Jugendämter schreiten öfter ein

Saarbrücken. Die Zahl der Kinder, die vom Jugendamt in dessen Obhut genommen werden, weil die Eltern mit ihrer Erziehung überfordert sind, ist im Saarland drastisch gestiegen. 2007 wurden insgesamt 234 Inobhutnahmen von Minderjährigen gezählt, wie das Statistische Amt Saarland auf SZ-Anfrage mitteilte. Im Jahr 2006 hatte es 160 Inobhutnahmen gegeben, ein Jahr davor 144

 Die Jugendämter helfen immer mehr Kindern, die unter familiären Problemen leiden. Foto: dpa

Die Jugendämter helfen immer mehr Kindern, die unter familiären Problemen leiden. Foto: dpa

Saarbrücken. Die Zahl der Kinder, die vom Jugendamt in dessen Obhut genommen werden, weil die Eltern mit ihrer Erziehung überfordert sind, ist im Saarland drastisch gestiegen. 2007 wurden insgesamt 234 Inobhutnahmen von Minderjährigen gezählt, wie das Statistische Amt Saarland auf SZ-Anfrage mitteilte. Im Jahr 2006 hatte es 160 Inobhutnahmen gegeben, ein Jahr davor 144.

Eine Inobhutnahme ist eine Maßnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Sie werden meist für Stunden oder Tage, oftmals aber auch länger, auswärts untergebracht - etwa in einem Heim. Laut Statistischem Amt wurden im vorigen Jahr 159 Minderjährige wegen Gefährdung des Kindeswohls in Obhut genommen, 75 weitere auf eigenen Wunsch. In 63 Fällen (gegenüber 47 in 2006 und 30 in 2005) regte der Soziale Dienst der Jugendämter die Hilfe an, in 50 Fällen die Eltern und in 35 Fällen die Polizei oder die Ordnungsbehörde.

Anlass für die Inobhutnahmen waren im Jahr 2007 in 139 Fällen (gegenüber 68 in 2006) die Überforderung der Eltern und in 70 Fällen (gegenüber 38 in 2006) Beziehungsprobleme zwischen den Eltern. Verdreifacht hat sich die Zahl der Inobhutnahmen wegen Kindesvernachlässigung. Sie stieg von elf in 2006 auf 33 in 2007. Anzeichen von Kindesmisshandlung waren im vorigen Jahr in 28 Fällen (gegenüber 17 in 2006) der Grund für Inobhutnahmen. 40 Jugendliche (gegenüber 23 in 2006) nahmen die Behörden in ihre Obhut, weil sie sich an einem "jugendgefährdenden Ort" aufgehalten hatten. Derweil ging die Zahl der Maßnahmen wegen Anzeichen von sexuellem Missbrauch von zwölf in 2006 auf drei in 2007 zurück.

Bereits im März hatte die Chefin des Jugendamts im Regionalverband Saarbrücken, Uschi Biedenkopf, in einem SZ-Interview über eine stark steigende Zahl von ambulanten Hilfen ihrer Behörde berichtet. Sie führte dies auf eine erhöhte Sensibilität der Öffentlichkeit, aber auch auf eine "reale Zunahme von Armut gerade in städtischen Verdichtungsräumen - insbesondere seit der Hartz-IV-Reform" zurück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort