Erntedankfest Hoffnungsschimmer für die Landwirte

St. Wendel · Peter Scherer, Chef des Bauernverbandes St. Wendel, zieht die alljährliche Bilanz der landwirtschaftlichen Arbeit im Kreis.

 Für die Milchbauern hat sich die prekäre Lage des vergangenen Jahres inzwischen leicht entspannt.

Für die Milchbauern hat sich die prekäre Lage des vergangenen Jahres inzwischen leicht entspannt.

Foto: Melanie Mai

Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels für die Bauern im Landkreis St. Wendel. Klagte Peter Scherer, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes St.Wendel, 2016 über den Verfall des Milchpreises und über Existenzängste der Landwirte, so sieht die Situation in diesem Jahr etwas entspannter aus. Am Sonntag ist Erntedankfest — Anlass für Scherer und die Saarbrücker Zeitung, Jahr für Jahr einen Blick auf die Landwirtschaft zu werfen.

21 Cent – das war der Preis für einen Liter Milch im vergangenen Jahr. „Ein kostendeckendes Arbeiten ist nicht möglich“, sagte Scherer damals. Seitdem hat sich auf dem Milchmarkt Einiges getan. die Nachfrage steigt.  Scherer spricht von einer „deutlichen Verbesserung“. Der Milchpreis liegt bei 31 Cent. Es gebe sogar Regionen, in denen der Landwirt 38 Cent pro Liter bekomme. „Das sind Preise, bei denen fängt es wieder an, Spaß zu machen“, so Scherer.  Aber für ihn sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Arbeit der Bauern müsste noch weitaus mehr  wertgeschätzt und entsprechend bezahlt werden.

Was ihn freut und gleichzeitig wundert ist die starke Nachfrage nach Butter. Der Preis für Butter sei historisch hoch. Das Kilo kostet etwa sieben Euro. Warum die Nachfrage so hoch ist, kann er sich nicht erklären. Fest steht jedenfalls für ihn: „Die Butter hat in der Diksussion um Choleresterin und Ernährung die Krise überstanden.“

Apropos Krise: Der Skandal um verseuchte Eier hat die Geflügel-Bauern in der Region wenig tangiert. Die wenigen Anbieter im Landkreis St. Wendel hätten einen gefestigten Kundenstamm. Da habe der Skandal sich eher positiv denn negativ ausgewirkt.

Die Getreideernte ist nun abgeschlossen. Sie ist laut Scherer durchwachsen. Noch Ende Juli dachten die Landwirte an eine frühe, gute Ernte. Das Wetter war warm und trocken. Doch kaum seien die ersten Mähdrescher auf dem Feld gewesen, begann die wechselhafte Phase. Um dreschen zu können, muss das Korn lagerfähig und damit trocken sein. Daher seien zwei trockene Tage nicht gleich zwei Erntetage. Meist könne erst eineinhalb Tage nach dem letzten Regen mit der Ernte begonnen werden. Daher habe sich nicht nur die Qualität verschlechtert , auch die Ernte, die normalerweise in acht Tagen eingefahren ist, habe sich auf vier, fünf Wochen hingezogen.  Mit jedem Tag habe die Qualität eingebüßt. Gegen Ende der Ernte sei nur noch Futtergetreide übrig geblieben.  Insgesamt nennt Scherer die Ernte „durchschnittlich“, am Anfang sei sie sehr gut, am Ende sehr schlecht gewesen. Der Preis sei mit dem im Vorjahr vergleichbar. 100 Kilogramm Weizen bringen 14 Euro, 100 Kilo Futtergetreide elf Euro. „Einige Partien haben so stark gelitten, dass dafür nur neun Euro gezahlt werden“, so Scherer.  Diese Preise seien aber noch lange nicht im Sinne der Landwirte: „Über alles über 20 Euro freut sich der Bauer.“ Das sei aber Utopie. Grund dafür sei die weltweit gute Versorgung mit Getreide.

 Kartoffelernte im Kreis St. Wendel: Die geernteten Knollen werden über ein Fließband von den Erntehelfern Andrea König und Daniel Bungert sortiert, noch grüne Kartoffeln fliegen raus.

Kartoffelernte im Kreis St. Wendel: Die geernteten Knollen werden über ein Fließband von den Erntehelfern Andrea König und Daniel Bungert sortiert, noch grüne Kartoffeln fliegen raus.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Auf diesem Maisfeld zwischen Niederlinxweiler und Oberlinxweiler läuft die Ernte gut.

Auf diesem Maisfeld zwischen Niederlinxweiler und Oberlinxweiler läuft die Ernte gut.

Foto: B&K/Bonenberger/

Beim Futter lief es genau umbekehrt wie beim Getreide. Bevor Mitte Juli das unbeständige Wetter begann, hatten die meisten Landwirte noch massive Futterengpässe befürchtet. Oft wurden auf den Hektar nur zwei Ballen Heu geerntet, das war 75 Prozent weniger als in normalen Jahren. Der zweite und dritte Aufwuchs haben dann das Erntedefizit wettgemacht, so Scherer: „Futtervorräte sind reichlicht vorhanden, so kommen wir über den Winter.“ Jetzt steht erst einmal die Mais-Ernte an. Und da ist Scherer optimistisch: Die verspricht gut zu werden.“

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