Kampfansage an Schmuddelbetriebe

Saarbrücken. Schmutz in der Küche, Insekten in den Backzutaten. Nicht in jedem der rund 13 000 saarländischen Gastronomie- und Lebensmittelbetriebe geht es auch hygienisch zu. Seit längerem sucht die Politik bundesweit nach einer Lösung wie Verbrauchern plakativ dargestellt werden kann, wie es um die Sauberkeit eines Lebensmittelbetriebs steht

 Staatssekretär Sebastian Pini (FDP) zeigt den Entwurf einer Plakette mit Hinweisen auf das Ergebnis von Lebensmittelkontrollen. Die Grafik zeigt die Systematik des Entwurfs. Foto: Becker & Bredel

Staatssekretär Sebastian Pini (FDP) zeigt den Entwurf einer Plakette mit Hinweisen auf das Ergebnis von Lebensmittelkontrollen. Die Grafik zeigt die Systematik des Entwurfs. Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. Schmutz in der Küche, Insekten in den Backzutaten. Nicht in jedem der rund 13 000 saarländischen Gastronomie- und Lebensmittelbetriebe geht es auch hygienisch zu. Seit längerem sucht die Politik bundesweit nach einer Lösung wie Verbrauchern plakativ dargestellt werden kann, wie es um die Sauberkeit eines Lebensmittelbetriebs steht. Eine "Smiley-Lösung" - ein lachendes Gesicht für einen sauberen Betrieb, ein neutrales für einen mäßigen und ein trauriges Gesicht für einen unhygienischen Betrieb - war in einigen Bundesländern im Gespräch oder auch schon im Einsatz. Doch vor allem das saarländische Verbraucherschutzministerium sprach sich gegen Smiley-Plaketten in Lebensmittelbetrieben aus.Gestern präsentierte Verbraucherschutz-Staatssekretär Sebastian Pini (FDP) jetzt einen Entwurf der Länderarbeitsgruppe Verbraucherschutz, der bald in allen Bundesländern eingeführt werden könnte: das Kontrollbarometer. Das Barometer ist eine dreifarbige Farbskala, mit der die Sauberkeit im Betrieb dargestellt werden soll. Werden die Hygiene-Anforderungen erfüllt, erhält der Lebensmittelbetrieb eine gute Wertung im grünen Bereich. Ist die Sauberkeit nur mäßig, landet der Betrieb im gelben Bereich. Bei groben Hygienemängeln gibt es eine Wertung im roten Bereich. Durch eine Skala sind die Bereiche weiter unterteilt. Wie stark unterschiedliche Mängel in die Bewertung eingehen sollen, steht noch nicht fest. Des Weiteren sollen auf der Plakette nicht nur das aktuelle Kontrollergebnis, sondern auch die Ergebnisse der drei vorherigen Kontrollen abgebildet werden. So sollen Veränderungen in der Qualität für den Verbraucher direkt sichtbar gemacht werden.

"Der Entwurf ist das Ergebnis der Kriterien, die wir im Saarland gefordert haben", so Verbraucherschutz-Staatssekretär Sebastian Pini. Mit dem Kontrollbarometer seien wesentliche Anforderungen an eine Kontrollplakette für Lebensmittelbetriebe erfüllt. Es sei verständlich für den Verbraucher, das Barometer biete Anreize zur Verbesserung der Hygiene im Betrieb und es sei eine kostenneutrale Lösung, da die Kontrolldichte nicht erhöht werden müsse. Darüber hinaus könne mit dem Barometer-Entwurf eine bundeseinheitliche Lösung mit rechtlich verankerten Beurteilungskriterien geschaffen werden.

Laut Pini ist "das Kontrollbarometer viel differenzierter, sachlicher und aktueller als ein Smiley-System", denn dies bilde immer nur eine Momentaufnahme der Zustände im Betrieb ab. Man wolle aber die Unternehmen nicht an den Pranger stellen, sondern sachlich bleiben und den Lebensmittelbetrieben bei Verfehlungen die Möglichkeit geben, sich zu verbessern. Das saarländische Verbraucherschutzministerium will sich beim nächsten Treffen der Verbraucherschutzminister für den Entwurf einsetzen. Dieser soll dann als Gesetzesinitiative in den Bundestag eingebracht werden. Gegebenenfalls muss auch der Bundesrat über das Kontrollbarometer entscheiden.

"Ein Smiley ist nur eine Moment-

Aufnahme."

Verbraucherschutz-

Staatssekretär Sebastian Pini

Meinung

Plakette gut, Kontrolle besser

Von SZ-RedaktionsmitgliedFlorian Rech

Mit dem Kontrollbarometer hat sich die Politik für die weichere, pädagogischere Form der Kontroll-Plaketten entschieden. Für den Verbraucher eher ein Nachteil, denn ein trauriger Smiley, der auf mangelnde Hygiene im Lebensmittelbetrieb hinweist, wäre zum einen wesentlich plakativer und hätte zudem die abschreckendere Wirkung auf Betriebe.

Doch die Entscheidung für das Kontrollbarometer ist auch nachvollziehbar. Im Gegensatz zum Smiley bildet dieses nicht nur den aktuellen Hygiene-Zustand des Betriebs ab, sondern gibt auch über vergangene Kontrollen Auskunft. Das Barometer ist differenzierter und bietet einen größeren Anreiz für mehr Sauberkeit im Betrieb.

Unhygienische Zustände wird man mit keiner der beiden Plaketten vermeiden können. Weder Smiley noch Barometer sind ein Ersatz für vermehrte Kontrollen.

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