Ich sehe Vorstandsarbeit grundsätzlich als Teamleistung an und freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Vorstandsteam für die vielen angeschlossenen Vereinen.

Sind Sie selbst in Obst- und Gartenbau aktiv?

REHLINGER Ja, ich habe mehrere Obst- und Nussbäume und einen größeren Gartenteich. Ich bin seit Jahren Mitglied im Obst- und Gartenbauverein in Brotdorf, wo mein Vater als Kassierer tätig ist. Dort durfte ich bereits an mehreren Seminaren und Baumschnittkursen teilnehmen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis?

REHLINGER Wie bei vielen anderen Vereinen auch, wird es zukünftig sicher nicht leichter aktive Mitglieder zu finden. Die Themen Datenschutz, Hygienevorschriften, Steuern, Haftung et cetera machen es zudem nicht einfacher, Vorstandsmitglieder zu finden. Die Obst- und Gartenbauvereine haben auch teilweise mit Vorurteilen zu kämpfen, beispielsweise, dass sie nur etwas für Rentner seien. Das ist aber nicht so! Für wenig Beitrag erhält man sehr viel Leistung, beispielsweise Rabatte bei Baumschulen, Ausleihe von hochwertigen Gartengeräten, kostenlose Baumschnittkurse, Expertentipps, eine nützliche Zeitschrift und vieles mehr. Zudem leisten die Vereine mit ihren Mitgliedern wie oben erwähnt einen großen aktiven Beitrag zum Natur-, Tier- und Klimaschutz, bereichern das Dorf- und Stadtleben und tragen wesentlich dazu bei, dass unser Landkreis grün bleibt. Es gibt also viele gute Argumente, Mitglied in diesen Vereinen zu werden. Mitmachen lohnt sich also und die Vereine werden definitiv gebraucht. Es gibt einige gute Beispiele, die zeigen, dass man mit interessanten Projekten und Anreizen viele neue Mitglieder für den Obst- und Gartenbau gewinnen kann. Mit Erfahrungsaustausch will ich den Vereinen helfen, zukunftsfähig zu bleiben, denn wir sitzen alle im gleichen Boot, und gemeinsam rudern macht Spaß und alle kommen besser voran.

Welche besonderen Schwerpunkte möchten Sie als neuer Kreisvorsitzender setzen?

REHLINGER Ich will wie beschrieben die Mitgliedsvereine stärken und gemeinsam Ideen für die Zukunft sammeln und austauschen. Wir müssen gemeinsam die Mistelplage bekämpfen, damit die Obstbäume nicht absterben und wir weiterhin zahlreiche Streuobstwiesen haben. Durch Anreize zum Anlegen und Erhalt von Blühflächen und Wiesen sowie Gartenteichen und Tümpeln helfen wir den Insekten. Ich möchte auch den Austausch und die Zusammenarbeit mit den befreundeten Verbänden intensivieren. Auch hier gilt das Motto: „Wir sitzen alle im gleichen Boot“.

Mit Ihrer Wahl wurde ein Generationswechsel vollzogen. Wird dieser sich auch auf die Einbeziehung von Jugendlichen und Schulkindern in die Arbeit der Obst- und Gartenbauvereine auswirken?

REHLINGER Hier gibt es bereits sehr gute Beispiele und Projekte und diese sollten intensiviert werden. Beispielsweise tragen Schulgärten und viele weitere Aktionen dazu bei, Kinder und Eltern für den Obst- und Gartenbau zu begeistern. Auch die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen an der Obsternte sorgt für gute Stimmung. Die oben genannten Themen zur Nachhaltigkeit sind bei den Jugendlichen aktueller denn je. In den Vereinen kann man viel lernen und aktiv beim Natur- und Tierschutz mithelfen. Also macht mit und werdet Mitglied im Obst- und Gartenbauverein!

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