Geothermie-Kraftwerk in der Pfalz geht ans Netz

Insheim. Zu sehen ist eigentlich nicht viel. Rot, blau und silbrig glänzende Rohrleitungen kommen aus der Erde, führen in eine große Halle und von dort zurück. Das neue Geothermie-Kraftwerk im pfälzischen Insheim wirkt von außen fast so unspektakulär wie ein Warenzentrallager

 Blick auf das Geothermiekraftwerk in Insheim. Foto: dpa

Blick auf das Geothermiekraftwerk in Insheim. Foto: dpa

Insheim. Zu sehen ist eigentlich nicht viel. Rot, blau und silbrig glänzende Rohrleitungen kommen aus der Erde, führen in eine große Halle und von dort zurück. Das neue Geothermie-Kraftwerk im pfälzischen Insheim wirkt von außen fast so unspektakulär wie ein Warenzentrallager. Dabei steht die Anlage für große Hoffnungen: Gelingt es, damit ausreichend Strom zu produzieren, ohne dass es zu Erdbeben kommt?Im nur wenige Kilometer entfernten Landau hat genau das nicht funktioniert. Dort entstand ab 2005 das erste Geothermie-Kraftwerk in Rheinland-Pfalz, ein damals auch überregional beachtetes Pilotprojekt. Dann bebte mehrmals die Erde. Dass das Kraftwerk Schuld war, halten inzwischen auch die Pfalzwerke für sehr wahrscheinlich, der Betreiber der alten und der neuen Anlage. Ob durch die leichten Beben aber tatsächlich Schäden an Häusern entstanden, wie von einigen Landauern angegeben, ist bis heute umstritten.

In Insheim sei vieles anders, versichert das Energieunternehmen. Unter anderem sei die Technik beim Zurückpumpen des Wassers überarbeitet worden. "Wir müssen einfach aus unseren Erfahrungen lernen", sagt der Geschäftsführer der Geothermie-Sparte der Pfalzwerke, Christian Lerch. 8000 Haushalte könne das neue Kraftwerk mit Strom versorgen.

Gemeinsam ist Insheim und Landau die Lage im Oberrheingraben, der zwischen Basel und Mainz verläuft und für Geothermie als äußerst vielversprechendes Gebiet gilt. Theoretisch könne dort so viel Energie erzeugt werden, um den gesamten deutschen Bedarf zu decken, sagt der Darmstädter Geologe Ingo Sass. Im Gegensatz zu Sonne und Wind sprudele das heiße Wasser ohne Unterbrechung, rund um die Uhr.

Die Gegner sehen das anders. Sie bekämpfen das Werk in Insheim, wo aus rund 3800 Metern Tiefe 160 Grad heißes Wasser an die Oberfläche befördert, zur Stromerzeugung genutzt und wieder zurückgepumpt wird. Das hat nach Einschätzung der Bürgerinitiative aus dem benachbarten Steinweiler bereits zu Erdbeben und Gebäudeschäden geführt, weitere seien zu erwarten.

Wegen der Beben rechnet sich der Betrieb des Werks in Landau bis heute nicht, denn zur Sicherheit läuft es nur mit gedrosselter Kraft. Vergangenes Jahr stand das Werk fast vor dem Aus. Nun soll ein drittes Bohrloch helfen, das die Bundesregierung mit vier Millionen Euro bezuschusst.

In Rheinland-Pfalz sind weitere Kraftwerke in Planung, unter anderem im pfälzischen Rülzheim. Ursprünglich sollten es mehrere Dutzend sein, auch die Landesregierung hatte sich von der Technologie einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende erhofft. Doch seit den Beben in Landau ist die Euphorie verflogen. Nun schauen alle Augen nach Insheim.

Hintergrund

Bei Geothermie wird Erdwärme genutzt, um Strom und Wärme zu gewinnen. Die Temperaturen im Erdinneren von bis zu 6000 Grad Celsius erwärmen die oberen Gesteins- und Erdschichten und damit auch unterirdische Wasserreservoirs. In Mitteleuropa nimmt die Temperatur im Schnitt um rund drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu. dpa

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