Lobeshymne auf das Saarland Nur der „Minderwertigkeitskomplex“ stört ein bisschen – Was Promis am Saarland lieben

Saarland · Sängerin Nicole gefällt am Saarland eigentlich alles. Kabarettist Gerd Dudenhöffer genießt die entspannte Lebensart. Und Wanderpromi Manuel Andrack das gute Essen. Nur der „Minderwertigkeitskomplex“ störe ihn.

 Sängerin Nicole fällt nichts ein, was sie am Saarland nicht mag

Sängerin Nicole fällt nichts ein, was sie am Saarland nicht mag

Foto: dpa/Henning Kaiser

Das kleine Saarland muss oft als Vergleichsgröße herhalten. Ob bei einem Waldbrand, bei einem Ölteppich oder einem Naturreservat – die Größe wird häufig mit „x-mal so groß wie das Saarland“ veranschaulicht. „Das kommt schon unverhältnismäßig häufig vor“, sagt Sprachexpertin Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Ein Grund sei, dass das Saarland als kleinstes Flächenland Deutschlands „relativ greifbar“ sei und man sich die Größe (gut 2500 Quadratkilometer) gut vorstellen könne. Einwohner gibt es knapp eine Million im Saarland.

Sängerin Nicole liebt das Saarland: „Nichts, was ich nicht mag.“

Dabei ist das Saarland so viel mehr als eine Vergleichsgröße, meinen nicht nur gebürtige Saarländer. Wander-Promi Manuel Andrack, der 2008 aus Nordrhein-Westfalen ins Saarland gezogen ist, sagt: „Ich schätze die Leute hier. Diese Herzlichkeit, wie ich hier aufgenommen wurde.“ Noch nie in seinem Leben sei er in so vielen Vereinen gewesen – die Gemeinschaft werde gelebt.

Sängerin Nicole (57) sagt: „Ich lebe sehr gerne im Saarland. Die große weite Welt konnte mich nie locken“, sagt die Musikerin, die 1982 den Eurovision Song Contest (ESC) für Deutschland mit „Ein bisschen Frieden“ gewann. „Aktuell fällt mir nichts ein, was ich am Saarland nicht mag.“ Sie ist in Saarbrücken geboren, wohnt am Rande des Naturparks Saar-Hunsrück.

Von der schönen Natur, der hohen Dichte an Premiumwanderwegen und den Wäldern, die nicht zu voll sind, schwärmt Andrack (56) in Püttlingen. Er genieße die Ruhe, die Nähe zu Luxemburg – und auch das gute Essen. „Ich finde es wichtig, dass das hier auch in der Breite gut ist.“

Saarland? Wander-Promi Manuel Andrack übt auch Kritik an den Saarländern

Was er nicht so gut finde? „Ein bisschen schade ist der Minderwertigkeitskomplex, der oft im Saarland festzustellen ist“, sagt Andrack. Oft höre man: „Wir sind so klein, wir sind in einer Randlage, so unbedeutend, das kleinste Flächenland. Da macht man sich, glaube ich, kleiner als nötig.“

Mehr Selbstbewusstsein der Saarländer – das wünscht sich auch der saarländische Kabarettist Gerd Dudenhöffer (72). „Es gibt hier eine sehr angenehme Lebensform: Leben und leben lassen.“ Der Saarländer an sich sei schwer aus der Ruhe zu bringen, sagt Dudenhöffer, der seit 1985 als nörgeliger Rentner Heinz Becker mit Hosenträgern und „Batschkapp“ auf der Bühne steht. Ausnahme: Corona-Zeit. Aber am 8. März soll es mit einem neuen Stück in Berlin wieder losgehen.

Die kulturelle Szene im Saarland sei im Aufwind und mache auch überregional Schlagzeilen, sagt Dudenhöffer. Zum Beispiel gebe es das Filmfestival Max Ophüls Preis oder große Ausstellungen im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. „Und ganz stolz bin ich auf den letzten "Tatort" des Saarländischen Rundfunks“ (Das Herz der Schlange). Der sei „handwerklich und künstlerisch so gut“ gewesen.

Saarland und der Blick in die USA – Vergleiche für die Vorstellungskraft

Mit Blick auf die Landtagswahl am 27. März im Saarland sagt Dudenhöffer, dass es für ihn völlig klar sei, dass er wählen gehe. Andrack sagt, er habe noch nie eine Wahl ausgelassen. „Ich finde es wichtig, dass man sein Wahlrecht ausübt.“ Er könne Leute nicht verstehen, die nicht wählen gingen, weil sie sich von keiner Partei hundertprozentig vertreten fühlten. „Es geht ja auch gar nicht, dass man alles toll findet. Aber man muss sich eben entscheiden.“

Zurück zum Saarland als Vergleichsgröße. Blickt man über die Grenzen hinaus, sieht sich das kleinste deutsche Flächenland in guter Gesellschaft. In den USA werde der kleinste Bundesstaat Rhode Island ebenfalls häufig bei Vergleichen herangezogen, sagt Linguistin Rüdebusch. „Vermutlich auch, weil das eine Größe ist, die die Vorstellungskraft noch erfassen kann.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort