Fensterzyklus von Ernst Alt in St. Ludwig vor der Vollendung

Saarlouis. "Der Keltertreter" heißt das 15. und letzte Motiv der Kirchenfenster, die der Künstler Ernst Alt für die katholische Ludwigskirche in Saarlouis entworfen hat. Das Fenster nahe dem Chorraum wird am 29. Juni eingeweiht. Die Fensterfolge ist damit 32 Jahre nach dem ersten Fenster vollendet

 Motiv "Der Keltertreter", hier im Entwurf, dessen Foto die Firma "Die Kunstglaser" aus Rottweil zur Verfügung gestellt hat. Foto: Kunstglaser

Motiv "Der Keltertreter", hier im Entwurf, dessen Foto die Firma "Die Kunstglaser" aus Rottweil zur Verfügung gestellt hat. Foto: Kunstglaser

Saarlouis. "Der Keltertreter" heißt das 15. und letzte Motiv der Kirchenfenster, die der Künstler Ernst Alt für die katholische Ludwigskirche in Saarlouis entworfen hat. Das Fenster nahe dem Chorraum wird am 29. Juni eingeweiht. Die Fensterfolge ist damit 32 Jahre nach dem ersten Fenster vollendet.Es ist der Rückgriff auf die Kunstrichtung des Expressionismus, der die Fenster, den Altbau-Teil der Kirche und den neuen Betonbau stilistisch zusammenhält. Obwohl keines der drei Elemente in der Zeit des Expressionismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Diese besonders in Deutschland heimische Kunstrichtung reduziert Bilder auf notwendige Konturen und drückt sparsam Befindlichkeiten des Menschen aus. Leid war ein Thema des Expressionismus vor allem in religiöser Kunst. Die Expressionisten ließen sich stark von der Gotik des 13. Jahrhunderts inspirieren, und diese Gotik war Vorlage des Neubaus der Ludwigskirche 1864 bis 1866. Herzstück war der Hochaltar von 1910, der nach 1985 wieder in den modernen Betonbau gestellt wurde.

Diesen Teil-Neubau in Beton entwarf Star-Architekt Gottfried Böhm, eingeweiht wurde er 1970. Böhm übersetzte die neugotische Architektur und zeitgenössische, damit beide Bauteile zusammenpassten. So orientierte er die Betonteile steil nach oben, ganz ähnlich dem (neu)gotischen Baugedanken. Und der Saarbrücker Künstler Ernst Alt gestaltete die Fenster in einer Bildsprache, die sehr an die expressionistische erinnert.

Der "Keltertreter", ein Symbol für Christus, ist ein Leidensmotiv, für das Alt auf einen Bibeltext des Propheten Jesaja zurückgreifen konnte, aber auch auf ein künstlerisches Vorbild der Spätgotik. Dort durchdringen sich das Thema Leid und das mystische religiöse Erleben des Mittelalters, wie es beides auch Alt geleitet hat.

Zusammengehalten werden die drei Elemente Alt- und Neubau sowie Fenster aber auch durch ihre Aussage, die Betonung des Leidens Christi. Wie Widerhaken finden sich in den Alt-Fenstern Dornen. Zeichen für das Leid, aus dem nach christlichem Glauben Leben erwächst. Das ist auch ein Zentralgedanke der Eucharistiefeier, wie er in der Gotik besonders betont wurde, und der Ausdruck der Hochaltar ist.

Die Dornen gehören nach der Bibel zur Dornenkrone auf dem Leidensweg Jesu. Sie sind aber auch Attribute des Heiligen Ludwig IX, des Kirchenpatrons, in der Kunst. Denn der hat der Legende nach im 13. Jahrhundert die Reliquie der Dornenkrone in seine Residenz Paris gebracht.

Der Fensterzyklus stellt den Leidenden in den Sinnzusammenhang eines großen Ganzen. Es ist die religiöse Interpretation des Lebens in der Spannung zwischen Unheil und Erlösung, Gefahr und Rettung, Angst und Hoffnung als Thema der Glaubensaussage eines Gottes der sich der Menschen erbarmt.

Festhochamt am Freitag, 29. Juni, 18.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort