Große Liebe zum alten Meister

Saarbrücken · Kunst und Kultur brauchen Förderer, die ihre Entwicklung und Unabhängigkeit stärken. Wo der klamme Staat sich zurückzieht, wird private Förderung wichtiger. Auch im Saarland gibt es einige Stiftungen, die Kultur unterstützen. Wir stellen in loser Folge einige von ihnen vor.

 Friederun Holschuh-Gottschalk (links) und Nike Keisinger von der Stiftung Historische Musik. Foto: Iris Maurer

Friederun Holschuh-Gottschalk (links) und Nike Keisinger von der Stiftung Historische Musik. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Die Liebe zur Musik von Johann Sebastian Bach brachte sie in dieser Konstellation zusammen: das Ehepaar Friederun Holschuh-Gottschalk und Paul Richard Gottschalk, die Journalistin Nike Keisinger und den Musiker Rainer Oster. Ihre Idee, ein eigenes Forum für historische Musik zu schaffen, wurde 2008 wahr: Am 22. November stellte sich damals die frisch formierte gemeinnützige "Stiftung Historische Musik" mit einem Gründungskonzert vor.

Im trotz winterlicher Witterung proper besuchten SR-Sendesaal spielte das Ensemble Parlando unter der Leitung von Rainer Oster Werke von Georg Philipp Telemann, Jan Dismas Zelenka und (selbstredend) von Bach: Zur Feier des Tages erklang die 3. Orchestersuite D-Dur mit dem illusteren "Air". In "historisch orientierter Aufführungspraxis", versteht sich - denn selbige "in ihren vielfältigen Erscheinungsformen zu fördern und zu vermitteln", hat die Stiftung an ihre Fahnen geheftet.

Dazu sollen ausdrücklich Sänger und Musiker engagiert werden, die mehr als nur vordergründige Virtuosität und schönen Klang produzieren: Anrührende Vorträge sollen "die Tiefe von Musikwerken erlebbar machen".

Mehrmals im Jahr lädt die Stiftung zu Konzerten im kleineren Rahmen: "Historische Musik am Staden" hieß eine Reihe in persönlicher Atmosphäre mit kammermusikalischen Besetzungen, die nach dem Umzug in die Europaallee 20 am Eurobahnhof nun in "Historische Musik im Entree" umgetauft wurde.

Zentrale Unternehmung der Stiftung ist freilich das Großprojekt "Bach-Kantaten in Saarbrücken", ein Kind von Nike Keisinger, das sich ungebrochener Beliebtheit erfreut und randvolle Kirchenschiffe beschert. Zwischen zwei Kantaten bieten die eintrittsfreien Konzerte als Intermezzo jeweils knappe theologische Anmerkungen der Pfarrer Otto Deutsch oder Friedrich Petrowski.

Neben Vokalconsort & Ensemble Parlando waren bereits Bach Collegium Saarbrücken, Le Concert Lorrain, Himlische Cantorey, Musica Alta Ripa, La Chapelle de la Vigne, Le Parlement de Musique und namhafte Solisten zu hören. Als Stammspielstätte habe sich die St. Arnualer Stiftskirche bewährt, so Nike Keisinger, die die Kirchenkantaten des Thomaskantors (er hat rund 200 komponiert) vor allem wegen ihrer Vielfalt gewählt hat: Mit Arien, Rezitativen, unterschiedlichsten Instrumental- und Chorsätzen bilden sie die gesamte Barockmusik ab. Und: "Die Kantaten werden selten aufgeführt", die Kirchen hätten kaum mehr die Mittel, um hochkarätige Interpreten zu bezahlen.

"Ich kenne keine zweite solche Reihe in Deutschland in dieser historischen Aufführungsweise", so Keisinger. Die Mitwirkung manch junger Sänger der Hochschule für Musik Saar (HfM) unterstreiche zudem die Verankerung in der Region und einen pädagogischen Ansatz, wie seinerzeit auch bei Bach. Für den 2. Juni, 17 Uhr, kündigt Keisinger nun einen großen Kantatengottesdienst in der Ludwigskirche an - zur Erinnerung daran, dass diese zu Bachs Zeiten gesellschaftliche Highlights waren.

Infos im Internet: www.stiftung-historische-musik.de - hier gibt's auch CDs zu allen Konzerten "Bach-Kantaten in Saarbrücken".

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