Die Uhr läuft für Velsen

Großrosseln. Bekanntlich läuft der Bergbau Mitte kommenden Jahres im Saarland endgültig aus. Und wenn nichts mehr geschieht, schlägt bereits Ende des Jahres die Stunde für das Erlebnisbergwerk in Velsen. Denn ab dann ist bei der TÜV Nord Bildung Saar (früher RAG Bildung Saar) endgültig kein Bedarf an bergmännischer Ausbildung mehr

Großrosseln. Bekanntlich läuft der Bergbau Mitte kommenden Jahres im Saarland endgültig aus. Und wenn nichts mehr geschieht, schlägt bereits Ende des Jahres die Stunde für das Erlebnisbergwerk in Velsen. Denn ab dann ist bei der TÜV Nord Bildung Saar (früher RAG Bildung Saar) endgültig kein Bedarf an bergmännischer Ausbildung mehr. Die Stollen, rund 700 Meter lang auf drei Sohlen, müssten dann verfüllt werden. Und die Tourismus-Zentrale Saarland könnte aufhören, auf ihrer Internetseite (www.tourismus.saarland.de) für diese "gelungene Symbiose aus Besucherbergwerk und Ausbildungsstollen" zu werben.Die Gruppe "Pro Erlebnisbergwerk Velsen", getragen von früheren Bergleuten aus dem ganzen Saarland, will dies verhindern. Sie hat in sozialen Foren im Internet wie Facebook oder "Wer kennt wen" bis Dienstagabend bereits rund 650 zustimmende Zuschriften erhalten. Ziel ist es, einen Förderverein zu gründen, der die Einrichtung für kommende Generationen am Leben hält.

Wir haben gestern in Velsen vier Mitglieder der Gruppe getroffen: Volker Etgen, früher Vermessungssteiger, aus Ludweiler, Heinz Kuhn, früher Controller im Bergwerk Warndt, aus Eppelborn, Uwe Prior, früher Sicherheitstechniker im Warndt und am Nordschacht, aus Großrosseln und Gerd Schäfer, früher Betriebsführer unter Tage im Warndt, aus Schwalbach. Schäfer geht heutzutage in Schulen, um dort das Thema Bergbau zu erläutern, und lässt dann die Kinder auch gerne die Praxis im Erlebnisbergwerk schnuppern.

Bevor es (etwa Mitte August) zur Gründung des Fördervereins kommt, gilt es laut Schäfer, bestimmte "Hausaufgaben" zu machen. Im Vordergrund steht dabei, "die Betriebskosten auf deutlich unter 100 000 Euro pro Jahr zu drücken". Die Personalkosten könnten wesentlich günstiger ausfallen, wenn sich frühere Bergleute ehrenamtlich engagierten. Und bisher brenne den ganzen Tag lang Licht. Schäfer: "Wir müssten den Strom nur dann anschalten, wenn Besucher kommen."

Besucher sind natürlich das A und 0. Eine zweieinhalbstündige Führung kostet derzeit nur 7,40 Euro, doch es wurde bisher, weil es primär um Ausbildung ging, nur zurückhaltend geworben. Rund 1500 Gäste kamen dennoch im Jahresschnitt. Als beim jüngsten Warndt-Weekend rund 5000 Besucher nach Velsen strömten, herrschte pausenlos Gedränge am Schacht. Das wirkt ausbaufähig, wenn man auf das ganz Besondere in Velsen hinweist: ein richtiges kleines Bergwerk unter Tage, mit Originaleinrichtung und betriebsbereiten Maschinen. Anders als etwa im benachbarten Carreau Wendel, "wo man alles nur in Hallen über Tage sieht" (Schäfer).

Zunächst wollen die Vereinsgründer nun eine eigene Internetseite ins Leben zu rufen - damit auch die mitmachen können, die sich nur ungern in sozialen Netzen bewegen.

Hintergrund

Das Bergwerk Velsen wurde 1965 zu Gunsten des Bergwerks Warndt als Förderstandort stillgelegt. Als historisches Ensemble erhalten blieben der Förderturm, die Maschinenhalle, das Verwaltungsgebäude und die Kaffeeküche. Das heutige Erlebnisbergwerk auf dem Grubengelände wurde im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker angelegt und wird seit 1945 zur Ausbildung genutzt. er

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