Ein Jahr ohne Lohn gearbeitet

St. Wendel. Golden war der Herbst bislang, und auch am Sonntag zum Erntedankfest ist kein trister, komplett verregneter Herbsttag zu erwarten. Auch wenn das der derzeitigen Stimmung der Landwirte viel besser entspräche

St. Wendel. Golden war der Herbst bislang, und auch am Sonntag zum Erntedankfest ist kein trister, komplett verregneter Herbsttag zu erwarten. Auch wenn das der derzeitigen Stimmung der Landwirte viel besser entspräche. Dabei war die Ernte in diesem Jahr durchaus zufrieden stellend und in einigen Bereichen sogar überdurchschnittlich, wie Peter Scherer (Foto: SZ), Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, bei seinem Besuch in der SZ-Redaktion erklärt. Für die Tiere gab es mehr als ausreichend Futter - Heu Grassilage - und die Getreide- sowie Rapsernte fiel in der Menge, besonders Weizen, überdurchschnittlich aus. Die Qualität hätte allerdings ein klein wenig besser sein können. Dem Weizen fehlt es an Eiweiß und dem Raps etwas an Öl. Höchstnoten verdiene der Mais, der im Landkreis St. Wendel ausschließlich als Viehfutter, Silage, verwendet wird. "Für den Landmann war 2009 ein gutes Erntejahr", fasst Scherer zusammen. Den Bauern allerdings stehe das Wasser bis zum Hals. Denn der Getreidepreis ist gegenüber 2008 in der Keller gerauscht. Mit etwa zehn Euro pro Doppelzentner liege der Preis rund 50 Prozent unter dem des Vorjahres. Raps wird derzeit mit 22 Euro pro Doppelzentner gehandelt. Damit könnten noch nicht einmal die Kosten für Saatgut, Aussaat, Dünger, Treibstoff, Maschinen und so weiter bezahlt werden. "Wir Bauern haben ein Jahr lang ohne Entlohnung gearbeitet", sagt Scherer. Über den ruinösen Milchpreis, derzeit 20 Cent pro Liter, will er schon gar nichts mehr sagen. Und auch die Fleischpreise gäben keinen Anlass zur Freude.Und doch rechnet Scherer fest damit, dass es für die Landwirtschaft, auch die im Landkreis St. Wendel, wieder bessere Zeiten geben wird. "Derzeit gehen die Bauern allerdings durch ein tiefes, breites Tal." Der Kreisvorsitzende rechnet aber ganz sich damit, dass nicht alle Landwirte am anderen Ufer ankommen werden. Schwer werde es besonders für solche Betriebe, die in den vergangenen Jahren kräftig in ihre Zukunft investiert haben. Bei den derzeitigen Preisen könnten viele Kollegen bereits nicht mehr ihre Bankkredite tilgen. Ausdrücklich lobte Scherer die lokalen Banken, die, auch auf Anregung des Landrates, schon in einigen Fällen schnell und unbürokratisch geholfen hätten. Aber auch diese Schulden müssten irgendwann abgezahlt werden. Ständig auf Pump leben sei keine Lösung. Hilfe verspricht sich Scherer von den Verbrauchern. Immer mehr seien bereit, regionale und einwandfreie Lebensmittel zu kaufen. Damit täten sie sich, den Landwirten und auch ihrer heimischen Landschaft etwas Gutes. "Denn ohne Landwirtschaft geht es auch mit der Kulturlandschaft, der Grundlage des Tourismus, zu Ende."

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