Hier kommt noch 'ne Flimmerwand

Saarbrücken. Eine digitale Reklamewand ist verschwunden, eine neue kommt. Nachdem der Saarbrücker Videowall-Betreiber Medien Saar Mosel GmbH (MSM) nach Protesten die Videowand am Gastronomie-Schiffs "Piraterie" auf der Saar freiwillig entfernen ließ, wurde am Freitag in der Bahnhofstraße eine neue, noch größere Videowand errichtet

Saarbrücken. Eine digitale Reklamewand ist verschwunden, eine neue kommt. Nachdem der Saarbrücker Videowall-Betreiber Medien Saar Mosel GmbH (MSM) nach Protesten die Videowand am Gastronomie-Schiffs "Piraterie" auf der Saar freiwillig entfernen ließ, wurde am Freitag in der Bahnhofstraße eine neue, noch größere Videowand errichtet.Vier Meter lang und 2,70 Meter hoch soll die digitale Werbetafel über dem Eiscafé Trento gegenüber der C&A-Niederlassung werden. Nach Angaben des MSM-Unternehmenssprechers Bernhard Großmann sollen Videoclips von bis zu 60 Sekunden auf der Wand möglich sein. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche soll Werbung auf der über zehn Quadratmeter großen Videowand flimmern. Nachts soll die Helligkeit der Reklametafeln allerdings deutlich heruntergedreht werden.

Wie schon bei der Videowand nahe der Saarwiesen stößt die neue Wand in der Bahnhofstraße bei einigen Parteien und beim Verein für Handel und Gewerbe auf wenig Gegenliebe. "Dieser Standort wird sehr genau geprüft werden", sagt Jürgen Wohlfarth, Rechtsdezernent der Stadt Saarbrücken, "die Besorgnis der Verunstaltung und Ausstrahlung auf die denkmalgeschützte Umgebung besteht". Die Stadt Saarbrücken will nun prüfen, ob sie mit dem Verunstaltungsparagrafen der Landesbauordnung gegen die Videowand vorgehen kann. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Anlagen dableiben", so Wohlfarth weiter.

Im Voraus konnte die Stadt nicht gegen die Videowände vorgehen, da diese keine formelle Baugenehmigung benötigen. Auch Max Schoenberg, Vorsitzender des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe, geht gegen die neue Videowand auf die Barrikaden. "Es zeichnet sich ab, dass die Mehrheit unserer Mitglieder die Videowände nicht im Einklang mit dem Stadtbild sieht." Schoenberg empfindet die Reklametafeln als visuelle Umweltbelastung.

Der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Peter Strobel, wägt ab: "Wenn die Videowall genehmigt ist und das Stadtbild nicht stört, habe ich nichts dagegen." Die SPD fordert eine Genehmigungspflicht für Videowände und will die Landesbauordnung entsprechend ändern lassen.

Die Mehrheit der Bürger hatte bei einer nicht repräsentativen Umfrage ebenfalls nichts gegen die neue Videowand einzuwenden. "Videowalls passen in ein modernes Stadtbild", meint Harald Jochem aus Kirkel, "und der Platz bietet sich gut dafür an."

Dem stimmt Heike König-Krings aus Dudweiler zu: "Die Videowand stört mich nicht und passt zu einer modernen Stadt." Aijoscha Strenzl aus Saarbrücken wägt ab: "Auf der einen Seite gehört das zum modernen Stadtbild dazu. Aber es stört mich, dass ich überall mit Werbung bombardiert werde." Letzteres sieht auch Erma Wollensack aus Saargemünd so: "Es gibt schon mehr als genug Werbung in der Stadt, da brauchen wir diese Dinger nicht".

MSM-Unternehmenssprecher Großmann versteht die Aufregung um ihre Videowalls nicht. Sie sollten doch nur bezahlbare Werbung mit hoher Reichweite für regionale Unternehmen bieten. "Leute wollen in der Innenstadt hochwertige Inhalte", sagt Großmann.

Für 69 Euro könnten Firmen eine Woche lang Werbung auf einer Videowall buchen. "Außerdem möchten wir, wenn es zulässig ist, in Abstimmung mit den Behörden Public Viewing auf der neuen Videowall anbieten." So könnten Fußballspiele oder Nachrichten auf der Wand übertragen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort