Ein echter Pfundskerl

Merzig. In Windeseile hat Uwe Kröger den Satz auf Saarlouiser Platt drauf. Nur der Tonfall scheint dem Perfektionisten noch nicht so recht zu passen. Klaffen doch Welten zwischen dem "S C H", wie die Saarländer diese Lautfolge akzentuieren, und der Aussprache in Nordrhein-Westfalen

Merzig. In Windeseile hat Uwe Kröger den Satz auf Saarlouiser Platt drauf. Nur der Tonfall scheint dem Perfektionisten noch nicht so recht zu passen. Klaffen doch Welten zwischen dem "S C H", wie die Saarländer diese Lautfolge akzentuieren, und der Aussprache in Nordrhein-Westfalen.Zur Übung lässt er sich die Liebeserklärung — für den gebürtigen Kamener eine ungewohnte Sprache — mehrmals hintereinander auf den Lippen zergehen. Andreas Gergen lauscht den Klängen des Komplimentes, freut sich wie ein Schneekönig über den Gag. "Mir ist der Satz bei den Proben eingefallen", gesteht der Regisseur, ein gebürtiger Saarlouiser. Ein paar "heimatliche Klänge" tun dem preisgekrönten Broadway-Musical "Hairspray" auf jeden Fall gut, findet der Operndirektor von Salzburg. Daher hat der Mann, der einst im TV die neue Generation von Heinz Becker verkörperte, diesen Satz eingebaut — ein Kompliment an Tracy Turnblad und seine Vaterstadt. Gergen, der vor Jahren als zweiter Stefan von sich reden machte, zieht jetzt die Fäden im Merziger Zeltpalast - beim aktuellen Musical von Musik und Theater Saar. Dafür hat sich Chef Joachim Arnold das preisgekrönte Broadway-Musical ausgesucht — als Neuinszenierung. Der "saarländische Einlass" in dem Stück bleibt derzeit streng unter Verschluss — das Geheimnis soll erst beim ersten öffentlichen Auftritt gelüftet werden. Und noch eines verinnerlicht der Musicalstar mehr und mehr: seine Üppigkeit. Für die Rolle als gewichtige Mutter Edna zwängt sich die sonst schlanke Musical-Ikone in einen Fatsuit, schleppt ihn über Stunden mit sich rum. "Durch diese Rolle habe ich Achtung vor den Menschen bekommen, die schwergewichtig sind und sich trotzdem grazil auf High-Heels bewegen", bricht er eine Lanze für die Kräftigen und lässt seine Hände über die Rundungen aus Schaumstoff tanzen.

"Um in dem Fatsuit tanzen zu können, hat er eigens mit einem Personal Trainer geübt", verrät Regieassistentin Corinna Jarosch und verfolgt die Gaudi, die sich Mama Edna alias Kröger und Töchterchen Tracy, dargestellt von Conny Bauer, auf der ersten Etage am Bügelbrett einfallen lassen: Spaß mit Glätteisen und Telefon in der oberen Etage, es geht die Treppe runter zum altmodischen Eiswagen, wo sich das Duo in komische Posen wirft, trippelt zum gegenüberliegenden Teil der Bühne, greift zur Dose, versprüht Haarspray und Charme, was das Zeug hält: Die Hauptdarsteller des Stücks, das 1962 in Baltimore spielt, lassen es mal richtig krachen — lustig, schräg, kultig, ganz, so, wie es sich Gergen vorstellt. Einige Szenen stehen schon — von Mutter und Tochter ebenso wie der Part von Edna mit Ehemann Wilbur alias Andreas Zaron. Man versteht sich, mag sich, hat Spaß an der Arbeit.

Während Regisseur Gergen mit seinen Hauptdarstellern noch Details abspricht, tanzt Danny Costello, voll konzentriert auf jeden seiner Schritte neben der Bühne, stoppt, beginnt von vorne. Die Choreografie des Stücks hat der gebürtige US-Amerikaner längst im Kopf, wären da nicht ständig die neuen Einfälle, wie die Neuinszenierung durch ausgefeilte Schritte aufzupeppen ist. Nur noch einige Tage — dann geht es in die bayerische Metropole - zur Premiere am Deutschen Theater am 3. Juli. Ab 27. Juli dann haben die Zuschauer in Merzig Tracy, Mama Edna und all die Darsteller des sprühenden Stücks ganz für sich.

Das Musical "Hairspray" läuft vom 27. Juli bis 16. September im Zeltpalast Merzig. Karten: Musik und Theater Saar, Montag bis Freitag, neun bis 17 Uhr, samstags nur telefonisch von neun bis zwölf Uhr, 13 bis 17 Uhr, Tel. (0 68 61) 9 91 00, Fax (0 68 61) 99 10 20.

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"Ein paar heimatliche Klänge tun dem Musical auf jeden Fall gut."

Regisseur Andreas Gergen zum Lokalkolorit in "Hairspray"

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