Gefahr für die Pressevielfalt „Lokalpresse stärkt Demokratie“

Saarbrücken · Experten diskutierten in Saarbrücken über stiftungsfinanzierte Journalismus-Modelle.

  Ohne verlässliche Finanzierung leide die Pressevielfalt meinten Experten in der Union Stiftung .

Ohne verlässliche Finanzierung leide die Pressevielfalt meinten Experten in der Union Stiftung .

Foto: dpa/Sven Hoppe

Experten sehen eine Möglichkeit zur Sicherung des Lokaljournalismus in der Finanzierung durch Stiftungen oder Vereine. Davon seien Deutschland und die Schweiz aber noch weit entfernt, sagte Daniel Kübler von der Universität Zürich jetzt bei einer Online-Diskussion der CDU-nahen Union Stiftung in Saarbrücken. Gleichzeitig warnte der Politikwissenschaftler davor, dass Gemeinden selbst Zeitungen herausgäben und so den unabhängigen Redaktionen Werbeeinahmen wegnähmen.

Kübler und der Medienwissenschaftler Frank Marcinkowski von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf unterstrichen die Bedeutung des Lokaljournalismus für die kommunale Demokratie. Kübler sagte, er habe in einer Studie 408 Schweizer Gemeinden untersucht und statistisch nachweisen können, dass eine hohe Wahlbeteiligung direkt mit der Stärke der Lokalpresse in einer Region zusammenhänge.

Marcinkowski verwies auf Untersuchungen von deutschen Kreisen und kreisfreien Städten, wonach in Regionen mit einer starken Lokalpresse auch eine „messbar andere Politik“ gemacht werde. So seien diese Gemeinden bei der auf Zahlen des Jahres 2010 basierenden Studie weniger verschuldet gewesen und hätten mehr Schulen, Krankenhäuser und Müllentsorgungsstationen und weniger Verkehrstote gehabt.

Nach seinen Untersuchungen hänge die Qualität des politischen Journalismus allerdings nicht von der Zahl der Lokalzeitungen in einer Region ab, sagte Marcinkowski. Ein Monopol sei nicht „per se“ schlechter für die Qualität.

Kübler und Marcinkowski sprachen sich dagegen aus, die Verbreitung von Informationen durch öffentlichen-rechtliche Sender zu begrenzen. „Man darf es unabhängigen Medien nicht verwehren, alle Kanäle für die Verbreitung ihrer Informationen zu nutzen“, sagte Marcinkowski. Zur Rettung des Lokaljournalismus müssten „wir uns etwas anderes einfallen lassen“.

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