Erinnerungen an die Zeit unter Tage

Bexbach

 Ein kleines Bilderalbum aus längst vergangenen Tagen war ein guter Anstoß für die früheren Bergleute, sich lebhaft an ihre Zeit unter Tage zu erinnern. Foto: Thorsten Wolf

Ein kleines Bilderalbum aus längst vergangenen Tagen war ein guter Anstoß für die früheren Bergleute, sich lebhaft an ihre Zeit unter Tage zu erinnern. Foto: Thorsten Wolf

Bexbach. Auftakt zum zweiten Großprojekt des Museums der Erinnerungen der Stiftung für Kultur und Umwelt der Kreissparkasse Saarpfalz: Am Wochenende trafen sich im Bexbacher Grubenmuseum ehemalige Bergleute mit dem Team des Museums der Erinnerungen um Carola Stahl von der Freien Kunstschule Artefix und Susanne Bamberger von der Kreissparkasse, um in einem ersten Erzählcafé auszuloten, was es aus den vergangenen Tagen des Bergbaus zu erzählen gibt (wir berichteten kurz). Zum Hintergrund: Mit dem Museum der Erinnerungen hat sich die Stiftung für Kultur und Umwelt der Kreissparkasse Saarpfalz zum Ziel gesetzt, die Alltagsgeschichte und Alltagsgeschichten aus unserer Region zu sammeln und per Buchveröffentlichung der Nachwelt zu erhalten. Widmete sich der erste Band, den die Stiftung vor Kurzem vorgestellt hatte, dem Leben rund um die Homburger Hohenburgschule (wir berichteten), so will man jetzt, kurz vor dessen offiziellen Ende, den Bergbau in den Erzählungen ehemaliger Bergleute geschichtlich mit Leben füllen.Dass es dort viel zu erzählen und viel zu notieren und zu bewerten geben wird, davon kündete schon das erste Erzählcafé. Standesgemäß bei Kaffee und Kuchen bedurfte es nur einer kurzen Einleitung von Bernhard Becker, des Leiters des Amtes für Heimat- und Denkmalpflege beim Saarpfalz-Kreis, und eines kurzen "Anstupsens" von Carola Stahl als Moderatorin und Chronistin des Nachmittags, und die rund 20 früheren "Männer unter Tages" begannen sich lebhaft an die früheren Zeiten unter Tage zu erinnern. Bis ins Jahr 1947 und 1948 reichten die Erzählungen zurück, nicht wenige der ersten Teilnehmer des Erzählcafés rund um den Bergbau in der Region hatten schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs den Weg unter Tage gefunden. So wie Franz Reinhardt, der 1947 mit seiner Arbeit auf einer Grube begonnen hatte. Der Tod seines Vaters, selbst Bergmann, hatte ihn als ältesten Sohn der Familie mit fünf Kindern in die Rolle des Broterwerbers gebracht. Mit einer Ausnahmegenehmigung konnte er die Schule ein viertel Jahr früher beenden - gerade mal 14 Jahre alt. Reinhardt: "Als dann am Ende des Schuljahres die Zeugnisse ausgegeben wurden, hab ich einen Tag Urlaub genommen, und hab mir mein Zeugnis abgeholt."

Viele Geschichten drehten sich auch um den ersten Tag im neuen Leben eines Bergmanns. So die eines der Teilnehmer, den die Mutter, in Unkenntnis der Arbeitsbedingungen auf einer Grube, im "guten Anzug" losgeschickt hatte - nur damit der sich später am Tag in eben jenem arbeitend in einer Werkstatt wiederfand.

Mit dem Einstieg in die Welt unter Tage hat die Stiftung für Kultur und Umwelt eine weiteres Kapitel ihres Museums der Erinnerungen aufgeschlagen - und das mit aktuellem Bezug: Im Jahr 2012 wird die Epoche des Kohlebergbaus im Saarland zu Ende gehen.

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