Die Stadtmitte retten ohne Tunnel

Saarbrücken. Das Saarbrücker Bürgerforum "schätzt Frau Wandel-Hoefer sehr", sagt dessen Vorsitzende, Ulrike Donié. Es habe nie jemand Besseren an der Spitze des Baudezernats gegeben, als Rena Wandel-Hoefer, sagt Doniés Bürgerforum-Mitstreiter Dietmar Kolling

Saarbrücken. Das Saarbrücker Bürgerforum "schätzt Frau Wandel-Hoefer sehr", sagt dessen Vorsitzende, Ulrike Donié. Es habe nie jemand Besseren an der Spitze des Baudezernats gegeben, als Rena Wandel-Hoefer, sagt Doniés Bürgerforum-Mitstreiter Dietmar Kolling. Gerade deshalb setze man darauf, dass die Baudezernentin sich vom Stadtautobahntunnel-Projekt verabschiede und neu nachdenkt - über eine Südumfahrung.Die Südumfahrung soll die aus Frankreich kommende Autobahn von der Goldenen Bremm aus mit der der A 620 verbinden. Dazu müsste eine Autobahntrasse durchs Deutschmühlental gelegt werden, die am Messegelände auf die A 620 trifft. Über diese Autobahn könnte man den Verkehr leiten, der kein Ziel in der Innenstadt hat und die Stadtautobahn bisher nur als Durchfahrtstraße nutzt, argumentiert das Bürgerforum.

Die Stadtautobahn könnte dann zwischen Ost- und Westspange zum "Boulevard" werden - also zu einer "normalen innerstädtischen Straße". Dieses Verkehrsprojekt hat aus Sicht des Bürgerforums mehrere Vorteile: Für diese Autobahn sei alleine der Bund zuständig, die Frage der Finanzierung sei also nicht mehr Sache von Stadt und Land. Während der Tunnel den Verkehr nur zwischen Bismarck- und Luisenbrücke "verschwinden" lassen würde, könne die Stadt mit Hilfe der Umfahrung auf der doppelten Länge entlastet werden.

Die Idee hat das Bürgerforum schon vor knapp zwei Jahren vorgetragen. Dass es die Idee nun mit Hilfe einer Broschüre intensiv bewerben will, habe vor allem einen Grund: Anders als beim ersten Vorstoß stehe nun das Messegelände, das nicht mehr genutzt werden soll, für die Autobahnanbindung zur Verfügung. Außerdem hat Diplom-Ingenieur Norbert Mendgen von der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) inzwischen ebenfalls dafür plädiert, eine Südumfahrung zu bauen.

Mendgen ist Mitglied der neuen Initiative "Südumgehung statt Tunnel". Diese Initiative, der auch der ehemalige Amtsleiter für Bauaufsicht, Planung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Regionalverband, Walter Delarber, angehört, meldet sich "jetzt zu Wort, weil die Stadt kürzlich die Saarmesse erworben hat und dieses Gelände jetzt die einmalige Chance für unsere Alternative bietet", heißt es auf deren Internetseite (suedumgehung-sb.de). Auch sei jetzt genug Zeit, die Alternative endlich ernsthaft zu diskutieren, weil die Tunnelentscheidung auf 2015 verschoben wurde.

Mit einer Südumgehung wäre Saarbrückens Verkehrsproblem allerdings nicht gelöst, warnt das Bürgerforum. Die Hälfte des Verkehrs, der zurzeit auf der Stadtautobahn fließt, sei kein Durchgangsverkehr. Immerhin noch fast 50 000 Autos müsse der "Boulevard" dann verkraften. "Wir müssen nachdenken, wie wir in dieser Stadt leben, ohne uns zu vergiften und kaputtzumachen", fordert Donié. Das bedeute: Der öffentliche Personennah- und der Radverkehr müssen weiter gestärkt, die Bedingungen für Fußgänger verbessert werden. So könne die Stadtmitte am Fluss attraktiv werden.

Die Broschüre gibt es für drei Euro plus Porto bei Ulrike Donié, Tel. (06 81) 4 78 21.

Meinung

Nachdenken lohnt sich

Von SZ-RedakteurMartin Rolshausen

Bevor jetzt die Köpfe geschüttelt werden über die Idee mit der Südumfahrung und den Versuch des Bürgerforums, mit Hilfe einer Broschüre für sie zu werben: Diese Bürgergruppe hat schon einige Male bewiesen, dass sie mit ihren Ideen richtigliegt. Das Bürgerforum hat nicht nur das Altstadtfest initiiert, es hat einst die Umwandlung des St. Johanner Markts in eine Fußgängerzone vorangebracht und geholfen, den Abriss der Alten Brücke zu verhindern. Auch was die Verkehrspolitik angeht, hat das Bürgerforum vorausgedacht: 1986 hat es in einer Broschüre für eine Straßenbahn für Saarbrücken geworben. Erst wurden die Bürger von der Politik belächelt, gut zehn Jahre später fuhr dann die Saarbahn.

 Dietmar Kolling und Ulrike Donié vom Saarbrücker Bürgerforum zu Besuch in der SZ-Redaktion. Foto: Martin Rolshausen

Dietmar Kolling und Ulrike Donié vom Saarbrücker Bürgerforum zu Besuch in der SZ-Redaktion. Foto: Martin Rolshausen

Auch wenn die Politik noch rumeiert: Der Tunnel ist tot. Die Südumfahrung könnte eine Alternative dazu sein. Diese Alternative zu prüfen, zu schauen, wo die Trasse verlaufen könnte, ist nicht Aufgabe des Bürgerforums. Darum müssen sich nun die Experten und die Politiker kümmern.

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